Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Yachthafen zur Bootsübernahme. Sonntag setzen wir über nach Fehmarn. Bis Samstag darauf schippern wir dort durch die Gegend. Am Nachmittag nehmen wir Bille, Fred und Rosi an Bord. Mittwoch darauf ist die praktische Prüfung, abends stößt dann Angela zu uns, und Freitag sind wir spätestens wieder in Warnemünde.«
»Was?«, rief ich laut. Angela sollte doch zu Hause bleiben, ich dachte, da wären wir uns alle einig gewesen!
»Freitag sind wir spätestens wieder in Warnemünde«, wiederholte Stefan, der wohl glaubte, ich hätte seine Worte nicht verstanden.
Ich sah wütend zu Rosi hinüber. Sie malte wieder angestrengt Kringel auf die Tischplatte.
»Sagtest du nicht, du hättest mit Stefan geredet?«
»Hab’ ich auch«, sagte Rosi. »Durch die Blume.«
»Sieht so aus, als ob er das nicht verstanden hat«, stellte ich fest. »Vielleicht versuchst du es noch einmal, diesmal ein bisschen direkter!«
Aber Rosi malte weiter Kringel auf die Tischplatte und schwieg beharrlich, da konnte ich natürlich auch nicht öffentlich gegen Angelas Besuch wettern. Eines stand jedoch fest: Angela würde mir diese Reise durch ihre Anwesenheit nicht verderben, geschehe, was da wolle!
Stefan verteilte Kopien, auf denen er für jeden Tag minutiös aufgeführt hatte, welches Besatzungsmitglied welche Aufgaben zu erledigen hatte. Nach einem rotierenden System war jeder von uns einen Tag lang Skipper, Navigator, Smut, also Koch, Smutje, der Küchengehilfe, und so weiter.
Ich war gleich für den ersten Tag als Maschinist eingeteilt.
»Ich glaube nicht, dass ich mich da besonders gut auskenne«, sagte ich zu Rebecca. »Für den ersten Tag hätte es gereicht, wenn man mich zum Smutje gemacht hätte.«
Rebecca sah missmutig auf die Liste. »Ich muss dreimal kochen. Als ob ich das nicht schon zu Hause oft genug tun müsste!«
»Wir sollten öfter mal essen gehen«, schlug Jack vor. »Vor allem, wenn ich mit Kochen an der Reihe bin. Allerdings, Bratkartoffeln sind meine Spezialität.«
»Bevor wir nun alle packen gehen, habe ich noch eine Überraschung«, ließ sich Bernie vernehmen und legte zwei riesige Tüten auf den Tisch. »Ich dachte, wo wir doch demnächst alle vereint über die Ostsee schippern, sollten wir das auch im Hafen durch eine einheitliche Ausrüstung demonstrieren. Deshalb habe ich uns Crew-Shirts und Shorts besorgt.«
Aus der einen Tüte mit dem Aufdruck ›Herrenmoden Müller, modisch der letzte Brüller‹ zog er ein weißes Polohemd, auf dessen Brusttasche ein eingestickter Anker prangte. »Reine Baumwolle, mercerisiert, formbeständige Markenware. Im Laden hundertfünfzig Minimum, für euch nur neunundneunzigneunzig.« Er machte eine kleine Pause und sah lächelnd in die Runde. »In den Größen M bis XXL – ich habe mir erlaubt, euren Umfang zu schätzen. Na, was sagt ihr jetzt?«
Wir sagten gar nichts. Neunundneunzigneunzig erschien mir geradezu astromomisch hoch für diesen mercerisierten, schlichten Markenlappen. Ursel schien genauso zu denken.
»Also eigentlich«, murmelte sie. »Wir haben uns doch gerade erst so ein ähnliches Hemd gekauft.«
»Weiß steht mir nicht«, meinte Rebecca.
»Wartet erst mal, bis ihr die Shorts gesehen habt.« Bernie setzte ein geschäftsmännisches Lächeln auf. »Statt neunundneunzigneunzig nur neunundfünfzig – einmalig. Und passende Kapuzensweatshirts kann ich euch auch besorgen. Nur hundertfünfundzwanzig statt hundertneunundsechzig! Na, was sagt ihr jetzt?«
Wir waren immer noch sprachlos vor Schreck.
Wieder einmal war es Jack, der die Situation rettete. Er lachte laut und schlug Bernie krachend auf die Schultern. »Na, du bist mir ja einer, Bernie. In dir schlummert ja der große Spender. Also wirklich, das ist echt großzügig, uns so einfach diese Shirts zu schenken. Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen.«
Damit hatte er ja wirklich recht. Aber keiner guckte so verdutzt drein wie Bernie.
»Ich … aber«, versuchte er, Jack zu unterbrechen, aber der fuhr unbeirrt fort.
»Du bist ein nobler Kerl, Bernie, und weil das so ist, gibt es im Froschkönig gleich ein Bier für dich, auf unsere Kosten. Ich nehm eins in XXL, wenn’s recht ist.«
Gespannt verfolgten wir, wie Jack mit seiner Riesenpranke in die Tüte griff und sie nach einem Hemd, Größe XXL, durchwühlte. Bernie sah aus, als würde er in Tränen ausbrechen, als Jack es sich vor die Brust hielt. »Passt wie angegossen. Tja, was sollen wir da sagen? Am besten: Danke! Und zwar im Chor.«
Mit
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