Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
Vom Netzwerk:
hob die Brauen, aber da Dietrich nichts weiter preisgab, sagte sie: »Wenn Heinz so konsequent schweigt, muss er selbst wissen oder zumindest ahnen, wer diese Person ist. Und diese Person muss ihm so wichtig sein, dass er sie deckt.«
    Dietrich nickte. »Irgendeine Idee?«
    Kassandra und Paul sahen sich an. Heinz hatte nicht gerade überwältigend viele Freunde, im Grunde fiel ihr gar keiner ein. Für einen bloßen Bekannten würde er kaum schweigen, und die Einzige, für die er vielleicht in die Bresche springen würde, wäre Kassandra selbst. Aber das war absurd. Er konnte nicht im Ernst annehmen, dass sie Sascha Freese erschossen hatte. Wer also? Wer bedeutete Heinz so viel, dass er das auf sich nahm?
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Â»Und Sie, Herr Freese?«, erkundigte sich Dietrich.
    Â»Nein«, sagte auch Paul. »Heinz hatte nie wirklich gute Freunde. Seine Frau Karin war ihm immer genug.«
    Dietrich seufzte. »Dass er keine Freunde hat, stellt uns vor das nächste Problem, das eigentlich das allererste ist: der Zutritt zum Haus. Da es keinerlei Einbruchspuren an Fenstern und Türen gibt, würde ich normalerweise annehmen, dass der Täter bei Heinz Jung ein und aus geht, vielleicht sogar einen Hausschlüssel hat. Nach allem, was ich bisher gehört habe, trifft das allerdings höchstens auf Sie zu, Frau Voß.«
    Â»Ein und aus gehe ich bei ihm nicht gerade, aber ab und zu bin ich schon da, und ich habe einen Schlüssel für Notfälle. Wie wär’s, Sie könnten mich ja wieder verdächtigen«, spöttelte Kassandra.
    Dietrich lächelte. »Den Fauxpas begehe ich so schnell nicht noch mal. Außerdem habe ich Ihre Reaktion am Tatort gesehen, die war echt. Ich gehe davon aus, dass Sie nicht wissen, wer einen weiteren Schlüssel besitzen könnte?« Auf Kassandras Bestätigung hin fuhr er fort: »Trotzdem hat Ihr Onkel anscheinend wenigstens einen engen Freund oder eine enge Freundin, sonst würde er niemanden schützen. Möglicherweise war es diese Person, die die Pistole gestohlen hat, möglicherweise täuscht er sich aber auch, und jemand ganz anderes hatte andere Mittel und Wege. Die Zahlenreihe lässt sich erraten, wenn man Heinz Jung gut kennt. Letzteres muss aber nicht unbedingt der Fall sein. Wustrow ist vermutlich ein Dorf wie jedes andere – viele wissen vieles über viele. Wenn man es geschickt anstellt oder sogar das Vertrauen der Fischländer genießt – weil man vielleicht selbst einer ist –, kriegt man die Informationen über jemanden ganz beiläufig. Das heißt leider: Alles ist möglich.« Dietrich machte eine kleine Pause. »Den Zeitpunkt des Diebstahls können wir dank Herrn Jungs Terminkalender eingrenzen. Letzten Montag hat er im Verein geschossen, da war die Waffe noch da. Am Dienstagabend ist er auf der Jubiläumsfeier eines Vereinskollegen gewesen, der Täter hätte da Gelegenheit gehabt, sie zu stehlen. Was Heinz Jung am Mittwoch getan hat, ist im Detail unklar. Wir wissen, wann er im ›Dünentraum‹ aufgekreuzt und ungefähr, wann er wieder gegangen ist – als es wieder ruhig wurde nämlich. Der Täter hätte sich die Waffe demnach auch am Mittwoch besorgen können.«
    Dietrich hatte eine Menge gesagt, was Kassandra erst mal verdauen musste. Sie war dankbar, dass er ihr und Paul Gelegenheit dazu gab und selbst gedankenverloren mit seiner Gabel spielte. Schließlich sah er sie an. »In Wustrow ist zwar anscheinend kein Mensch mit Heinz Jung befreundet, dafür herrscht geradezu ein Überangebot an Menschen, die ein Motiv hätten, Sascha Freese zu töten. So ähnlich hat sich Bruno Ewald jedenfalls geäußert. Als wir nachhakten, war er plötzlich zu wie eine Auster, und wenn ich die Fischländer richtig einschätze, wird die Polizei bei den meisten anderen ähnliche Erfahrungen machen.« Er fing an, in seinem Salat herumzupicken, der seit ewig vor ihm stand, den er aber, genau wie Kassandra und Paul ihren, bisher nicht angerührt hatte. »Machen wir’s doch folgendermaßen: Sie hören sich ein bisschen um, Ihnen vertrauen die Leute viel mehr als mir, auch wenn wir alle dasselbe wollen. Sie versuchen außerdem, das Buch zu entschlüsseln, möglicherweise ist es doch hilfreich. Ich kümmere mich weiter um Sascha Freeses unmittelbarere Vergangenheit und seine

Weitere Kostenlose Bücher