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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hatte.
    Aber dafür konnte der arme Kanadier ja nichts.
    »Hi«, sagte ich freundlich zu ihm, und er sagte ebenso freundlich »Hi« zu mir, mit diesem unnachahmlich süßen kanadischen Akzent.
    »Wieso muss man denn den Kurs vertikal messen?«, fuhr Burghart Bille an, die ihm eben dies gerade erklärt hatte. »Das ist doch völliger Quatsch. Da hat euer Segellehrer euch wieder mal den totalen Nonsens beigebracht.«
    »Nein, hat er nicht«, widersprach Bille mit einem Lächeln. »Pass auf, ich erkläre es dir …«
    »Nee, du, komm mir nicht mit so ’nem Laienquatsch«, unterbrach sie Burghart schnell. »Ich weiß, wie man das macht. Das ist ganz einfach. Weil nämlich die Erde rund ist und die Karte flach, verstehst du? Na ja, und außerdem wegen Sinus und Cosinus und Pythagoras, aber das ist sowieso zu hoch für dich. Egal, glaub du ruhig den Mist, den dein Segellehrer dir verklickert.«
    Bille sagte nichts mehr.
    Mein Magen knurrte laut. Ich hatte Hunger.
    »Was habt ihr denn noch gelernt?«, wandte sich Burghart an mich.
    »Wie man den Palstek knüpft.«
    »Den Palstek? Kann ich. Gib mal das Seil her, Bille, ich zeig’ euch mal, wie das geht.«
    Ich ließ meine hungrigen Blicke wieder durch die Wohnung schweifen, die ein einziges Burghart-der-Großartige-Denkmal war. Überall hingen Fotografien von ihm an den Wänden, die ihn in göttlicher Ausübung verschiedener Sportarten zeigten. Für jemanden, der das zum ersten Mal sah, absolut appetittötend. Aber ich war längst abgehärtet. Und immer hungriger. Aber sosehr ich auch suchte, ich konnte nichts Essbares erkennen. Von knusprigen Steaks keine Spur. Ich beschloss, das Thema mal ganz vorsichtig anzuschneiden.
    »Wo ist das Essen?«, fragte ich laut.
    »Was für Essen?«, fragte Burghart abgelenkt zurück. Er hatte sich den Tampen geschnappt und in Windeseile eine Schlinge geknotet, die einem Palstek ziemlich ähnlich sah. Aber eben nur ähnlich.
    »Das ist kein Palstek, das ist eine Karnickelfalle«, zitierte Bille mit steinerner Miene und beinahe ohne die Lippen zu bewegen.
    »Na, die Steaks«, sagte ich. Mein Magen knurrte wieder vernehmlich. Der Kanadier hielt mir verständnisvoll eine angebrochene Tüte Chips hin. Die Steaks, und dazu noch von Männerhand zubereitet, hatte es wohl nur in Billes Phantasie gegeben. Dass ich aber auch immer wieder auf ihre Lügengeschichten hereinfiel!
    »Oh, thank you«, sagte ich dankbar zu dem Kanadier. Chips waren schließlich besser als gar nichts.
    »Karnickelfalle?«, rief Burghart mit überschnappender Stimme. »Na, dann mach es doch besser, wenn du kannst.« Er hielt Bille den Tampen unter die Nase.
    Vor lauter Anspannung wurde Bille ganz weiß um die Nase. Aber gelernt ist gelernt – schwuppdiwupp hatte sie einen Palstek geknotet.
    »Bitte«, sagte sie immer noch mit steinerner Miene.
    »Genauso hab’ ich es auch gemacht, genauso!«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Hab’ ich doch! Gib wieder her.« Burghart knotete mit vor Eifer zitternden Fingern eine weitere Karnickelfalle zusammen.
    »Wieder falsch«, konstatierte Bille. »Soll ich dir erklären, wie es richtig geht?«
    Mit einem Schnauben warf Burghart ihr den Tampen vor die Füße. Geduldig hob Bille ihn auf.
    »Sieh mal. Zuerst machst du eine Schlinge und stellst dir vor, das sei ein See. Und das Ende hier ist eine Schlange, die in den See eintaucht, um den Baum herumkriecht und wieder im See verschwindet. Siehst du, so!«
    »Genauso hatte ich’s ja gemacht.« Burghart riss ihr den Tampen wieder aus der Hand. Unter seinen Händen entstand eine dritte Karnickelfalle.
    Ich musste lachen. So doof war ja nicht mal Bernie gewesen!
    »Du kannst überhaupt nicht erklären«, warf Burghart Bille vor. »Ein Glück, dass du keine Lehrerin geworden bist. Die armen Kinder würden ja kein Wort verstehen.«
    »Du bist gemein«, sagte Bille. »Ich wollte dir doch nur zeigen, wie’s richtig geht.«
    »Ich hab’s ja auch richtig gemacht, bevor du mit deinen tollen Erklärungen kamst.«
    »Hast du nicht.«
    »Hab’ ich doch.«
    Ich nahm mir noch eine Handvoll Chips.
    »Very lecker«, sagte ich zu dem Kanadier. Sicher hatte er in zehn Jahren Auslandsaufenthalt die deutsche Sprache nicht ganz verlernt und verstand mich. »Better than nothing.«
    Der Kanadier grinste sein sympathisches Grinsen.
    Durch die Chips angeregt, fragte ich ihn, in which part of Canada he lives in. And that I ebenfalls schon mal da war, with the Schüleraustauschgruppe of the Lions Club, das sagte ich

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