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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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sich hinüber. Ich bewunderte ihre Beine.
    »Wissen Sie, was mich wieder hochgebracht hat, Syd? Ich saß monatelang zu Hause, hörte Musik, dachte über mein Leben nach und machte eine Patchworkdecke. Es war wohl eine Art Meditation. Ich nähte den ganzen Schmerz und Zorn und die Schuld in diese Decke. Sie sollten es mal bei Gelegenheit ausprobieren.«
    »Ich kann nicht nähen«, sagte ich. Das lockerte uns beide auf, und wir fingen an zu lachen.
    Ich lebte wieder gefährlich: verliebt in Lucy Le Gay und plante dabei, die besten Freunde ihrer besten Freundin zu stehlen. Aber ich brauchte schließlich das Geld, und wenn Fiona mich nicht sah, würde Lucy es niemals erfahren...
    Die Dämmerung brach herein, aber wir verweilten so, wir wollten uns nicht bewegen und den Zauber zerstören. Es war wie bei Somerset Maugham — Cocktails und erotische Spannung auf einer Veranda im Abendlicht.
    Als es zu dunkel wurde, ging sie ins Haus, machte ein paar Lampen an, stellte den UKW-Klassiksender ein und kam mit etwas Dope zurück.
    »Nimmst du so was?«
    »Wenn die Stimmung danach ist«, sagte ich.
    Ich sah zu, wie sie mit ihren kleinen braunen Händen die Joints drehte; sie trug keinen Ehering. Wir rauchten und redeten leise, erzählten uns Stückchen aus unserer Vergangenheit. Sie gestikulierte beim Reden mit den Händen, und ich muß sie angestarrt haben, denn plötzlich wurde sie rot und faltete sie in ihrem Schoß. Ich muß lernen, auf meine Augen zu achten.
    »Rauchst du viel von dem Zeug?« fragte ich.
    »Manchmal. Tagträume sind besser als Albträume.«
    »Als Jean Paul verschwand?«
    »Ja. Und als ich anfing zu begreifen, wer er war. Und wer ich war.«
    Diese Melancholie in ihrer Stimme. Sie hatte ihre Sandalen abgestreift und einen nackten Fuß auf den Couchtisch gelegt: Ich lehnte mich hinunter, hob ihn hoch, streichelte ihn, fuhr mit der Zunge über die weiche Innenseite der Sohle und beobachtete ihr Gesicht.
    »Oh«, flüsterte sie und schloß die Augen.
    Sie sagte: »Syd, ich hab das schon so lange nicht mehr gemacht...«
    Da verstand ich allmählich, wie hart Lucy daran arbeiten mußte, ihre Zerbrechlichkeit zu bewahren. »Ich habe alle Zeit der Welt«, sagte ich und setzte mich neben sie auf die Couch.
    Sie lehnte sich an mich, und ich spielte mit ihren schönen Fingern.
    »Ich würde wirklich gerne mal diese Patchworkdecke sehen«, sagte ich, und sie lachte, und das hieß ja.
    »Du hast einen schönen kräftigen Rücken, Syd«, sagte sie, als sie mich dabei beobachtete, wie ich mich am Fenster im Gegenlicht auszog.
    Lucy war klein, aber perfekt proportioniert, und die Kurve von der Brust bis zur Hüfte war wie eine Achterbahnfahrt. Ihre Haut war zart und sanft; ich genoß jeden Zentimeter davon. Und sie duftete ganz wundervoll, sehr leicht, mit einem Beiklang von Moschus — die Art von Parfüm, die man nicht in Flaschen kaufen kann. Sie begegnete mir mit enormer Erleichterung, als würde ich sie von einer einsamen Insel befreien. Bei Lucy fühlte ich mich stark und beschützend; daß ich mich ehrlich fühlte, schaffte niemand.
    Später sagte sie: »Ich brauche jede Menge Zärtlichkeit, Syd«, und wir lagen stundenlang eng umschlungen unter ihrer Patchworkdecke. Die war ein Kunstwerk; zart, filigran und fein gearbeitet, mit Lucy in jedem einzelnen Stich.
    Als ich am nächsten Morgen ging, fühlte ich mich Hamish McLeod gegenüber viel besser gestimmt.
    Es ist ein weiter Weg nach Gien Innes, über die Inlandroute, den Highway 15 hoch, durch das Hunter Valley, Country-&-Western-Land und Armidale, wo ich im Bowlingclub das beste Steak Australiens bekam.
    Die Landschaft um Gien Innes war grün und üppig, ein Tribut an schottische Schwerstarbeit und australische Agronomie. Ich stelle mir gerne vor, daß ich mal in einer dieser Provinzstädte aussteigen könnte; alles scheint hier einfacher zu sein, aber das ist wahrscheinlich eine Illusion - im Busch schießen die Leute ziemlich häufig aufeinander.
    Die Stadt selbst war perfekt erhalten, die klassische Szenerie für einen Outback-Film. Die Straßen waren breit, die Vorkriegsfassaden intakt, die Leute waren Angelsachsen, Protestanten und wohlhabend. Am Samstagmorgen war das Einkaufszentrum voller Landvolk, das Geld ausgab und das Buschtelefon heißlaufen ließ.
    Die Konditoreien hatten richtige Pasteten und Wurstbrötchen, und ich bekam sogar einen passablen Espresso. Als ich das Koffein und das Lokalkolorit aufsog, kamen Fiona McLeod, ihre Mutter und die zwei

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