Fish im Trüben
und der Zug fuhr ein. Ich sagte Tracy auf Wiedersehen, gab ihr hundert Dollar und sagte ihr, sie solle nicht alles auf einmal ausgeben.
»Wirst du im Zug auch sicher sein?«
»Gott, du machst dich lächerlich«, sagte sie. »Ich bin fünfzehn.«
»Dann schick mir eine Postkarte. Damit ich weiß, daß alles o.k. ist.«
Ich ging los.
»Syd!« sagte Tracy. Ich drehte mich um. »Syd, ich hätte dich nicht...«, ihre Stimme brach. »Ich hätte dich nicht verpfiffen, weißt du.«
Ich hob die Hände: »Bitte, ich will das nicht hören.«
Ich pfiff nach den Hunden, aber sie rührten sich nicht von der Stelle; sie wollten nicht mit mir allein gelassen werden. Schließlich rief Tracy: »Los jetzt! Blöder Hund!«, und sie gaben auf und kamen leise.
Ich sah ihr Gesicht am Fenster, als der Zug wegfuhr, bloß ein einsames Schmuddelkind ohne Zukunft. Sie winkte, ich winkte, die Hunde bellten. Wir machten uns wieder auf den Weg nach Sydney.
Auf dem Rückweg rief ich McLeod in seinem Büro an und verabredete mich mit ihm für die Hundeübergabe auf einem Picknickplatz im Ku-Ringgai-Chase-Nationalpark.
Ich fand McLeods BMW auf dem Parkplatz und fuhr neben ihn. Als ich aus dem Auto stieg, glitt ein weißes Mercedes-Cabrio hinter uns und schnitt uns den Fluchtweg ab. Fiona McLeod und ein gutaussehender Mann stiegen aus und kamen auf mich zu. Good bye Bonus und good bye Lucy, dachte ich. Die Hunde drehten durch.
Fiona lächelte. Der Mann nicht. Aus der Nähe sah er verlebt aus, und seine nußbraunen Augen waren kalt und leer, aber ich verlor das Interesse an seinem Gesicht, als ich das Gewehr in seinen Händen sah. Da hört die Freundschaft auf, dachte ich. Er zielte nonchalant auf meinen Bauch.
Als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte, lächelte der Mann. Andersherum gefiel er mir besser.
»Mein Bruder Ambrose«, sagte Fiona höflich.
Ambrose sagte sanft: »Die Hunde.«
Fiona öffnete die Wagentür, und die Hunde stürmten begeistert raus und sprangen an ihr hoch. Sie warf mir einen bösen Blick zu und fragte: »Was um alles in der Welt haben Sie ihnen zu fressen gegeben?«
Als Fiona sie sicher im Mercedes verstaut hatte, ließ Ambrose das Gewehr sinken und sagte: »Komm mir nicht noch mal in die Quere, Herzchen.« Er blickte in McLeods Richtung und spuckte auf den Boden.
Dann fuhren sie los, wie eine ganz normale Yuppie-Familie aus einer Autoanzeige. Stan und Ollie würdigten mich keines einzigen Blickes mehr.
Ich hatte mich zu sehr konzentriert, um Angst zu empfinden, aber jetzt fingen meine Knie an zu zittern. Sobald die Luft rein war, tauchte Hamish McLeod auf, blaß und schwitzend.
»Danke vielmals«, sagte ich.
»Er hätte nicht auf Sie geschossen«, sagte er ohne Überzeugung.
Meine Angst verwandelte sich in Wut. »Passen Sie auf, geben Sie mir mein Geld, und lassen Sie mich hier verschwinden, bevor ich Ihnen die Backen ausreiße, Fettfresse!«
Wir starrten uns wütend an, und ich setzte mich auf den Vordersitz seines Wagens.
»Wie lief es denn?« fragte er, während er meinen Scheck ausschrieb.
»Ich habe mir meine Gedanken gemacht«, sagte ich.
Der Scheck enthielt keinen Bonus. Ich sah ihn fragend an.
»Sie haben die Hunde nicht zurückgebracht«, sagte er. »Das war unsere Vereinbarung.«
Einen Mann, dessen Gier größer war als sein Selbsterhaltungstrieb, mußte man schon bewundern.
»Die Vereinbarung sagte nichts von einem Schwager mit einem Gewehr«, sagte ich. »Lassen Sie es uns als Gefahrenzulage bezeichnen.«
Sein Gesicht erstarrte,, er verschränkte die Arme und sah aus wie eine aufsässige Kröte.
Ich hielt seinen Scheck hoch und sagte freundlich: »Übrigens, ich habe diese wirklich gute Freundin, Lizzy Darcy. Ich glaube, Sie haben sie mal kennengelernt.«
So erregte ich doch noch seine Aufmerksamkeit. »Sie läßt Ihnen schöne Grüße ausrichten. Sie sagte, Sie würden sich an sie erinnern.«
Ich zerriß den Scheck. »Manila. 1983.«
Er schien vor meinen Augen zusammenzuschrumpfen, und der Füller fiel ihm aus der Hand. Ich hob ihn auf, legte ihn in seine Hand zurück, und er stellte mir mechanisch einen neuen Scheck aus.
Ich löste ihn sofort ein, als ich in Darlinghurst eintraf, dann rief ich Lizzie an und sagte ihr, daß ich die Manila-Karte eingesetzt hatte.
»Der alte Ambrose ist wieder in der Stadt, was?« fragte Lizzie. »Ich hab gehört, daß sie in Manila eine Aufräumaktion gestartet haben. Auf Sydney kommt eine neue Verbrechenswelle zu. Ich würde ihm an deiner Stelle
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