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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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nicht in die Quere kommen, Syd.«
    »Yeah, genau das hat er gesagt. Du kannst mir aber wenigstens sagen, worum es bei dem Ganzen geht.«
    »Das kannst du jetzt vielleicht brauchen, wo du Ambroses Aufmerksamkeit erregt hast«, stimmte sie zu. »Ich schrieb über eine internationale Bankenkonferenz. McLeod und ein paar von den Jungs feierten in einem Hotelzimmer eine Party, und es wurde ein bißchen grob, und eine von den einheimischen Nutten machte einen Kopfsprung vom Balkon. Es wurde alles vertuscht. Ich bin ziemlich sicher, daß Ambrose das für McLeod hingebogen hat. Er hatte zu der Zeit einen Laden in der Mabini Street; wahrscheinlich war sie eins von seinen Mädchen.«
    »Ein enger Familienzusammenhalt«, stellte ich fest.
    »Ambrose ist ziemlich widerlich, aber er scheint seine Schwester wirklich sehr zu mögen.«
    »Weiß sie, was in Manila passiert ist?«
    »Falls sie es nicht schon wußte, dann hat sie gestern wahrscheinlich ein bißchen davon zu hören bekommen, meinst du nicht?«
    »Nettes Druckmittel für eine Scheidung«, sagte ich.
    »Das hätte keinem netteren Mann passieren können. Aber vielleicht passen sie zusammen. Was hältst du jetzt von der appetitlichen Fiona?«
    »Ich komm da nicht mehr mit«, sagte ich. »Ein paar von ihren Freunden würden alles für sie tun, aber sie heiratet einen Lahmarsch, und ihr Bruder ist ein Zuhälter.«
    »Und sie geht in die Kirche«, sagte Lizzie. »Sehr komplex.«
    Ein paar Tage später bekam ich eine Ansichtskarte vom Big Pineapple. Tracy bedankte sich bei mir und lud mich ein, sie jederzeit in Queensland zu besuchen.
    Vielleicht war es das alles wert, dachte ich sentimental. Dann las ich den letzten Satz. »PS: Du bist einfach piß-weich, Sid.«

Halbseiden

    »Mögest du in interessanten Zeiten leben« soll ein chinesischer Fluch lauten. Wenn jemand die Fähigkeit besaß, mich zu verhexen, dann war das Grace Ho. Ihre Stimme, die mich durchs Telefon anhauchte, doch dringend mal in ihrem Appartement vorbeizuschauen, wirkte auf mich wie ein Tritt in den Magen.
    »Warum?« fragte ich. Bei unserer letzten Begegnung hatte mich Grace an der Nase herumgeführt und mich ordentlich vor den Kopf gestoßen. Nichts an dieser Lady war jemals aufrichtig; ich brauchte mehr Informationen, bevor ich mich freiwillig auf ein neues Gefecht einließ.
    »Es ist eine Familienangelegenheit, Mr. Fish. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Grace war verschlagen und völlig skrupellos; ihre Vorstellung von Hilfe war sicher flexibel und wahrscheinlich gefährlich. Aber Grace war auch schön und seltsam faszinierend, und ich fühlte mich geschmeichelt. Ich ging hin.
    Das Appartement sah noch genauso aus wie beim letzten Mal — glänzende Böden, chinesische Teppiche, italienisches Leder, teure Ausblicke auf den Hafen — mit Ausnahme einiger neuer Papunya-Gemälde.
    »Sehr hübsch«, sagte ich, als ich sie inspizierte. »Sie interessieren sich für die Kunst der Aborigines, Miss Ho ?«
    »Natürlich, Mr. Fish. Und sie sind bereits beträchtlich im Wert gestiegen.«
    Manches ändert sich nie.
    Bevor wir zum Geschäftlichen kamen, machte Grace in einer italienischen Espressomaschine Kaffee und drängte mir gefüllte Törtchen auf. Beim letzten Mal hatte es chinesischen Tee und Beleidigungen gegeben. Ich fing an, mir Sorgen zu machen.
    Wie sich herausstellte, ging es um Precious, die fünfzehnjährige Schwester von Grace, die vor drei Tagen zwischen Elizabeth Bay und St. Clothilde’s, einem teuren Internat in Rose Bay, verschwunden war. Ich bat Grace, mir etwas über Precious zu erzählen; war sie die Sorte Mädchen, die einfach ausriß?
    »Meine Schwester wurde sehr gut erzogen«, sagte Grace. »Ich habe sie auf die besten Schulen geschickt.«
    Was auch eine Art war, die Antwort auf meine Frage zu verweigern: Wenn Precious nicht völlig perfekt war, dann würde Grace es mir gewiß nicht sagen.
    »Wie sieht sie aus?« fragte ich.
    »Chinesisch«, sagte Grace und sah unter ihren Wimpern zu mir auf, aber sie verschwand und kam mit einem silbergerahmten Porträt ihrer Schwester zurück. Precious war eine jüngere Version von Grace, so fein wie eine Elfenbeinschnitzerei, aber mit einem Leck-mich-am-Arsch-Ausdruck um Mund und Augen.
    »Sehr hübsch«, sagte ich. »Wieviel Geld hatte sie dabei?«
    »Nur fünfzig Dollar. Ich überweise ihre Unterhaltszahlungen jeden Monat auf ein Konto.«
    Entweder konnte man der kleinen Schwester keine großen Geldbeträge anvertrauen, oder Grace versuchte, dem Mädchen

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