Fish vor die Hunde
mitgenommen und dann rausgeschmissen hatte, weil sie ständig rumflirtete.
»Es war ja so schade«, sagte sie träumerisch. »Er hatte so einen Riesen...«
»Was war eigentlich die große Neuigkeit, die du für mich hattest?« unterbrach ich sie.
Sie driftete wieder zurück in die Gegenwart: »Max hat angerufen.«
»Max?«
»Max, der Besitzer von Max’s Midtown Bathhouse. Ich hab dir doch verprochen, noch n paar Läden abzuchecken, erinnerst du dich? Also, Max sagt, er hat Paula und ihren heimlichen Lover zusammen gesehen.«
»Nelson Farley?« fragte ich.
Sie sah mich verständnislos an: »Was?«
»Es war Nelson Farley, stimmt’s?«
»Das hat er nicht gesagt. Er weiß nicht, wer der Kerl war.«
»Das Ganze nützt uns nur was, wenn das Gesicht einen Namen hat, Ramona.«
Sie war drauf und dran, eine größere Schmollnummer abzuziehen, als sie aufsah und jemanden am Fenster entdeckte. Wie sich herausstellte, war es Max. Der Impresario des Saunaclubs war gebaut wie ein gemauertes Scheißhaus, ein einziges Muskelpaket. Er wurde langsam kahl, trug einen kleinen Schnauzer, einen goldenen Piratenohrring und hatte ein Gesicht mit harten Augen und Tränensäcken, wie man sie in französischen Gangsterfilmen sieht.
Max begrüßte mich mit einem Händedruck, der mir fast die Finger zerquetschte, und winkte nach einem Glas. Er erzählte, er sei in der betreffenden Nacht nur deshalb selbst an der Rezeption seines Etablissements gewesen, weil seine Empfangsdame nicht aufgekreuzt war. Paula war ihm aufgefallen, weil er sie und Ray kannte und sich gefragt hatte, ob die beiden sich getrennt hätten.
»Ich erinner mich an den Typen, weil er meilenweit nach Ehemann roch. Das paßte so gar nicht zu Paula, sich mit nem verheirateten Mann einzulassen«, sagte er.
»Die sind das absolute Gift«, unterbrach Ramona. »Du steigst zu ihnen in den Wagen, und hinten ist ein Babysitz. Das törnt einen echt ab, sag ich dir.«
Ich nickte. Ich hatte die obligatorischen neun Runden mit verheirateten Frauen schon vor langer Zeit absolviert: gewonnen hatte nie einer.
»Und noch was«, setzte Max hinzu. »Er war nicht Paulas Typ. Sie steht auf Kerle, die auch mal ordentlich hinlangen können. Dieser Typ war zwar stämmig, aber in einem Straßenkampf würde ich nicht auf ihn wetten.«
»War es Nelson Farley, der Politiker?«
»Nee. Ich hab Farley kennengelernt, als sie versucht haben, wegen Aids die Sauna dichtzumachen. Ein paar von uns sind zum Parliament House, um mit ihm zu sprechen.«
»Und was kam dabei heraus?«
»Na ja, wir haben immer noch geöffnet, aber wir mußten ne Menge Änderungen vornehmen. Ich mochte Farley nicht — der Typ ist so falsch wie ne Uhr für zwei Shilling — , aber er scheint zu wissen, was er tut.«
»Jemand hat mir erzählt, Paulas Kerl wär ziemlich bekannt«, sagte ich. »Vielleicht war er also gar nicht unser Mann.«
»Mit der lokalen Prominenz kenn ich mich überhaupt nicht aus, Mann«, sagte Max. »Ich hab jahrelang im Ausland gelebt. Bin erst letztes Jahr nach Sydney zurückgekommen.«
»Wo sind Sie denn gewesen?«
»Manila. Ich hab in Ermita einen kleineren Laden gehabt, bis die Aussies unbeliebt wurden.«
Ermita war der Rotlichtbezirk von Manila, in dem ausländische Touristen für ein paar Dollar alles kaufen konnten, was sie wollten. Kriminelle aus Australien waren dort stark vertreten, aber die Regierung unter Cory Aquino hatte zugewanderten Ganoven das Leben schwer gemacht. Max war nur einer von vielen, die mit den Taschen voller Geld nach Australien zurückgekommen waren und sich jetzt rücksichtslos ins heimische Sexgeschäft reindrängten. Zweifellos war er genauso hart im Nehmen wie er aussah.
Wir tranken noch etwas und hechelten den ganzen Fall noch mal durch. Was wir in der Hand hatten, war dürftig: Vielleicht tauchte Paulas Lover überhaupt nicht mehr auf, und auch wenn er auftauchte, stellte sich vielleicht heraus, daß er völlig unschuldig war.
Max versicherte mir außerdem, daß ich jederzeit in seinem Saunaclub willkommen sei, und ich dankte ihm überschwenglich, obwohl ich eigentlich nicht so sicher war, ob ich ihm in einem Dampfbad in die Arme laufen wollte.
Ich bezahlte, dann brachen wir auf. Ramona und Max machten sich auf den Weg in eine nahe gelegene Kneipe, und ich fuhr nach Hause.
Entspannt und schwer vom allzu üppigen Leben, bemerkte ich die beiden Attentäter auf meinem Parkplatz erst, als sie mich schon fast in der Mangel hatten. Ich sah mich hektisch
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