Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
War eine Heidenarbeit, Mick ins Bett zu kriegen. Musste ihn mit dem Teppich ins Schlafzimmer zerren, aufs Bett hieven und ausziehen. Kann nur sagen, vierundzwanzig Zentimeter sind das nicht mal annähernd. Aber egal, Hauptsache B. sieht ihn nachher in meinem Bett liegen. Von wegen, ich kenne keine anderen Männer. Ha, ha, ha …
Habe das durchsichtige Nachthemd an, was B. früher immer so scharf fand, und mir selber einen Knutschfleck auf die Schulter gemacht.
Da, es klopft dreimal. B. ist früh dran. Um so besser.
7
Als ich sonntags in aller Frühe in Köln aus dem Flieger stieg, war ich ein neuer Mensch. Erholt, sonnengebräunt und von Elternliebe verwöhnt.
Aber ich hatte zweieinhalb Wochen nicht über meine große Liebe sprechen können und platzte beinahe vor Sehnsucht, mit jemandem über Stefans Vorzüge zu reden. Einmal war ich sogar so weit gegangen, mir eine Packung Gauloises Blondes zu kaufen, die Zigaretten der Reihe nach anzuzünden und den Duft zu inhalieren. Aber das hatte meine Sehnsucht nur gesteigert.
Noch vor dem Kofferauspacken fuhr ich gleich weiter zu dem einzigen Menschen, den ich ins Vertrauen gezogen hatte, zu Bille. Wenn ich genug geredet hätte, würde ich wieder nach Hause fahren und meine von Meerwasser und Sonne gebleichten Haare übertönen. Stefan konnte ja später immer noch ganz allmählich an die Tatsache gewöhnt werden, dass ich eigentlich eine Blondine war. Zunächst aber würde eine Packung ›Kanadischer Ahorn‹ aus mir wieder seine rothaarige Traumfrau machen.
Der Typ aus der Wohnung unter der von Bille brachte gerade seinen Müll raus, als ich ankam. So konnte ich, ohne zu klingeln, ins Haus schlüpfen. Ich musste dreimal an Billes Wohnungstür klopfen, bevor sie mir öffnete.
In ihrem Blick stand das pure Entsetzen, als sie meiner ansichtig wurde.
»Ich stör’ wohl gerade?«, sagte ich und starrte auf ihre eine Brust, die aus dem Nachthemd herausgefallen war.
»Judith«, hauchte Bille.
»Ist ja schon gut. Ich will euch gar nicht aufhalten. Ich komm’ dann später noch mal wieder.«
Fehlte gerade noch, dass ich auch Burghart begegnete, dem ein Ei aus der Hose heraushing!
Aus dem Schlafzimmer erklang ein eigenartiges Stöhnen. Bille wurde gleich noch um eine Nuance blasser.
»Also, ich geh’ dann mal«, sagte ich, als Bille mein Handgelenk packte und flüsterte: »Geh nicht! Er wacht auf! Du musst mir helfen, ihn wieder zum Schlafen zu bringen.«
»Kommt ja gar nicht in Frage«, verwahrte ich mich, aber da hatte Bille mich auch schon mit Bärenkräften über ihre Schwelle gezogen und die Tür hinter mir geschlossen.
»Wo bin ich?«, fragte eine unheimliche Stimme aus dem Schlafzimmer.
»Bitte, hilf mir«, flüsterte Bille wieder. »Wenn er jetzt aufsteht und geht, war alles umsonst!«
Was sollte ich davon halten? Die einzige vernünftige Erklärung, die mir in der Eile einfiel, war folgende: Bille hatte versucht, Burghart mit, sagen wir mal, einer Weinflasche zu erschlagen, aber leider nicht fest genug zugehauen. Und jetzt lag der halbtote Burghart in ihrem Schlafzimmer und erwachte zu neuem Leben. Was wollte Bille von mir? Dass ich noch einmal mit der Weinflasche zuschlug, nur fester?
So reizvoll mir der Gedanke auch in der Theorie vorgekommen war, jetzt, wo es ernst wurde, bekam ich es mit der Angst zu tun.
»Das kann ich nicht machen«, stotterte ich, aber Bille zog mich schon Richtung Schlafzimmer.
»Wo bin ich hier?«, stöhnte die Stimme erneut, und im gleichen Augenblick sah ich das ganze Ausmaß der Katastrophe.
Nicht Burghart lag halbtot in Billes Bett, sondern ein wildfremder Mann mit zerrauften Locken und einer leichenfahlen Gesichtshaut. Er hatte seine Augen halb geschlossen und röchelte: »Durst!«
»Schnell, du musst ihn wieder betäuben, und dann ab in den Schrank mit dir«, stieß Bille hervor. »Burghart kann jeden Augenblick hier sein.«
Ich kniete neben dem armen Halbtoten auf dem Bett nieder und tastete nach seinem Puls. Es war kein Herzschlag zu spüren.
»Wir brauchen einen Krankenwagen für diesen armen Kerl.«
»Ach Judith, jetzt hör schon auf mit diesem Blödsinn«, schrie Bille mich plötzlich an. »Das ist kein armer Kerl, das ist Mick, und er ist vollkommen stoned.«
Mick-man-nennt-mich-auch-Micky, die Maus! Er war es tatsächlich, ich hatte ihn nur nicht erkannt, weil er so anders aussah. Verquollene Augenlider, Mundgeruch, Sabber in den Mundwinkeln.
»Aber was macht Mick in deinem Bett?«
»Mein Gott, du bist
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