Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Wochenende.«
Das wurde ja immer besser! Ich tippte auf das Couvert mit dem grünen Afghanen. »Sag mal, wo das herkommt, kriegst du da auch Kokain her?«
Mick nickte. »Wieso? Interesse?«
Das konnte man wohl laut sagen! Stefan dealte auch mit Koks! Wahrscheinlich schmuggelte er die Drogen auf seinen diversen Nordseetörns von Holland rüber. Und dabei sah der Typ so harmlos aus, so richtig bieder.
»Was kaufst du denn noch alles bei dem?«
»Ach, mal dies, mal das«, antwortete Mick vage. »Sag mal, bist du allein hier?«
Hatten wir das nicht schon hinter uns?
»Ja«, log ich diesmal.
»Schnucklig«, erwiderte Mick. »Wie sagtest du gleich, dass du heißt?«
»Judith.«
»Schnucklig«, wiederholte er zum dritten Mal.
Hier stockte die Kommunikation ein wenig. Aber ich wusste ja schon, was ich wissen wollte. Es war schon fast zu viel für einen einzigen Abend und einen einzigen Menschen. Wie bestellt klopfte mir von hinten jemand auf die Schulter.
Es war Bille.
»Mensch, Judith, hier bist du! Rebecca und ich suchen dich verzweifelt. Wir wollen fahren.«
»O ja, natürlich. Ich habe völlig die Zeit vergessen. Bille, du kennst doch noch Mick? Mick, das ist Bille.«
Bille war sprachlos. Sie starrte Mick nur an.
»Man nennt mich auch Micky.« Mick lächelte sein verklärtes Lächeln, und Bille dachte prompt, es gelte ihr. Sie lächelte hocherfreut zurück.
»Schnucklig«, sagte Mick zu Bille. »Bist du allein hier?«
Ich räumte bereitwillig meinen Barhocker für sie. »Ich hole nur schnell meine Tasche, dann können wir fahren.«
»Lass dir ruhig Zeit«, murmelte Bille. »Bloß keine Hetze!«
Die anderen waren ebenfalls im Aufbruch begriffen, als ich ankam. Stefan war soeben dabei, Angela in den Mantel zu helfen. Es war ein Dufflecoat in der Farbe von verschimmelten Vollkornbrötchen, passend zu ihrem Haar.
»Wo warst denn du die ganze Zeit?«, fragte Stefan verärgert.
»Ich habe einen alten Bekannten getroffen«, antwortete ich und sah ihm direkt in die Augen. Sie waren das einzig Lebendige in seinem Gesicht, dunkelbraun mit winzigen goldenen Flecken. Die Augen eines Drogendealers, nein, eines verwegenen Piraten des späten zwanzigsten Jahrhunderts – verräterisch. Aber er versteckte sie geschickt hinter seiner langweiligen Brille, wohl wissend, dass von einer perfekten Tarnung alles abhing.
Ein wohliger Schauer lief mir den Rücken hinab.
Stefan musterte mich irritiert. »Hab’ ich was an der Brille kleben?«
Ich schüttelte den Kopf und wandte mich ab. Er durfte nicht merken, dass ich sein Geheimnis kannte, man wusste ja, wozu Drogendealer fähig waren. Ich würde einfach abwarten und weiter Beweise zusammentragen. Früher oder später würde ich einschreiten und ihn enttarnen.
Aber alles zu seiner Zeit. Ich fühlte, wie sich mein Magen vor Aufregung zusammenzog. So wie es aussah, kam ich jetzt doch noch zu meinem Abenteuer.
Die abgestandene Kneipenluft schmeckte auf einmal wild und gefährlich.
Rebecca verabschiedete sich von Dirk mit Küsschen auf die Wange. Links, rechts, links, rechts – ich stieß sie unsanft in die Rippen. »Komm schon. Bille wartet.«
»Bis Samstag«, sagte Dirk.
»Wieso Samstag?«, fragte ich, kaum dass wir außer Hörweite waren.
»Dirk kommt zu unserem Volleyballturnier«, erklärte mir Rebecca.
»Und wo ist Kaspar solange?«
»Er wollte mit Charlotte in den Zoo.«
Augenblicklich vergaß ich meine sensationelle Entdeckung. Das konnte dem Mutti so passen, Mann und Kind in den Zoo zu schicken und in kurzen Hosen vor einem wildfremden Mann Hechtbagger zu vollführen! Es wurde allerhöchste Zeit, mich für den Schutz der kleinsten Keimzelle des Staates, der Familie, einzusetzen. Im Grunde war das nicht nur meine schwesterliche, sondern auch meine patriotische Pflicht.
Am besten, ich würde Kaspar und Charlotte ebenfalls zu dem Turnier lotsen, das würde bei Dirk gleich alle Hoffnungen im Keim ersticken.
Bille war kaum von dem Barhocker neben Mick loszureißen.
»Gott, der ist ja süß«, sagte sie im Auto. »Ich sei schnucklig, hat er gesagt. Er ist öfter im Froschkönig, da kann man ihn jederzeit antreffen. Wenn ich das Burghart erzähle, platzt er vor Eifersucht.«
Ich sagte ihr nicht, dass Mick sie nur angemacht hatte, weil er ziemlich zugedröhnt war. Sie hatte mir ja auch nicht gesagt, dass der Kanadier gar kein Kanadier war.
»Ich freue mich ja so auf unseren Segeltörn«, sagte Bille. »Ich finde die alle total nett. Selbst Ulf mit seiner
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