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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Parramatta Road und den Hume Highway raus nach Cabramatta. Ich war jahrelang nicht mehr dort gewesen, und so wurde es eine Überraschung. Eine angenehme.
    Es hätte aussehen können wie die Innenstadt von Saigon, aber es war viel besser als die trübsinnigen Arbeitervororte voller depressiver alleinerziehender Mamis, die es umgaben. Die Straßen- und Ladenschilder waren zweisprachig, ebenso die vietnamesischen Ladenbesitzer; wundervolle Gerüche strömten aus Dutzenden von Restaurants; vietnamesische Delikatessengeschäfte hatten Leber, Tierfüße und Mägen im Schaufenster; es gab Videotheken, die nur vietnamesische Filme auf Lager hatten, und Obstläden verkauften Gemüsesorten, die ich noch nie gesehen hatte.
    Ich kaufte ein paar der letzten Fünfzig-Cents-Croissants Sydneys und stopfte mich in einer großen, baufälligen Fastfood-Halle, die einem Freiluftmarkt mit Dach ähnelte, mit bo nuong voll, dann fuhr ich zurück in die Stadt nach Kensington.
    Ich mußte mehr über Jack Brabazon wissen; man kann einen Tod nicht ohne das Leben verstehen.
    Ich hatte Dr. Greg Hazlehurst einmal für einen Zeitungsbeitrag über Agent Orange interviewt, und wir hatten uns sofort gut verstanden. Greg lehrte Geschichte an der University of New South Wales und war Vietnamveteran. Er hatte Zeit für einen Plausch nach einem Drei-Uhr-Tutorat.
    Greg hatte sein Leben als altmodischer Arbeiterklassenpatriot begonnen, hatte in Duntroon gut abgeschnitten und war in Vietnam geendet. In Phuoc Tuy änderte er seine Meinung über Australiens Einmischung und verließ danach die Armee, lernte Vietnamesisch und Französisch und machte seinen Weg an der Hochschule.
    »Brabazon war in mancher Hinsicht der typische Politiker«, sagte mir Greg. »Ein Macher. Immer aktiv. Aber ein paar Überzeugungen besaß er tatsächlich. Er kümmerte sich um Vietnam; ich bin sogar ziemlich sicher, daß er ‘78 oder ‘79 mit einer Parlamentsdelegation rüber ist.«
    »Er kann ja wohl kein allzu großer Macher gewesen sein, wenn er eingezogen wurde.«
    »Er wurde nicht eingezogen, Kumpel. Er meldete sich freiwillig.«
    »Warum sollte jemand wie Brabazon sich freiwillig melden?«
    »Vielleicht wollte er die Welt vor dem Kommunismus retten.«
    »Persönlich? Ich dachte, die Idee wäre die gewesen, das Proletariat in den Krieg zu schicken, während man selbst an der Uni von Sydney sein Jurastudium abschloß.«
    Greg lachte. »Mir kam es manchmal so vor, als hätte er von seiner Mutter wegzukommen versucht.«
    Das konnte ich nachvollziehen. »Hat es funktioniert?«
    »Yeah. Er hatte eine schöne Zeit, wenn nicht gerade auf ihn geschossen wurde oder er sich vor Angst in die Hosen schiß, daß er auf eine Mine treten könnte. Er liebte es.«
    »Vietnam?«
    »Nam. Den Krieg, die Leute. Fischsauce.«
    »Fischsauce?«
    »Fischsauce. Die Vietnamesen tun sie auf alles. Einen Hauch Fischsauce in der Nase, und du bist sofort wieder da. Sehr nostalgisch.«
    »Also hatte er einen guten Krieg?«
    »Er hatte einen großartigen Krieg. Er wurde tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben menschlich. Er verliebte sich sogar in ein vietnamesisches Mädchen. Es hielt neun Monate. Das nächste, was ich erfuhr, war, daß er Deborah White geheiratet hatte, die Vorwahlen gewann und schwer im Rennen lag. Der junge Staatsmann.«
    Wir redeten darüber, daß der Vietnamkrieg wieder in den Schlagzeilen war und der Riß zwischen denen, die abmarschierten, und denen, die in den Straßen marschierten, zuletzt doch noch heilte. Die ganzen Protagonisten wurden vierzig und besänftigten sich ein bißchen. Die Veteranen hatten im Vorfeld der Zweihundertjahrfeier Kundgebungen veranstaltet, und es waren Tausende angetreten; diesmal, um zu jubeln. Eine Menge Leute, ich selbst eingeschlossen, waren von dem Anblick sehr bewegt gewesen.
    Meine Neugier gewann die Oberhand. »Erklär mir eines, Greg. Wie kommt ein Typ wie du dazu, in die Armee einzutreten?«
    Er blickte eine Weile in seine Vergangenheit zurück und sagte dann: »Das lag in der Familie, glaube ich. Mein Großvater kam lebend aus Gallipoli raus, und mein Vater war in Tobruk und Shaggy Ridge. Als ich noch ein Kind war, fand ich in der Garage eine Truhe voller Uniformen und Orden und diesem Zeug. So fing es an.«
    Ich hatte mit den anderen gegen den Vietnamkrieg demonstriert und gebetet, daß meine Nummer nicht an die Reihe kommen würde. Ich war nicht sicher, was schlimmer sein würde, der Vietcong oder die Gefängniswärter in Long Bay.
    Greg

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