Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
wie Burghart verlieben darfst, dann kann ich mich auch in Stefan verlieben. Aber du hast recht, ich hätte dir besser nichts erzählt. Wie konnte ich auch nur erwarten, dass du ein offenes Ohr für meine Probleme hast!«
»Was denn für Probleme? Ach so, ich vergaß, der Kerl ist ja ein international gesuchter Verbrecher. Du willst jetzt sicher wissen, ob du ihn an Interpol ausliefern sollst oder nicht, stimmt’s?«
»Ach, mit dir kann man ja überhaupt nicht reden!« Wütend ließ ich Bille mit ihrem Kamillentee allein. Eine frische Liebe ist ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden muss, und Bille war darauf herumgetrampelt. Ich war echt sauer.
Aber noch war der Tag nicht verloren. Zu Hause wartete Mo mit einer frohen Botschaft auf mich. Seitdem er von seiner Peggy abserviert worden war, hatte er sich überaus motiviert in die Arbeit gestürzt. Es war ihm gelungen, mehrere Interviewtermine für mich zu vereinbaren. Die Rundschau und die Stadtillustrierte wollten beide ein Künstlerporträt über mich bringen, ebenso das Kulturmagazin, das man kostenlos bei allen Banken und Sparkassen bekommen konnte.
»Ach du grüne Neune, was zieht man denn da an?«, fragte ich aufgeregt. Ich würde in die Zeitung kommen, und alle würden mein Foto sehen. Auch Stefan. Der Gedanke machte mich total nervös. Ich würde aufpassen müssen, was ich sagte, schließlich sollte er nur Gutes über mich zu lesen bekommen.
»Erstmal fährst du Ostern zu Mama und Papa«, sagte Mo. »Da kannst du dir dann alles andere in Ruhe überlegen. Die Termine habe ich auf Anfang April gelegt, in die Woche vor Ausstellungseröffnung.«
Plötzlich war meine Laune wieder blendend. Ich war frisch verliebt, beruflich kurz vor dem großen Durchbruch, und vor mir lagen drei Wochen kostenloser Urlaub auf Gran Canaria. Ich nahm Mos Kopf zwischen meine Hände und küsste ihn überschwenglich. »Das Leben ist doch phantastisch, oder?«
Mo rieb sich die Ohren. »Geht so, würde ich sagen.«
Natürlich hatte man über meinen peinlichen Sturz ins Rheinwasser nicht einfach den Mantel des Vergessens gebreitet.
»Ich hoffe, du weißt, was für ein Glück du hattest«, sagte Ursel. »Wenn Heinrich und ich nicht vorschriftsmäßig reagiert hätten, dann wärst du ertrunken.«
Jack lachte dröhnend. »Na, ich würde mal sagen: Gut, dass die Maus schwimmen konnte, sonst wäre sie von der Schiffsschraube zu Matsch verarbeitet worden.«
»Ich habe mich ganz vorschriftsmäßig verhalten«, widersprach Heinrich. »Das kannst du überall nachlesen, dass man sich zuerst mehrere Schiffslängen von der Unfallstelle entfernen soll. Oder hast du nicht aufgepasst?«
Jack lachte nur noch dröhnender.
»Diese Regelung gilt nicht, wenn das Boot still liegt«, mischte sich Stefan ernst ein. »Wenn Judith nicht solches Glück beim Fallen gehabt hätte, hätte das sehr böse ausgehen können.«
Von Glück beim Fallen konnte natürlich keine Rede sein. Glücklich wäre ich gewesen, wenn ich überhaupt nicht gefallen wäre. Oder wenn die anderen wenigstens taktvoll geschwiegen hätten.
Es war ein Fehler gewesen, Bille mein Geheimnis anzuvertrauen. Aber in einem gewissen Sinn hatte ich ihr damit geholfen, sie etwas von ihrem eigenen Kummer über Burghart und Melanie abzulenken.
Die verbleibenden Segelstunden vor den Osterferien waren furchtbar. Bille hatte jedesmal ein unbeschreiblich dämliches Grinsen im Gesicht. Sobald Stefan mal wegguckte, stieß sie mich in die Rippen.
»Da«, flüsterte sie zum Beispiel und zeigte auf seine Schuhe, »sicher sind sie so ausgebeult, weil er darin Kokain versteckt hält.«
Und dann lachte sie, bis sie einen Schluckauf bekam. Ich schämte mich schrecklich für sie.
Stefan schien auch nicht so recht zu wissen, was er von ihrem hysterischen Gekicher halten sollte. Manchmal versuchte er es mit einer strengen Frage. »Weshalb darf bei laufender Drehstromlichtmaschine nie die Batterie abgeklemmt werden, Bille?«
Bille wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. »Was weiß denn ich? Aber ich verspreche, dass ich das niemals tun werde!« Und dann lachte sie weiter, als habe sie völlig den Verstand verloren.
Später im Froschkönig hatte sie sich halbwegs beruhigt. Bis Stefan sich erhob und mal für ›kleine Königstiger‹ musste.
Da stieß Bille mich erneut in die Rippen und sagte: »Möchtest du ihm nicht folgen? Sicher trifft er auf dem Klo einen seiner Kleindealer und verklappt mal eben die zwei Kilo Kokain aus
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