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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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ich mich mit ihr zu einem Drink im Biergarten von »The Oaks« traf, eine kleine dunkle Frau um die Dreißig mit drahtigen Locken, marineblauen Augen und ein paar Sommersprossen, die strategisch so plaziert waren, daß maximale Niedlichkeit erreicht wurde.
    Wir gaben uns die Hand und nahmen uns unter die Lupe. Sie mußte beschlossen haben, daß ich ein menschliches Wesen war, denn sie taute sichtlich auf und befragte mich eingehend über meinen Job. Vielleicht dachte sie an einen Berufswechsel. Das alles löste in mir ein warmes Glühen aus, half mir aber nicht, Sean Somers zu finden, also brachte ich sie wieder auf den Jungen.
    Sie sagte, er sei Durchschnitt gewesen. »Zumindest wollte er so wirken. Sean setzte alles daran, sich einfach wie ein Stück Tapete zu verhalten. Wohlgemerkt, in einer großen Schule ist das gar nicht so schwer. Die kann sehr überwältigend und anonym sein. Eine Menge Kinder sind eine Weile wie gelähmt, aber die meisten werden irgendwann wieder lebendig. Sean nicht.«
    »Wo lag sein Problem?«
    »Ich weiß es nicht. Ich konnte ihn nicht zum Sprechen bringen, aber ich glaube, daß bei ihm noch irgend etwas anderes abgelaufen sein muß, außerhalb der Schule. Er war pathologisch verschlossen.«
    »Könnte er Autos gestohlen haben?«
    Ihre Augenbrauen schossen hoch. »Was bringt Sie darauf?«
    »Etwas, das ich in seinem Zimmer gefunden habe.«
    Sie dachte nach. »Das glaube ich nicht. Ich habe das Gefühl, daß irgendwas daran nicht stimmt, aber ich kann nicht erklären, was.«
    »Was ist mit seinen Freunden?«
    »Freund«, sagte sie. »Er hatte nur einen. Gott, hört sich das nicht schrecklich an, die meisten Kinder haben Dutzende, aber der arme, alte Sean hatte nur Brian.«
    »Brian?«
    »Brian der Blödmann. Pickel, feuchte Hände, keine erkennbaren Talente, alleinerziehende Mama. Dieser Brian.«
    »Nachname?«
    »Irgendwas Alliterierendes.«
    »Brown, Brallermann?«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. Ich schwatzte der Bedienung an der Bar das Kneipentelefonbuch ab, und wir gingen die Bs durch. Wir trafen ins Schwarze bei Buckley. Als sie die Anzahl der Buckleys sah, sagte sie, daß sie morgen den Namen der Mutter besorgen und mich anrufen würde.
    Ich dankte ihr und fragte, ob sie irgendwann mit mir essen gehen wolle, und sie sagte zu und meinte, das würde mal eine nette Abwechslung sein. Zweifellos würde ich später herausfinden, wovon.
    Ziemlich zufrieden mit der Entwicklung meines Privatlebens, wenn auch nicht mit der meines Falls, ging ich nach Hause, aß ein mexikanisches Fertiggericht, sah mir ein Fernsehprogramm an und las ein Buch. Die Zeiten sind schlecht, wenn ich zu einem Buch getrieben werde, aber Mißmanagement und Gier hatten das Fernsehen in die Art künstlerischer Ödnis verwandelt, in der »Der Preis ist heiß« die höchsten Bewertungen erhielt.
    Am nächsten Tag rief mich Cathy Cartwright an, als sie wahrscheinlich gerade ihre Frühstückspause hatte, und gab mir Brian Buckleys Adresse. Sie sagte, er habe die Schule anscheinend verlassen.
    Die Buckleys lebten in einem kleinen, baufälligen Bungalow im unangenehmsten Teil von Pymble. Eine alte Frau öffnete die Tür, und ich wagte die Vermutung, daß das Haus ihr gehörte und ihre Tochter und ihr Enkel wieder zu ihren Ursprüngen zurückgekehrt waren, nachdem die Ehe zerbrochen war. Sie schienen von zwei Renten zu leben.
    Das Haus sah so aus, als wäre die Zeit Ende des Zweiten Weltkriegs stehengeblieben, und die Möbel waren in diesem Kriegszeit-Retrostil, um den sich modische Schwule reißen würden. Rita Buckley war um die Vierzig und setzte Fett an, aber sie kämpfte das Grau in ihrem Haar immer noch mit einer sehr heftigen Rottönung nieder. Ihr Lächeln verschwand, als ich ihr sagte, daß ich mit ihrem Sohn über Sean Somers sprechen wolle.
    »Er ist nicht zu Hause«, sagte sie verärgert.
    »Wo finde ich ihn?«
    »Er ist nach Queensland zu seinem Vater.«
    »Wie lang wird er wegbleiben?« fragte ich.
    Die Frau und ihre Mutter tauschten einen Blick aus, den ich nicht entziffern konnte: »Mindestens drei Monate.«
    »Vielleicht können Sie mir helfen«, sagte ich verzweifelt. »Sean Somers ist von zu Hause weggelaufen, und ich versuche, ihn ausfindig zu machen. Ist es möglich, daß er mit Ihrem Jungen zusammen ist?«
    Ihr Lachen war schrill: »Nein, ganz sicher nicht.«
    »Ich hörte, daß Brian Seans bester Freund ist...«, setzte ich an.
    Die Frau schnitt mir das Wort ab: »Sean Somers ist kein Freund für

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