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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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und du musst natürlich wissen, wie viele Leute kommen. Nagel ihn fest.«
    Â»Wenn du meinst, dass er auf mich positiver reagiert als auf dich. Hast du seine Telefonnummer?«
    Â»Ich frage Thomas, es sah ja so aus, als hätten die beiden noch Kontakt.« Er legte die Hände auf die Mauer, wie um sich abzustützen. »Wenn ich daran glaubte, dass Menschen nach dem Tod noch irgendwo weiterexistieren, würde ich wetten, Sascha sieht von dort zu und amüsiert sich.« Er wandte sich vom Hafen ab und setzte sich wieder in Bewegung.
    Bis sie beim ehemaligen kaiserlichen Postamt, das über alle anderen Häuser hinwegragte, in die Parkstraße einbogen, schwiegen sie.
    Â»Du hast vorhin so schön Clemens’ Charakter analysiert. Welche Meinung hast du zu Inga?«, wollte Paul wissen.
    Â»Das mit Clemens war keine spontane Eingebung, sondern das Ergebnis längeren Nachdenkens – sicher habe ich dabei auch berücksichtigt, weshalb ich über ihn nachdenke. Inga mit Verbrechen in Verbindung zu bringen, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig, egal, ob es um die Dinge geht, die sie vor ein paar Jahren getan hat, oder um die, die sie erst kürzlich getan haben könnte.«
    Â»Und wenn du davon absiehst?«
    Â»Im Moment bin ich etwas zwiegespalten. Falls Mona sich da nichts einbildet mit Mirko, behandelt Inga sie nicht gerade nett. Ich hoffe ja, dass sie sich irrt. Vorher habe ich sie jedenfalls für eine kreative, gänzlich unkonventionelle Frau gehalten, die schon immer so war und sich trotz all des Wirbels erfreulicherweise nie groß verändert hat. Dabei muss sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt von Grund auf gewandelt haben.«
    Mittlerweile gingen sie auf den Platz mit der Alten Eiche zu und konnten erkennen, dass in Ingas Wintergarten noch Gäste saßen. Erstaunt registrierte Kassandra, dass Paul auf das »FischLänder« zuhielt, statt über den Platz abzukürzen, um in den Birkenweg einzubiegen.
    Â»Wo willst du hin?«
    Â»Zu Inga.«
    Â»Jetzt noch?«
    Â»Sie meinte gestern, dass sie was mit mir zu besprechen hat. Ich will wissen, was das ist.«
    Kassandra wollte gerade eine Vermutung äußern, da bemerkte sie vor dem Restaurant eine Gestalt auf dem Gehweg. Ihr fiel ein, dass sie am Dienstagabend ebenfalls eine Gestalt vor dem »FischLänder« stehen gesehen hatte, und fragte sich im Nachhinein, ob das Sascha gewesen sein könnte. Doch während derjenige vollkommen unbewegt auf das Restaurant gestarrt hatte, wirkte der Mann heute unentschlossen. Er machte einen Schritt auf den Eingang zu, trat wieder zurück, sah die Straße hinauf und hinunter und entdeckte dabei Paul und Kassandra, die nun fast vor ihm standen.
    Â»Paul?« Er stieß die Luft aus, als hätte er seit Stunden den Atem angehalten, Kassandra beachtete er gar nicht. »Dich schickt der Himmel, würdest du mir einen Gefallen tun?«
    Â»Wenn ich kann«, antwortete Paul zurückhaltend.
    Â»Würdest du Mirko bitten, kurz rauszukommen?«
    Paul hob die Brauen. »Warum gehst du nicht rein, wenn du mit ihm reden willst?«
    Â»Weil … Wir haben uns gestritten, und ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn er mich sieht. Ich lege keinen Wert auf eine Szene.« Er schluckte, das Folgende schien ihm nicht leichtzufallen. »Bitte.«
    Â»Wenn das so schlimm war: Wäre es nicht besser zu warten, bis er Feierabend hat?«
    Der Mann schüttelte wortlos den Kopf.
    Paul zuckte mit den Schultern. »Du musst es wissen. Ich versuch’s, aber wenn er nicht will, werde ich ihn auch nicht überzeugen können.«
    Â»Danke.«
    Paul zog die Tür auf, während Kassandra noch einmal zurückschaute auf den untersetzten Mann im Trenchcoat und der etwas altmodischen Mütze auf dem Kopf. »Wer ist das?«, fragte sie leise, doch Paul hörte sie nicht. Er ließ seinen Blick suchend durch das Restaurant schweifen, bis er Mirko gefunden hatte, der gerade einen der hinteren Tische abräumte, offenbar wieder fit.
    Zum ersten Mal unterzog Kassandra Mirko einer genaueren Betrachtung. Er war ein schlanker Mann mit hellbraunen, zu einer Strubbelfrisur gegelten Haaren und einem Ohrring. Als er näher trat, weil Paul ihn hergewinkt hatte, sah sie, dass seine Augen hinter einer schmalen, rautenförmigen Brille grün leuchteten. Von der Taille abwärts trug er eine lange Schürze mit dem »FischLänder«-Logo,

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