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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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war wie Pauls Selbstvorwürfe ein paar Stunden zuvor. Dieses Wissen änderte bedauerlicherweise nichts an ihren Gefühlen. Sie hütete sich jedoch, das auszusprechen, sondern nickte nur, was Dietrich zu genügen schien.
    Â»Gut. Lassen Sie uns in die Küche gehen, wir können da besser am Tisch sitzen.«
    In der Küche schälte er sich aus seinem Mantel und holte ein Notebook aus der Tasche, die er über der Schulter getragen hatte. »Wo ist Herr Freese?«
    Kassandra erklärte ihm, warum Paul nicht hier war, woraufhin Dietrich bedauernd sagte: »Ich hoffe, Frau Freese erholt sich bald. Ich hatte allerdings darauf spekuliert, dass gerade er einen Blick auf den Film werfen könnte. Er hat Inga Lange ja genau beobachtet, um sich darüber klar zu werden, ob sie Michael Langes Tochter sein könnte. Er kennt ihre Bewegungen und kann am besten beurteilen, ob sie die Frau auf dem Parkplatz ist. Aber nun müssen Sie eben ran, Sie sind ihr ja in den letzten Monaten auch häufig über den Weg gelaufen, während ich sie vorgestern zum ersten Mal seit vielen Jahren gesehen habe, was mich nicht gerade zum Experten macht.«
    Während das Notebook hochfuhr und Dietrich es mit einer DVD fütterte, stellte Kassandra zwei Gläser auf den Tisch und goss ihnen Wasser ein.
    Â»Danke«, sagte Dietrich und bedeutete ihr, sich neben ihn zu setzen. Zuerst zeigte er ihr die Aufnahme vom Hotelfoyer. »Leider ist der Weg vom Eingang zur Rezeption zu kurz, als dass man ihre Bewegungen mit denen auf dem Parkplatz vergleichen könnte, und auch ein Abgleich mit ihren Kochshows bringt nichts, weil sie in der Küchendekoration höchstens mal ein, zwei Meter nach rechts oder links geht.«
    Â»Sie haben sich eine von Ingas Shows angesehen?«, fragte Kassandra.
    Â»Mehrere. Schon bevor sie es angeregt hatte, übrigens und sicher nicht wegen der Rezepte.«
    Dietrich hatte recht, die Frau im Foyer war zweifellos Inga. Als Nächstes bekam Kassandra die Aufnahme vom Parkplatz vorgeführt. Gebannt beugte sie sich vor – und stieß dabei eins der Wassergläser um, dessen Inhalt sich auf Dietrichs Anzug zu ergießen drohte.
    Instinktiv sprang er auf, aber er hatte offenbar vergessen, dass ihm sein Bein allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz hin und wieder doch Schwierigkeiten bereitete. Der Stuhl polterte hinter ihm zu Boden, er selbst kam im Aufstehen ins Trudeln, konnte sich nicht mehr fangen und landete neben dem Stuhl.
    Auch Kassandra war aufgesprungen. Zwei Schrecksekunden lang starrten sie einander an, während der sie fast panisch überlegte, ob sie ihm die Hand reichen sollte. Er hatte eben so kategorisch jede Hilfe abgelehnt, dass sie befürchtete, wieder etwas falsch zu machen, und es bleiben ließ. Bei dem Versuch, sich aufzurappeln, verzog Dietrich vor Schmerz das Gesicht und schaute gleichermaßen verärgert und peinlich berührt zu ihr hoch, als es ihm nicht gelang. Schließlich stützte er sich mit einem Arm auf dem Boden ab und streckte ihr den anderen entgegen. »Würden Sie mir meine Borniertheit verzeihen und mir helfen? Ich schaff’s nicht allein.«
    Kurz darauf stand Dietrich wieder aufrecht vor ihr und strich sich zuerst über den Anzug und dann durch die Haare. »Immerhin bin ich nicht nass geworden.« Er lächelte selbstironisch. »Herrn Jungs Fliesen hatten weniger Glück.«
    Â»Es … tut mir leid«, stammelte Kassandra. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie am liebsten in den Fugen ebenjener Fliesen versunken. Sie wusste nicht mal, was sie meinte – den Unfall mit dem Glas oder den Autounfall vor ein paar Monaten.
    Dietrich musterte sie so lange, dass sie versucht war, wegzuschauen. »Frau Voß«, sagte er ruhig. »Es ist nicht Ihre Schuld.«
    Verblüfft darüber, dass er anscheinend genau wusste, was in ihr vorging, fand sie zuerst keine Antwort. »Aber wenn ich nicht …«
    Â»Halten Sie mich für einen so schlechten Polizisten? Wenn Sie sich nicht eingemischt hätten, hätte es etwas länger gedauert, aber ich hoffe doch, dass ich auch ohne Sie am Ende drauf gekommen wäre – mit denselben Konsequenzen, fürchte ich. Hören Sie auf, sich Vorwürfe zu machen.«
    Â»Hm«, machte Kassandra wenig überzeugt.
    Â»Menschenskind, wie hält Paul Freese das bloß mit einer Frau aus, die sich nie was sagen lässt?« Er

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