Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
schrille Klingeln des Telefons holte sie jäh in die Gegenwart zurück. Auf den Anruf folgten sechzig Minuten Katastropheneinsatz. Zuerst musste sie feststellen, dass die Akte eines wichtigen Kunden verschwunden war und alles darauf hinwies, dass sie zuletzt im dritten Stock gesehen worden war. Dann hatte eine Angestellte aus einer anderen Abteilung derart die Nase voll davon, nicht durchgestellt zu werden, dass sie höchstpersönlich auftauchte und ihremUnmut heftig Luft machte. (Wenigstens brachte das ein wenig Leben in die Bude.) Darauf gab es Ärger mit jemandem von der Rechtsabteilung, der gleich dreimal hintereinander aus der Leitung geworfen worden war. Und schließlich stellte sich heraus, dass einer der zahlreichen Krankgemeldeten heute einen wichtigen Projekttermin gehabt hätte. Nachdem der letzte Brandherd des Morgens notdürftig gelöscht war, schnappte sich Mary Jane ihr Lunchpaket und machte, dass sie hinauskam.
Die Giftmülldeponie
Mary Jane hatte sich in den letzen fünf Wochen angewöhnt, in der Mittagspause das Gebäude zu verlassen. In der Kantine hörte man ohnehin immer dasselbe – Diskussionen über die Probleme der Firma und Gejammer über den dritten Stock. Das empfand Mary Jane mittlerweile als zu persönlich und zu deprimierend. Sie brauchte frische Luft.
Meistens schlenderte sie den Hügel hinab, um an der Promenade zu essen. Dort blickte sie, während sie an ihrem Bagel kaute, auf das Wasser oder beobachtete die Touristen, wie sie zwischen den kleinen Läden umherliefen. Es war eine ruhige Umgebung und die Natur rund um den Puget Sound vermittelte ihr eine tröstliche Erdverbundenheit.
Diesmal war sie auf ihrem Weg in die Mittagspause erst ein paar Schritte weit gekommen, als hinter ihr das energische Läuten ihres Telefons ertönte. Es könnte der Kindergarten sein, überlegte sie. Stacy sah erkältet aus heute morgen. Sie rannte zurück zu ihrem Schreibtisch und riss beim vierten Klingeln den Hörer von der Gabel. „Mary Jane Ramirez am Apparat“, keuchte sie.
„Mary Jane, ich bin’s, Bill.“
Du meine Güte, was will der denn, dachte sie, als sie die Stimme ihres neuen Chefs hörte. Bill war ein weiterer Grund gewesen, warum sie gezögert hatte, den Job zu übernehmen. Er hatte den Ruf, ein richtiger Mistkerl zu sein, und soweit sie das beurteilen konnte, verdiente er ihn auch. Er kommandierte die Leute herum, ließ einen niemals aussprechen und hatte eine nervtötend herablassende Art, sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. „Mary Jane, bleiben Sie wohl dran an diesem Stanton-Projekt?“ Als ob sie keine Ahnung hätte. Mary Jane war hier die dritte Abteilungsleiterin in zwei Jahren und langsam dämmerte ihr, dass das Problem nicht allein bei den Leuten vom dritten Stock lag, sondern offenbar auch bei Bill.
„Ich war den ganzen Vormittag lang auf einer Sitzung der Geschäftsführung, und ich möchte Sie heute Nachmittag sehen.“
„Sicher, Bill. Gibt es ein Problem?“
„Die Geschäftsführung glaubt offensichtlich, wir müssten uns auf harte Zeiten gefasst machen. Um die durchzustehen, wird jeder sein Bestes geben müssen. Mehr Produktivität mit den gleichen Leuten – oder es wird Veränderungen geben. Wir haben über den negativen Einfluss einiger Firmenbereiche geredet, deren Energie und Arbeitsmoral so schlecht sind, dass sie alle anderen mit runterziehen.“
Eine düstere Vorahnung beschlich Mary Jane.
„Der Boss war auf einem dieser Weichei-Seminare über Arbeitsmoral, Teamgeist und all solches Zeugs, und das scheint ihn irgendwie in Fahrt gebracht zu haben. Ich finde nicht, dass es fair ist, den dritten Stock allein für alle Probleme verantwortlich zu machen, aber es sieht ganz so aus, als ob er den dritten Stock selbst für das größte Problem hielte.“
„Er macht den dritten Stock für alles verantwortlich?“
„Ja, er hat den dritten Stock nicht nur konkret erwähnt, er hatte sich sogar einen besonderen Namen ausgedacht: ,Giftmülldeponie‘. Ich kann Ihnen sagen, ich finde es unerträglich, geradezu demütigend, eine meiner Abteilungen als eine Giftmülldeponie bezeichnet zu hören!“
„Eine Giftmülldeponie?“
„Ja, und der Boss hat mir die Hölle heiß gemacht mit Fragen, was ich dagegen unternehme. Ich habe ihm gesagt, dassich seiner Meinung bin und Sie in die Abteilung geholt habe, um das Problem zu lösen. Wir sollen ihn über die Fortschritte auf dem Laufenden halten. Also – haben Sie das Problem schon gelöst?“
Ob sie
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