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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Aids-Kundgebungen auftauchen oder sich in staatlichen Forsten den Bulldozern in den Weg stellen konnte, aber ich hatte noch nie was läuten gehört, daß er schwul war. Ich ging los, fand eine Telefonzelle und rief in Farleys Büro an, wo ein Anrufbeantworter mir empfahl, es am Montag wieder zu versuchen. Seine Privatnummer stand nicht im Telefonbuch. Der lief mir nicht weg.
    Als nächstes mußte ich Ramona aufstöbern, aber sie war Freitagnacht unterwegs gewesen und vermutlich noch nicht wieder zu Hause gelandet. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für eine Verschnaufpause vom Thema Sex, rief Lizzie Darcy und Julia an und lud sie zum Lunch ein. Die beiden hatten en détail voneinander gehört, und es hatte mich überrascht, daß Julia auf meine Beziehung zu Lizzie nicht eifersüchtig reagierte. Lizzie, das wußte ich, war ganz scharf drauf, Julia kennenzulernen.
    Wir vereinbarten, uns in der Bayswater Brasserie in Kings Cross zu treffen, die bequem zu Fuß zu erreichen war. Da Lizzie Zeit brauchte, um von Baimain aus quer durch die Stadt anzureisen, und Julia, um eins von ihren exotischen Outfits zusammenzustellen, spazierte ich durch die engen, verwinkelten Gassen von Elizabeth Bay bis hinunter zum Bear Park am Meer, wo die Yachtbesitzer Vorräte einluden und an den Segeln herumwerkelten.
    Weiter draußen verwandelte die Sonne die Wellen in Diamanten, und Yachten, Fähren und Motorboote nutzten den wunderbaren Tag im Hafen von Sydney nach Kräften aus. Die vom Reichtum weniger Gesegneten lasen in den Parks die Sonntagszeitungen, spielten Fußball, schmusten und arbeiteten an ihrer Bräune. Ich schnappte ein bißchen frische Luft und beneidete sie alle, dann machte ich mich über Rushcutters Bay auf den Rückweg.
    Zu dieser Zeit füllte sich der Cross langsam — die ersten Touristen waren da, ein paar früh aufgestandene Nutten, ein Trupp von besoffenen Rabauken, einige Straßenmusiker und ein Maler, der den Bürgersteig mit recht passablen Kopien von Motiven aus den Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle verzierte. Weil Sonntag war und ich Arbeit hatte, gab ich ihm zwei Dollar. Ob Michelangelo vielleicht irgendwo da oben war und die Decke des Himmels bemalte, überlegte ich? Ob der Himmel überhaupt eine Decke hatte?
    Da ich immer noch etwas Zeit hatte, beschloß ich, mal bei Chicka Chandler in Darlinghurst vorbeizuschauen — es war nur ein kleiner Umweg. In dem ganzen Drama um Paulas Ermordung hatten wir den alten Knaben völlig vergessen, aber wenn Paula recht hatte, war er noch immer in Gefahr.
    Es war ruhig in der Straße und noch ruhiger in Chickas Haus. Der Hund war nirgendwo zu sehen, und auf mein Klopfen kam keine Reaktion. Trotzdem sagte mir mein Gefühl, daß jemand da war — eine Art Kribbeln auf der Kopfhaut, das sich einstellt, wenn man beobachtet wird. Ich hatte mich nicht getäuscht, denn plötzlich öffnete sich die Tür, und der Wachhund (Blacky?) kam wie aus der Pistole geschossen auf mich zugesprungen. Ich reagierte instinktiv und fand mich unversehens auf der anderen Seite des Zaunes wieder.
    In Siegerpose pflanzte sich der Hund am Zaun auf und kläffte haßerfüllt. Offensichtlich war Chicka noch am Leben und durchaus in der Lage, auf sich aufzupassen. Wahrscheinlich stand er genau in diesem Moment hinter den schmuddeligen Spitzengardinen und bepißte sich vor Lachen. In der Hoffnung, daß niemand Zeuge meines schmachvollen Rückzuges gewesen war, ging ich wieder zum Cross zurück.
    In der Brasserie gelang es mir, einen Tisch im Garten zu ergattern. Das Restaurant war gerammelt voll mit gut angezogenen, gut betuchten, gut genährten Gästen — die Rezession schien sich hier nicht bemerkbar zu machen. Nach all den Jahren, wo außer Tunten und englischen Emigranten kein Mensch einen Hut aufgesetzt hätte, waren sie neuerdings wieder groß in Mode, und überall im Garten sah man exotische Kopfbedeckungen.
    Ich fragte mich gerade, wie ich wohl in einem Panama aussehen würde, als Lizzie hereingebraust kam. Sie trug einen breitkrempigen Strohhut, hochhackige Sandalen und ein weißes Sommerkleid.
    Als sie mich dabei ertappte, wie ich auf ihren Ausschnitt schielte, verkündete sie: »Laut >Vogue< ist Busen angesagt in diesem Jahr.«
    »Busen ist immer angesagt, Süße«, sagte ich. »Was meinst du, wie ich in einem Panama aussehen würde?«
    »Wahrscheinlich wie ein Zuhälter aus Port Said«, antwortete sie, woraufhin ich schmollte und sie kicherte.
    »Was machen die Lustknaben?« fragte

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