Fish vor die Hunde
uns zum Abendessen auf den Weg zum Bombay im nahegelegenen Elizabeth Bay. Bei Tandoori-Hühnchen und Rindfleisch Vindaloo erzählte mir der Grieche, daß Jack Morgan, der Immobilienhai von der Goldküste, den wir um ein kleines, brüderlich geteiltes Vermögen erleichtert hatten, inzwischen pleite gegangen war und sich vor einem Untersuchungsausschuß in Queensland wegen Bestechung verantworten mußte. Seit die Regierung eine Untersuchungskommission in Sachen Korruption eingesetzt und die Labour Party die letzte Wahl gewonnen hatte, erschütterte ein Skandal nach dem anderen den Sunshine State. Mehrere frühere Kabinettsminister logierten jetzt im Gefängnis, andere hatten eine Nervenkrise. Die Justiz und die Beamtenschaft waren zwar immer noch mit Leuten von der alten Garde durchsetzt, aber man konnte trotzdem nicht mehr ganz so leicht wie früher erreichen, daß ein Highway am eigenen Einkaufszentrum vorbeigeführt, ein guter Freund zum Richter ernannt oder staatliches Bauland für einen Dollar den Acre verscherbelt wurde, so daß man es gewinnbringend parzellieren konnte.
Andrew K hatte sich einfach abgeseilt, solange alles noch wie geschmiert lief.
Wir wechselten kurz nach nebenan ins Sebel Townhouse Hotel — hier übernachten die Leute aus dem Showbusiness — und genehmigten uns in der Bar im Erdgeschoß einen Drink, dann gingen wir die kurze Entfernung bis zum Ridge im Cross zu Fuß. Luther Huck war an der Tür.
»Was gibt’s?« fragte er knapp.
»Ich dachte, ich riskier mal n paar Dollar auf eurer frisierten Roulettescheibe, Luther«, sagte ich.
»Mit fünf Dollar Einsatz läuft nichts in diesem Etablissement. Das nächste amtliche Wettbüro ist in der Victoria Street.«
Ich konnte den Griechen hinter mir kichern hören. »Ich wollte dir einen Job anbieten«, sagte ich. »Könntest du mal die gottverdammte Tür aufmachen und uns reinlassen, oder wär das zuviel verlangt?«
Er glotzte mich ausdruckslos an, dann gewann seine Neugier die Oberhand. Im Ridge liefen gerade die letzten Vorbereitungen für den nächtlichen Nahkampf. Kellner in weißen Jacketts huschten mit wichtiger Miene herum, und zwei Hostessen in einer Art Badeanzug und Netzstrümpfen erneuerten ihr Make-up und tauschten Horrorstories über Zellulitis und Männer aus. Die Räume für die Glücksspiele lagen im hinteren Teil, wo sie rasch geräumt werden konnten, für den Fall — den angesichts der Summen, die das Ridge für den Unterstützungsfonds der Polizei spendete, äußerst unwahrscheinlichen Fall — einer Razzia.
Luther wartete ungerührt, daß ich etwas sagte, während der Grieche das Ganze in vollen Zügen genoß. Er war in seinem Element.
»Ich brauch einen starken Kerl, der tagsüber bei einer Lady den Bodyguard spielt«, sagte ich.
»Welche Lady?«
»Lorraine Lamont.«
Offenbar hatte Luther von meiner Klientin schon gehört: »Was ist mit dieser Dumpfbacke, mit dem sie in die Kiste steigt? Warum kann der das nicht übernehmen?«
»Sein Bein ist kaputt. Und er hat Wichtigeres zu tun. Sagt er.«
Wie ich ahnte er, daß da was faul war. »Wieso interessiert dich die Sache?«
»Lorraine Lamont hat vielleicht, vielleicht auch nicht, Paula Prince umlegen lassen.«
»Und?«
»Ich hatte gerade einen Auftrag von Paula. Außerdem sind wir auf die gleiche Schule gegangen. Es war schade, wenn sich niemand dahinterklemmt.«
Luther brütete ein Weilchen, dann hatte er sich entschieden. »Erstklassige Lady, diese Paula. Was soll ich machen?«
»Das Haus der Lamont überwachen, jeden abchecken, der reingeht, ihr folgen, wenn sie ausgeht. Aufpassen, daß ihr nichts passiert.«
»Wie lang?«
»Nur bis Mittwochabend. Dann tritt der Eastern Sydney Council zusammen und entscheidet über das Bauvorhaben in der Surrey Street.«
»Hat Miss Lamont behauptet, daß sie mit Chicka Chandler zu irgend ner Einigung gekommen ist?« fragte Luther.
Ich hätte wissen sollen, daß Luther Huck auf dem laufenden war, wenn es um Lokalpolitik ging. Er war im Herzen von Sydney aufgewachsen und hatte sein Leben lang im Cross gearbeitet. Er kannte jeden.
»Das sagt sie jedenfalls.«
»Was glaubst du?«
»Ich glaub, Lorraine Lamont ist im Moment die einzige Spur, die uns zu Paulas Mörder führen könnte, und unser Kapital sollten wir schützen.«
Er nickte. »Wer ist der da?« fragte er und zeigte auf Andrew Kotsopoulos.
»Ein ehemaliger Kollege von der Goldküste«, sagte ich und machte die beiden miteinander bekannt.
»Bist du n Profi?«
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