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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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mir bedanken?« fragte ich, als ich fertig war.
    »Raus hier«, sagte er und schwang seinen Drehsessel der Aussicht auf die Stadt zu. Vermutlich rechnete er schon zusammen, wie viele seiner Kollegen von den Granatsplittern getroffen werden würden, wenn der Eastern Sydney Council hochging.
    Ich hatte also meine Bürgerpflicht getan und mir Rückendeckung verschafft; jetzt war es höchste Zeit, Ray Delgado aufzusuchen, bevor er in den Nachrichten von der Verhaftung Denny O’Hagans erfuhr. Es muß doch leichtere Jobs geben als meinen, überlegte ich auf der Fahrt nach Darlinghurst. Zum Beispiel als Berater für Suizidgefährdete oder als Fahrer eines Krankenwagens oder beim Rettungsnotdienst der Polizei.
    Ray bastelte in der Garage von Paulas Haus an einer Harley Davidson.
    »Tolle Maschine«, sagte ich und bewunderte den glänzenden Chrom.
    Er richtete sich auf und wischte sich mit einem dreckigen Lappen das Öl von den großen Pranken. Sein Lächeln erlosch.
    »Was ist?«
    »Denny O’Hagan.«
    »Der Fußballspieler?«
    »War er mal. Jetzt ist er Politiker.«
    »Wie?«
    Das war der unangenehme Teil, aber ich entschloß mich, es ohne Umschweife zu sagen: »Sie hatten eine Affäre. Er war beim Eastern Sydney Council, also hat sie ihn wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben in der Surrey Street kennengelernt. Der Council ist von Lorraine Lamont bestochen worden, damit er die teilgewerbliche Nutzung genehmigt. Paula hat das entweder gewußt, oder sie hat’s vermutet. Deshalb hat sie versucht, O’Hagan zu erpressen; sie drohte damit, überall rumzuerzählen, daß er was mit ihr hatte, falls er die Genehmigung nicht verhinderte. Das wäre das Ende seiner politischen Karriere gewesen.
    Sie hat ihn zu stark unter Druck gesetzt: Er hatte keinen Fluchtweg mehr offen. Das war ein Fehler. Sie hatten eine Auseinandersetzung, O’Hagan stieß Paula gegen den Kamin. Sie war tot. Er sagt, es war ein Unfall.«
    Während ich sprach, hatte sich Ray auf den Betonfußboden sacken lassen. Mit dem Rücken an der Wand saß er da und rieb sich immer noch mechanisch die ölverschmierten Hände.
    »Ich wußte, daß sie mich betrog, aber ich dachte, es wär dieser Lackaffe Farley«, sagte er.
    »Das ist ihr Schwager.«
    Sein Kopf fuhr hoch. »Wer ist ihr Schwager? Wovon zum Teufel redest du?«
    »Farleys Frau Jenny war Paulas Schwester.«
    »Mein Gott, ich hab nicht mal gewußt, daß Paula eine Schwester hatte.«
    Der Junge tat mir leid: Es gab einfach zu viele Dinge, die er über diese Frau nicht wußte. Man konnte Paula nicht mal vorwerfen, daß sie eine Menge Geheimnisse gehabt hatte. Sie hatte so lange ein Doppelleben geführt, daß sie die Wahrheit für sich behalten mußte, um zu überleben. Und dann war’s zur Gewohnheit geworden.
    Er sah zu mir hoch: »Glaubst du ihm? Glaubst du, daß es ein Unfall war?«
    Meiner Ansicht nach hatte Paula die Katastrophe herausgefordert. Sie hatte den Bogen überspannt. Sie hatte gedacht, sie hätte O’Hagan bei den Eiern, aber sie hatte nur das eine im Griff — der Bürgermeister drückte das andere. Und Paula war nicht klargewesen, mit welch hohen Einsätzen gespielt wurde: O’Hagan und seine Freunde konnten sich nicht den Hauch eines Skandals leisten. Sobald der Eastern Sydney Council ins Scheinwerferlicht geriet, würden die Hot-dog-Schiebung und weiß der Henker welche Gaunereien sonst noch auffliegen. Aber all das war viel zu kompliziert für Ray. Er wollte getröstet werden.
    »Ich glaub nicht, daß er sie umbringen wollte, wenn du das meinst«, sagte ich zu ihm.
    »Wo ist der Dreckskerl?«
    »Ich bin bei den Bullen gewesen. Wahrscheinlich ist er inzwischen verhaftet worden.«
    »Du hättest mir’s zuerst sagen müssen, Syd«, sagte er, auf einmal böse.
    Zu viele Leute hatten in letzter Zeit ihren Müll bei mir abgeladen, und ich platzte raus: »Fick dich ins Knie, Ray. Ich hab schon genug Schuldgefühle.«
    Ich verließ die Garage, trat ins Sonnenlicht hinaus und rief ihm über die Schulter zu: »Das Leben geht weiter, Ray. Geh los und besauf dich. Oder zieh nach Scheiß-Queensland.«
    Als ich beim Valiant angekommen war, sah ich mich um. Ray stand am Garagentor und beobachtete mich. Einen Moment lang funkelten wir uns wütend an, dann sagte Ray: »Danke, Kumpel.«
    Die Spannung löste sich; ich winkte und fuhr davon.

27

    Der Tag neigte sich dem Ende zu, und so langsam konnte ich an nichts anderes mehr denken, als diesen Fall endlich abzuschließen. Ich kam mir vor wie

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