Fish im Trüben
die Nadelstreifen-Klientel, die Topfpalmen und das Kammerorchester begutachtete.
»Spesen, Kumpel.«
»Und du fährst trotzdem noch den Valiant?« fragte er.
Ich biß an. »Der hat mehr Klasse als dein verdammter Holden-Kombi.«
»Den brauche ich für meine Ausrüstung«, verteidigte er sich. »Und von Dokumentationen kann sowieso keiner leben.«
Ich konnte keine Jammergeschichten von anderen gebrauchen. »Erzähl mir was von den kriminellen Machenschaften in Cabramatta, Laurie.«
»Mit allem Drum und Dran«, sagte er. »Da sind ein paar ziemlich harte Kunden in letzter Minute aus Saigon abgehauen. Kriminelle, Zuhälter, solche Leute.«
»Unsere Verbündeten, meinst du?«
»Yeah, du weißt schon, politische Flüchtlinge.«
Als wir aufgehört hatten zu lachen, sagte er: »Um es gleich zu sagen, die chinesischen Geheimbünde ziehen von Hongkong hierher, und ich hab gehört, daß sie Chinesen für das Rauschgiftgeschäft rekrutieren. Dazu kommt das übliche Zeug — Schutzgeld von Ladenbesitzern, Teenagergangs mit Messern und Aggressionen zwischen Spielhallen. Alles verhält sich sehr ruhig; keiner traut sich, einen Muckser zu machen, weil er als Rassist gebrandmarkt werden könnte.«
»Also ist es schlimm.«
»Es ist nicht schlimmer als die italienischen oder libanesischen Banden, aber einige der Vietnamesen lösen Meinungsverschiedenheiten mit der Waffe, und das macht Schlagzeilen. Es macht die Leute nervös. Und die Bullen haben es schwer, Spuren aufzunehmen, wegen der Sprachprobleme und weil die Opfer keine Anzeige erstatten.«
»Weil sie Angst haben?«
»Teilweise. Und sie trauen den Bullen nicht mehr als ihren eigenen Gangstern. Außerdem wollen sie den Rassisten keine Munition liefern. Wozu brauchst du das übrigens?«
»Kannst du deinen Mund halten?«
»Kommt drauf an.«
»Da könnte eine Story drin sein.«
»Ich kann meinen Mund halten, wenn du mir als erstem die Story gibst, aber ich werde nicht ewig warten.«
Das war das Beste, was ich kriegen konnte, und ich brauchte Laurie immer noch, also sagte ich ihm zu, daß er die Story exklusiv bekam. Wegen Lizzie konnte ich mir später noch Sorgen machen. »Barbara Brabazon läßt mich Jack Brabazons Tod untersuchen«, sagte ich.
»Aber er soll doch einen Herzinfarkt gehabt haben.«
»Yeah, aber er hatte den Herzinfarkt zwischen Cabra-matta und North Shore, und er hatte vietnamesisch gegessen, und seine Familie wußte nicht, wo er war.«
Lauries Augenbrauen schossen hoch. »War Brabazon nicht ein professioneller Vietnamveteran?«
»Ja. Das heißt, er muß zumindest mit ein paar Vietnamesen da draußen vertraut gewesen sein. Ich wüßte gern, mit wem.«
»Ich hör mich um«, sagte er.
Wir nahmen noch ein paar Drinks, die einen vietnamesischen Kellner pro Stück den Verdienst von zwei Stunden gekostet hätten, und redeten über Brabazon. Laurie fragte mich, was ich von Deborah hielt.
»Zu zugeknöpft«, sagte ich. »Ich mag meine Frauen mehr, du weißt schon... Ich kann diese North-Shore-Frauen nicht ausstehen, die so aussehen, als würden sie den Taxameter anwerfen, sobald du sie ins Bett gekriegt hast.«
»Du bist verrückt«, sagte Laurie. »Die sind großartig. Sie sind immer mit einem fetten, langweiligen Bastard verheiratet, der vierzehn Stunden am Tag arbeitet und hinter den Büromädchen her ist. Diese Frauen gehen ab wie die Raketen, wenn du ihnen die Designerklamotten runterreißt.«
»Du hast schon mal«, sagte ich.
»Da kannst du deinen Arsch drauf wetten«, sagte er grinsend.
Solange er milde gestimmt war, fragte ich ihn, ob er jemanden finden könnte, um in Cabramatta rumzuschnüffeln, jemanden, der nicht auffiel. »Ich brauche einen, der niemanden erschreckt und nichts davon an seine Freunde weiterplappert.«
»Ricky Tan.«
»Wer ist das?«
»Chinese, in Vietnam aufgewachsen. Möchte Enthüllungsjournalist werden.«
»Ein edles Ansinnen«, sagte ich, und Laurie prustete vor Lachen. »Aber ist das nicht ungewöhnlich für einen Vietnamesen?«
»Sein Bruder ist wegen Spielschulden zusammengeschlagen worden. Ich denke, er hat ein paar alte Rechnungen zu begleichen. Außerdem ist er politisch im Kommen und denkt, daß er Stimmen kriegen kann, wenn er die kleinen Leute beschützt.«
»Ist er tough?«
»Nein, aber er ist clever, schnell und sehr ehrgeizig.«
Laurie sagte, er würde Ricky Tan mit mir zusammenbringen, und wir trennten uns. »Vergiß nicht«, sagte er. »Du schuldest mir was.«
Am nächsten Tag nahm ich die
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