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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Schwägerin die Bemerkung, bei dem Leben, das Thel geführt habe, täte sie gut daran, für das Leben nach dem Tode eine Versicherung abzuschließen. Da sich meine Eltern anschließend wüste Beschimpfungen an den Kopf warfen, hatte ich keine Gelegenheit mehr, etwas über Thels feurige Jugend herauszufinden. Jedenfalls war jetzt nie mehr die Rede davon.
    Ich besorgte eine Flasche Marsanne und fuhr etwa gegen sechs zu ihr — die arbeitende Bevölkerung Australiens ißt gerne früh zu Abend. Thel begrüßte mich an der Tür, schüttelte den Kopf, als sie sah, daß ich immer noch den Valiant fuhr, und zog mich ins Haus. Mit verbundenen Augen würde ich den Geruch im Haus meiner Tante wiedererkennen: Schimmel, Desinfektionsmittel, Möbelpolitur mit Zitronenduft und die gesammelten Küchendünste von fünfzig Jahren.
    Das Haus war seit etwa 1950 nicht mehr renoviert worden und vollgestopft mit Kitsch und Nippes, Chromaschenbechern auf Beinen, Sesselschonern und Vasen in grellen Farben und sonderbaren, fließenden Formen. Ich versank in einem riesigen, samtbezogenen Armsessel, und meine Tante brachte mir ein Bier und einen Untersetzer zum Abstellen. Eine ganze Riege von Gestalten, offensichtlich Verwandtschaft, grinste mich von Fotografien an, und zwei entfernte Vorfahren musterten den Raum aus ovalen Zedernholzrahmen. Es war eine Art Mutterschoß, den Gesetzen der Zeit nicht unterworfen, und ich entspannte mich.
    Jedenfalls eine Weile. Es dauerte nicht lange, bis meine Tante mich auszufragen begann, ob es irgendwelche ernsthaften Beziehungen in meinem Leben gäbe und welche Pläne ich beruflich hätte. Da ich mir, was meine Zukunft mit Julia betraf, zu unsicher war, um Hoffnungen bei ihr zu wecken, hielt ich mich in puncto Liebesieben bedeckt.
    »Was ist denn mit dieser kleinen Journalistin, die immer für den >Herald< schreibt?« erkundigte sie sich. »Lizzie, nicht wahr?«
    »Wir sind nur gute Freunde, Thel.«
    Sie schüttelte verwundert den Kopf. »Zu meiner Zeit waren Männer und Frauen keine guten Freunde.«
    »Das heißt, es gab nur Ehepaare«, sagte ich bissig.
    »Mach dich nicht über die Ehe lustig«, fuhr sie mich an-»Da würdest du endlich zur Ruhe kommen, hättest ein paar klare Ziele vor Augen.«
    »Du meinst zum Beispiel eine Hypothek, Schulgelder, einen Zweitwagen, Ferien mit der ganzen Familie?« sagte ich. »Das ist keine Ruhe, das ist der Ruin.«
    Sie war dann etwas zugeknöpft, während wir den Lammbraten verzehrten, aber sobald ich ihr vom Paula-Prince-Fall erzählte, hellte sich ihre Miene auf. Wenn es um schräge Vögel ging, war Thels Neugier unersättlich, und nichts konnte sie schockieren. Ich fragte mich, ob es in der begrabenen Vergangenheit womöglich eine Episode als Besitzerin einer undurchsichtigen Spelunke gab.
    Sie lachte schallend über meinen Abend beim Hunderennen und wurde sehr aufmerksam, als ich anfing, über Chicka Chandler zu sprechen.
    »Das ist ein schlechter Mensch«, sagte sie.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich hab mein ganzes Leben lang in diesem Teil der Stadt gelebt und Chicka auch. Da hört man so manches.«
    »Zum Beispiel?«
    »Chicka war früher mal einer von diesen kleinen Ganoven, und er gehörte zu einer Bande von Messerstechern. Ein paar Leute behaupteten, eines Nachts habe er bei einem Kampf in East Sydney einen Mann getötet. Ich glaub’s: Er war ein eiskalter, gefährlicher kleiner Rohling. Augen wie ein Kabeljau. Du weißt bestimmt, womit er sein Geld verdient hat, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Alkohol. Chicka kaufte zusammen mit ein paar Freunden eine von diesen scheußlichen, zwielichtigen Kneipen in East Sydney. Zum Lunch verscherbelte er Schweinshaxen über den Tresen, und die Gäste warfen die Knochen auf den Boden. Chicka kümmerte das nicht Leiter, solange er damit sein Geld verdiente.«
    »Seine Haushaltsführung hat sich keinen Deut gebessert«, sagte ich.
    Meine Tante war jetzt so richtig in Fahrt: »Weißt du, was dieser gewissenlose Scheißkerl gemacht hat? Fing an im Keller irgendwo so ne sprudelnde Brühe zusammenzubrauen und sie als Champagner zu verkaufen. Champagner! In East Sydney!«
    »In der Herstellung von illegalem Alkohol scheinst du dich ja bestens auszukennen«, spottete ich, doch sie ignorierte mich.
    »Ne Menge Leute haben Chicka unterschätzt, aber er war ein ganz gerissener Hund«, fuhr sie fort. »Er meint sogar, Cocktails wären seine Erfindung. Cocktails, ich bitte dich...«
    »Wann war das?«
    »Mitten in der Depression.

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