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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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wütenden Lebensausbruch aufgebäumt hatten, bevor sie wieder in ihr charakteristisches Koma zurückgefallen waren.
    Das ganze Tamtam im Land schien von gescheiterten Bierbaronen und rechtsgerichteten Labor-Apparatschiks herzurühren, dachte ich ärgerlich, während ich in einem Buchladen herumstöberte. Die Studenten waren zu sehr damit beschäftigt, auf ihren ersten BMW und ein 350 000-$-Haus hinzuarbeiten, als sich noch um Politik zu kümmern, aber ich fragte mich, was Akademiker mit der ganzen Freizeit anfingen, von der sie schworen, sie nicht zu haben, weil sie zu sehr davon beansprucht seien, dem Land geistige und moralische Führung zu geben.
    Da es glücklicherweise nicht mein Job ist, irgendeine Art Führung zu bieten, verschwendete ich ein paar angenehme Stunden im Wentworth-Building, wo ich Biokost aß und mir die Parade blühender, knackiger Mädchen ansah, die eine Pause zwischen Kindheit und Mutterschaft einlegten. Ich fühlte mich älter als ein Flüchtling aus dem Paradies.
    Dann setzte ich mich in Grangers Vorlesung. Er war gut auf der Bühne — humorvoll, gewandt, fesselnd. Ich hatte es mit einem guten Schauspieler zu tun, was den Fall nur noch komplizierter machte.
    Er bat Rosie Blake dazubleiben. Sie war ein großes, lebhaftes Mädchen mit schöner Olivenhaut, leuchtenden, intelligenten Augen und punkigem orangefarbenen Haar. An ihren Armen klirrten Silberreifen, und an beiden Ohren prangten mehrere Ohrringe.
    Rosie hatte nicht den geringsten Respekt vor Professor Granger, dessen offensichtliches Mißfallen ein spöttisches Grinsen bei ihr hervorrief. »Geht er einem nicht unheimlich auf die Klötze?« fragte sie, als er wegging.
    »Er ist mein Klient«, sagte ich.
    »Wie schön für Sie«, sagte sie mit einem Lachen, das an Bette Midier erinnerte.
    Wir zogen uns in ein Café zurück, und ich sagte ihr, was Sache war.
    »Es überrascht mich nicht, daß sie abgehauen ist«, sagte Rosie. »Sie ist seit ein paar Monaten echt depressiv.«
    »Warum?«
    »Geht Sie das irgendwas an?«
    »Granger denkt, es geht ihn was an, also geht es mich was an«, sagte ich. »Seine Tochter wird vermißt, sie hat kein Geld, und er möchte, daß sie gefunden wird.«
    »Was, wenn sie nicht gefunden werden will?«
    »Ich finde sie sowieso«, sagte ich. »Dafür werde ich bezahlt. Sie können es mir genausogut auch ein bißchen einfacher machen.«
    Sie lachte. »Sie sind in Ordnung. Kein Scheiß. Aber Granger ist ein totaler Heuchler. Ich traue ihm nicht, und ich bin froh, daß er nicht mehr den Daumen auf Claire hat.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich nehme an, Sie wissen, daß Claires Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist. Nun, Granger bestand darauf, sich selbst um Claire zu kümmern, und er hat ein richtiges Papitöchterchen aus ihr gemacht. Das ist nicht gesund. Der verursacht mir eine Gänsehaut.«
    »Ich dachte, die Mädchen würden auf ihn stehen...«
    »Oh, das tun sie, das tun sie, glauben Sie mir. Aber er hat dieses erstaunliche Ego. Frauen sind nur Wasser auf seiner Mühle. Sie sind ihm scheißegal, echt; ihn macht nur die Eroberung an.«
    »Also spielt er mit seinen Studentinnen rum.«
    »Yeah. Und Claire hat das ziemlich schnell mitgekriegt, als sie an die Uni gekommen ist. Ich glaube, das war ein großer Schock. Sie glaubte, er wäre ein Heiliger und sie die einzige Frau in seinem Leben.«
    »War der Schock groß genug, um abzuhauen?«
    »Nein. Vor einigen Monaten ist noch was anderes passiert. Claire fand raus, daß ihre Mutter nicht durch einen Autounfall ums Leben kam. Sie beging Selbstmord.«
    »Wie hat sie das rausgefunden?«
    »Eine alte Freundin ihrer Mutter kam aus Amerika zurück und besuchte Claire. Es ist ihr nur so rausgerutscht. Die Frau wußte nicht, daß man es Claire nicht gesagt hatte. Claire war schrecklich aufgebracht, aber da war es eben passiert. Sie fand, ihr Vater hätte ihr die Wahrheit sagen müssen. Sie war praktisch hysterisch und verließ tagelang ihr Bett nicht.«
    »Hat Miranda sich um sie gekümmert?«
    Rosie machte große Augen und zog die Brauen hoch.
    »Miranda? Sie machen wohl Witze?«
    »Wie gut kennen Sie Miranda?« fragte ich.
    »Gut genug.«
    »Haben Sie sie hier mit Claire gesehen?«
    »Um Gottes willen. Miranda ist zu dumm, um mit Claire akademisch mitzuhalten. Sie macht irgendwas, das man Kleinkinder-Pädagogik nennt. In Wirklichkeit ist das nur Kindergartenunterricht. Wenn sie mich fragen, dann ist das eine brillante Entscheidung von ihr. Miranda ist selbst ein

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