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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Gegen halb elf quälten mich Visionen von Teegebäck, Marmelade, Sahne und starkem Tee, und um die Mittagszeit hatte ich Halluzinationen von einem heißen Lunch.
    Um Viertel vor sechs tauchte Woods Kombi auf und fuhr zum Abendgottesdienst; keine Hundenasen preßten sich gegen die Scheiben. Danke dir, Lizzy Darcy, dachte ich; gesegnet sei dein kleines schwarzes Klosterschülerinnenherz.
    Ich fuhr zur Farm und klopfte an, bereit, den verirrten Touristen zu spielen, aber das Haus war verlassen. Hysterisches Bellen leitete mich zum Hinterhof, wo die Hunde angekettet waren. Wenigstens würde aus mir kein Hundefutter werden. Die Hunde empfingen mich mit offenen Pfoten. Wenn es nach ihnen ging, konnte ich die ganze Farm stehlen: Sie glaubten, ich sei gekommen, um sie zu einem Spaziergang abzuholen. Da lagen sie richtig.
    Das Timing war perfekt. Vor dem nächsten Nachmittag ging kein Flug nach Sydney. Wenn alles gutging, war ich in Wahroonga, bevor Fiona McLeod in einen Flieger springen konnte. Ich entschloß mich, den gleichen Weg zu nehmen, auf dem ich gekommen war; das war zwar berechenbar, aber ich hatte einen Vorsprung.
    Nach einer gewissen Zeit manischer Aufregung beruhigten sich die Hunde wieder, und wir rasten mit ein bißchen Hilfe von den Beatles den New England Highway entlang.
    Am Rand von Armidale hielt ich an einer großen Golden-Fleece-Tankstelle für Benzin, Proviant und Hamburger an. Die Hunde rümpften die Nasen, aber schließlich siegte der Hunger. Ich verfrachtete sie wieder in den Valiant und wartete im Schatten, während der Tankwart die toten Insekten von der Windschutzscheibe kratzte. Er war um die Dreißig, stämmig und ziemlich muskulös, mit Tätowierungen und irgend etwas Verrücktem in den Augen. Ein Mann, dem leicht die Sicherungen durchbrennen konnten.
    Während ich zuschaute, schlüpfte ein Teenager aus der Werkstatt und redete mit den Hunden. Sie war eine dünne, ausgefuchst aussehende, kleine Brünette und trug Shorts, ein T-Shirt und ein leuchtendblaues Auge. Ich bewegte mich, und sie sah mich und kam rüber. Eine Zeugin...
    »Schöne Hunde«, sagte sie.
    »Yeah«, sagte ich.
    »Wie heißen sie?«
    »Stan und Ollie.«
    Sie runzelte die Stirn. »Komische Namen.«
    »Yeah«, sagte ich. Ich hatte nicht die Energie, einem Kind Laurel & Hardy zu erklären, das »Police Academy 6« wahrscheinlich für ein Meisterwerk hielt.
    Der Tankwart ging rein, um mein Wechselgeld zu holen, und als er außer Hörweite war, flüsterte sie eindringlich: »Hey, Mister, wie wär’s, wenn Sie mich mitnehmen?«
    »Wohin?«
    »Sie fahren doch nach Sydney, oder?«
    »Yeah.«
    »Das ist gut. Ich kann was für das Benzin bezahlen.«
    »Vergiß es«, sagte ich. Das war eine minderjährige Ausreißerin, die wahrscheinlich im Cross auf dem Strich enden würde. Und ich würde mit über den Kopf gezogenem Mantel auf der Titelseite des >Mirror< enden.
    Sie fing an zu winseln. »Bitte. Ich muß von Lance weg.«
    »Ist das Lance?«
    »Yeah. Mein Stiefvater.«
    »Hat er dir das Auge blau geschlagen?«
    Sie faßte sich an die Wange, wurde rot und nickte.
    »Tut mir leid, Kumpel. Das geht nicht. Ich kann es mir im Moment nicht leisten, daß Lance hinter mir her ist. Oder die Bullen.«
    Ein Fehler: Sie riß die Augen auf. Die Bullen interessierten sie; vielleicht war ich ein bewaffneter Gangster. Alles war besser als Lance, der rief: »Tracy! Komm rein! Ich sag dir das nicht noch mal!«
    Tracy flitzte davon, und ich atmete auf, dann ging ich aufs Herrenklo, um mir den Gestank der Hunde und Hamburger von den Händen zu waschen. Tracy tat mir leid, aber ich konnte nicht die ganze notleidende Welt retten. Heute jedenfalls nicht.
    Die Hunde bellten während der ganzen Fahrt aus Armi-dale raus, bis ich die Geduld verlor und sie anschrie. Sie verstummten sofort, bis auf ein gelegentliches aufgebrachtes Kläffen: zweifellos ein Schock. Ich steckte Paris Texas in den Kassettenrecorder; das hier war definitiv Ry-Cooder-Country.
    Dann, nach ungefähr zweihundert Kilometer Highway, fingen Stan und Ollie wieder an zu reden, mit weinerlichem Geknurre, das in kurzem Gebell endete. Ich war sicher, daß sie mir etwas sagen wollten, und fuhr für eine Pinkelpause von der Straße runter.
    Die Hunde stürzten sich sofort ins Gras, galoppierten davon, stoppten, schnüffelten; dann rasten sie zurück, drehten sich umeinander und bellten. Ich verstand, warum Fiona sich geweigert hatte, sie voneinander zu trennen. Ich fing an, die Idioten zu

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