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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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über jenen Abend ursprünglich von Ralf hatte – der war ja schließlich sogar dabei. Aber verraten hat uns am Ende nicht Ralf, sondern Sascha.« Paul drehte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen. »Dir ist klar, was das bedeutet, oder?«
    Sie hatte bis eben nicht daran gedacht, begriff aber sofort, was er meinte. Was er ihr gerade erzählt hatte, war das klarste Motiv für einen Mord, das man sich vorstellen konnte. Und noch etwas wurde ihr bewusst.
    Â»Ist es das, was Dietrich für sich behält?«, fragte sie. Lieber hätte sie ganz was anderes gesagt, sie erinnerte sich jedoch noch gut an die Nacht, in der Paul ihr zum ersten Mal von Bautzen erzählt hatte und von Karin, die ihm so viel bedeutet hatte und mit der er zusammen gewesen war, als er ins Gefängnis musste. Er hatte damals sehr deutlich gemacht, dass er kein Mitleid wollte. Wenn sie ihre Gedanken ausspräche, würde er das vermutlich für Mitleid halten, auch wenn es viel tiefer ging.
    Â»Dietrich?«, fragte Paul verblüfft.
    Â»Da hat sich etwas zwischen euch abgespielt, als er dir Saschas Buch überließ. Im Nachhinein nehme ich an, du hast befürchtet, dass etwas über dich drinstehen könnte – und er hat dir wortlos zu verstehen gegeben, dass du dir deswegen keine Sorgen machen musst. Später hab ich gehört, wie ihr euch auf Schloss Münkwitz unterhalten habt. Über etwas, von dem ich nicht alles weiß und aus dem man ein Motiv ableiten könnte.«
    Immer noch verblüfft sagte Paul: »Es ist schwer, vor dir Geheimnisse zu haben. Ja, darum ging’s. Er ist in der Tat ein sehr gründlicher Mensch, jedenfalls ist es nicht selbstverständlich, dass er meine uralte Strafakte ausgegraben hat. Saschas Verwicklung ging daraus natürlich nicht hervor, das hat er sich aufgrund meiner offensichtlichen Abneigung gegen meinen Bruder zusammengereimt.«
    Â»Warum hast du zugegeben, dass Sascha dich verraten hat? Dietrich hätte es möglicherweise nie erfahren.«
    Â»Wenn er es drauf angelegt hätte, schon. Als Polizist darf er im Zuge von Ermittlungen Stasi-Akten einsehen. Leugnen wäre zwecklos gewesen.«
    Â»Nun weiß er es und fängt nichts damit an. Er ist nicht nur ein gründlicher, er ist ein schwer durchschaubarer Mensch.«
    Â»Was mich gerade mehr beschäftigt, ist, was du damit anfängst.«
    Â»Du bist nicht der Einzige, der aufgrund dieser Sache ein Motiv hätte«, stellte Kassandra klar. »Da wären noch Karsten und Micha – und vermutlich eine ganze Menge mehr Leute, die Sascha im Laufe der Zeit denunziert hat.«
    Â»Karsten können wir ausschließen, denke ich. Wir mailen ab und zu, er betreibt seit Jahren einen Öko-Bauernhof in Masuren, ist glücklich mit seinen Kühen und nie mehr hier gewesen. Micha – keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Ursprünglich stammte er aus Berlin und ist vermutlich nach seiner Entlassung erst mal dahin zurückgegangen. Damals habe ich im Abstand von ein paar Monaten drei Briefe an seine Eltern geschrieben, auf die ich nie eine Antwort bekam. Selbst wenn er nicht dort war, hätten seine Eltern sicher gewusst, wohin sie die Post weiterleiten mussten. Entweder haben sie das nicht getan, oder Micha wollte meine Briefe einfach nicht beantworten. Auf jeden Fall könnte er sonst wo sein.«
    Â»Was uns wieder zu Inga führt«, schlussfolgerte Kassandra. »Wenn sie Michas Tochter ist, hat sie ein Motiv. Je nachdem, was aus Micha wurde und wie das ihr eigenes Leben beeinflusst hat, vielleicht sogar ein ausgesprochen gutes.«
    Â»Ein besseres als ich?«
    Paul schien es drauf anzulegen. Kurz entschlossen ging Kassandra zur Offensive über. »Hast du Sascha getötet?«
    Damit hatte Paul anscheinend nicht gerechnet, er brauchte ein bisschen, um zu antworten. »Was denkst du?«
    Â»Als du noch Herr Freese für mich warst, hast du dich mal darüber beschwert, dass Frauen auf Fragen mit Gegenfragen antworten. Sieht so aus, als hätten sie darauf kein Monopol«, sagte Kassandra. »Wenn du Sascha hättest töten wollen, weil er dein Leben zerstört hat, hättest du es schon vor Jahren tun können.«
    Â»Ich hatte keine Ahnung, wo er steckte.«
    Â»Das wäre leicht rauszufinden gewesen, wenn es dich genug interessiert hätte.«
    Â»Hm«, machte Paul, während er an ihr vorbeisah.
    Â»Hast du Sascha

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