Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
ihm auch. So was schafft Verbindungen. Vielleicht lud er mich ja in sein Blockhaus am See ein. Am besten, wenn er selber gerade woanders Urlaub machte.
»Ähm«, machte der Kanadier with his nice canadian accent. »Leider war ich noch nie in Kanada. Obwohl es da sehr schön sein soll. Ich fahre in den Ferien immer nach Südfrankreich. Da ist es auch schön.«
»What?«, fragte ich lahm. Manchmal fiel der Groschen bei mir in Zeitlupe. Aber immerhin fiel er, bevor ich mich noch mehr blamieren konnte.
Super, der kernige, knackige, unheimlich nette Kanadier war also nicht nur nicht kernig und knackig, sondern auch gar kein Kanadier. Und ich blöde Kuh machte mich hier mit meinem bescheidenen Schulenglisch lächerlich.
Wütend sah ich zu meiner sogenannten besten Freundin hinüber. Obwohl sie immer noch in den »Hast-du-nicht«- »Hab’-ich-doch«-Dialog mit Burghart verstrickt war, konnte ich unzweifelhaft Schadenfreude in ihrem Blick erkennen.
Na warte, du Luder, dachte ich. Bei der nächsten Gelegenheit kriegst du’s zurück.
Billes geheimes Tagebuch
28. Januar.
Jetzt reicht’s. Alles muss man sich ja nicht gefallen lassen!
B. hat bei dieser Melanie übernachtet.
Nach dem Betriebsfest gestern ist er nicht nach Hause gekommen. Vielleicht dachte er ja, ich merke es nicht.
Du betrügst mich, habe ich ihm heute Nachmittag gesagt, aber B. sagt, er und Melanie hätten nur geredet.
Und das soll ich glauben?
B. sagt, das wäre ja mein Problem, wenn ich ihm nicht glauben würde. Und ob ich nicht endlich mal mit meiner Diät anfangen wolle. Das Herbalife sei nämlich sauteuer gewesen. Dabei habe ich schon zwei Kilo abgenommen. Meine Jeans hängt an mir herunter wie ein Mehlsack. Aber das sieht B. nicht. Wollte mich nicht mit ihm anlegen, habe nur gesagt, dass ich auch mal wieder Appetit auf was Richtiges zu essen hätte. Ob wir nicht zusammen essen gehen könnten, so ganz gemütlich, nur wir beide.
Da hat er gesagt, essen gehen sei in meinem momentanen Zustand nicht empfehlenswert. Melanie würde jedes Abendessen durch Herbalife ersetzen. Und das sähe man ihr auch an.
Wenn ich die jemals kennenlerne, mische ich Zyanid unter ihr Diätpulver. Bin mittlerweile im Telefonbuch bei H angelangt. Bis jetzt achtundzwanzig Melanies.
Freue mich auf das nächste Mal Segelkurs. Da sind wenigstens alle nett zu mir. Glaube ja, dass Stefan an mir interessiert ist. Er guckt mich immer so komisch an. Schade, dass er nicht wirklich aussieht wie Keanu Reaves. Außerdem trägt er unmögliche Schuhe.
Dirk scheint auch interessiert zu sein. Er hat mir beim letzten Mal seinen Zirkel geliehen. Wünschte, B. hätte es gesehen. Von wegen, ich kenne keine anderen Männer!
Judith ist sauer, weil Dirk angeblich mit Rebecca flirtet. Aber ich denke, er ist einfach nur nett zu ihr. Welcher vernünftige Mann interessiert sich schon für eine Frau mit Schwangerschaftsstreifen? B. sagt außerdem, Rebecca habe so was ganz und gar Unweibliches an sich. Genau wie Judith. Es läge an der Art, wie sie einen anschauten. Unweiblich eben.
Auch Jack ist sehr nett. Er ist zwar ein bisschen zu alt für mich, aber auch an mir interessiert. Das letzte Mal sagte er, ich sei eine süße Maus. Rosi sagt zwar, Jack sei besoffen gewesen, Jack sei eigentlich immer besoffen, aber ich meine, das macht nichts. Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit. Ich bin wirklich eine süße Maus.
5
»Merke: Steuere niemals nach dem rechtweisenden Kurs am Kompass, gehe nie mit dem Magnetkompasskurs in die Karte«, sagte der Segelstefan. »Sonst kann man schon mal an Australien vorbeisegeln.«
Ich lachte herzlich. Stefan fixierte mich mit seinem mürrischen Blick. Das mit Australien war kein Witz gewesen.
»Komm mal nach vorne, Julia, und errechne den rechtweisenden Kurs für einen Magnetkompasskurs von achtzehn Grad, wenn die Ablenkung 5 und die Missweisung 7 Grad beträgt.«
Das war ja nun ein Leichtes für mich, Peanuts, wie Burghart sagen würde. Auch wenn ich nicht Julia hieß, machte ich das mal eben mit links. Den anderen fiel es genauso leicht, mit Ausnahme von Bernie, der hatte eine wirklich lange Leitung. Mit den Gedanken war er immer noch beim Winterschlussverkauf und den saublöden Verkäuferinnen, mit denen er geschlagen war.
»Kommt die dämliche Kuh doch gestern mit einem grauen Jackett zu mir und fragt, ob wir das auch reduzieren«, klagte er.
Was das für eine absurde Frage war, wussten wir ja spätestens seit der Geschichte mit dem dunkelblauen
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