Fish im Trüben
Disneyhunde vorbei. Sie waren ein bißchen zu elegant für Gien Innes, so als seien sie aus einem Gil-Bret-Katalog gesprungen.
In natura war Fiona McLeod auf diese North-Shore-Brünetten-Art eindrucksvoll, athletisch und selbstbewußt. Sie lachte viel. Ihre Ehe mochte zerbrochen sein, aber ihr Herz schien intakt. Mutter und Tochter wirkten wie zwei gute Freundinnen.
Schließlich fuhren sie in einem weißen Kombi davon, mit mir im Schlepptau. Sie führten mich zu einer blühenden Farm mit einem großen weißen Farmhaus mit grünen Fensterläden und grünem Dach und vielen alten Bäumen. Der Stiefvater kam raus, um sie zu begrüßen und Pakete zu tragen — er sah authentischer aus, Jeanshemd und ein zerbeulter Hut — , und sie verschwanden im Haus.
Hier war ich zu auffällig, also fuhr ich zum Highway zurück und parkte unter ein paar Bäumen. Es war langweilig, und ich war hungrig, und es geschah absolut nichts. Ich revidierte meine Phantasien, in den Busch zu gehen. Die Radiosender brachten nur Hillbilly-Musik und miesen Rock, also legte ich ein bißchen Benny Goodman ein, um mich wach zu halten, und löste das Kreuzworträtsel einer alten Zeitung, die ich auf dem Boden vor dem Rücksitz fand.
Am Samstagabend endete ich in einem Pub und konnte wählen zwischen dem Stadtlangweiler, der mir erzählte, wie das geplante neue Waffengesetz seine Bürgerrechte einschränkte, einer alternden Countrysängerin mit schluchzender Stimme und Seifenopern im regionalen Fernsehprogramm. Ich gab auf, ging zurück auf mein Motelzimmer und rief auf gut Glück Lizzie Darcy an.
»Was machst du an einem Samstagabend allein?« fragte ich.
»Danke, Syd. Jetzt fühle ich mich wirklich gleich besser. Mich betrinken natürlich, und du?«
»Ich bin immer noch nüchtern. Die Pubs sind zu deprimierend. All das Gerede über Mehltau und Dürre. Ich wartete die ganze Zeit darauf, daß jeden Moment Kassandra reinkommt und uns sagt, daß wir alle ruiniert sind.«
»Wo steckst du?!«
»Gien Innes.«
»Gien Innes! Was willst du denn da?«
Ich sagte es ihr. »Hundesentführung! Mein Gott, Syd, ich dachte, du wärst schon ganz unten, als du für einen liberalen Politiker gearbeitet hast.«
Ich verzichtete auf eine Antwort. »Ich komme sowieso nicht an die verdammten Hunde ran. Sie sind in Woods Farm versteckt. Und der alte Wood sieht ganz so aus wie der Typ, der jeden erschießt, den er bei dem Versuch erwischt, sein Vieh zu stehlen.«
»Erschießen ist für Hundeklauer viel zu gut«, sagte Liz-zie, die ihren Spaß hatte. »Sie werden dich mit Sicherheit hängen.«
»Danke, Kumpel.«
»Übrigens, wie ist Fiona McLeod denn so?«
»Tolle Beine«, sagte ich. »Wunderschöne Zähne.«
»Kaufst du sie zum Rennen oder zum Züchten?«
»Wie zur Hölle soll ich wissen, wie sie ist?« sagte ich wütend. »Ich hab mich nicht vor ihr aufgebaut und mich vorgestellt. Ich versuche, nicht aufzufallen.«
»Wie denn? Indem du auf einem Strohhalm kaust und aus dem Mundwinkel sprichst?«
»Yeah, und indem ich in den Staub spucke.«
Sie fragte mich, was ich von Hamish McLeod hielt.
»Ein aufgeblasener, kleiner Schwanz. Und rachsüchtig. Er ist zu beschissen feige, um sich mit Fiona anzulegen, also hat er mich angeheuert, um die Hunde zu schnappen.«
»Unterschätze ihn nicht«, warnte mich Lizzie. »Feiglinge können ziemlich gefährlich sein, wenn sie in die Ecke gedrängt werden.«
»Wenn er mir Schwierigkeiten macht, dann kriegt er eins auf die Platte«, sagte ich.
»Und du landest vor Gericht«, sagte sie. »Wenn er gemein wird, dann sag ihm, Lizzie Darcy läßt schön grüßen, und ob er sich an die Konferenz in Manila erinnert. 1983.«
»Erzähl.«
Das tat sie nicht. »Setze es nur im Notfall ein. Er könnte überreagieren.«
Ich speicherte das und fragte sie, was in der wirklichen Welt da draußen so vor sich ging.
»Das Übliche. Fraktionskämpfe, fallender Dollar, Spaltung der Liberalen, Labor verliert den Kontakt zum Volk. Zwanzig-Millionen-Dollar-Drogenrazzia.«
Vielleicht war Gien Innes doch nicht so schlecht.
Bevor Lizzie auflegte, sagte sie: »Wegen der Hunde. Das sind alles gottesfürchtige Schotten da oben, Syd; ich wette, die gehen sonntags immer noch in die Kirche.«
Natürlich.
Am frühen Sonntagmorgen kehrte ich auf meinen Posten am Highway zurück, kauerte mich zusammen und wartete. Ich hatte ein paar vergammelte Schinkensandwiches, Smith’s Chips, Obstkuchen und eine große Flasche Mango-Mineralwasser mitgebracht.
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