Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
damit knallte sie die Tür zu.
Mein Job war erledigt. Ich bückte mich nach dem glänzenden Köfferchen zu meinen Füßen. Da wurde die Tür erneut aufgerissen.
»Sagen Sie ihm lieber nichts!«, brüllte Saskia und riss mir die Herbalifedose aus der Hand. »Das will ich ihm selber sagen! Und aus seinen Eiern mache ich Likör!«
Zong! fiel die Tür wieder ins Schloss. Rasch trippelte ich die Treppe hinab.
»Na?«, fragte Bille. Vor Anspannung war sie ganz weiß im Gesicht.
»Burghart ist so gut wie tot«, sagte ich. »Saskia wird ihn kastrieren!«
Billes geheimes Tagebuch
25. April.
Heureka! Sieg auf der ganzen Linie!
B. hatte gestern keinen guten Tag. Judith und ich statteten seiner Saskia einen Besuch ab – und zwar unmittelbar bevor B. dort aufkreuzte. Sahen ihn noch, wie er sein Auto abstellte und mit einer Topfrose im Hauseingang verschwand.
Wollten bei mir zu Hause zur Feier des Tages eine Flasche Sekt öffnen. Aber kaum hatten wir die Tür hinter uns zugemacht, da kam B. auch schon wieder. Sein Besuch bei Saskia war nur von kurzer Dauer gewesen.
Bevor er sich an meinem Türspion vorbeischleichen konnte, riss ich die Tür auf.
Schön, dass du vorbeikommst, rief ich scheinheilig, wir sind gerade dabei, eine Flasche Sekt zu öffnen. Willst du mittrinken?
B. nuschelte etwas von keine Zeit und erst mal duschen, war ein schwerer Tag und so weiter. Er sah zum Schießen aus: Sein dunkelblaues Jackett war weiß-bräunlich gefleckt. Weiß-braunes Pulver klebte auch auf seinen Haaren und an den Wimpern. Saskia musste ihm die Herbalifedose über dem Kopf ausgeleert haben. Der Regen hatte den Rest vollbracht und das Zeug zu einer perfekten Soße gebunden (garantiert ohne Klümpchen, haha), die sehr, sehr schwer rausgehen wird. Konnte nicht anders, musste einfach laut loslachen. Judith lachte auch, und zwar so heftig, dass sie aufs Klo rennen musste, um nicht in die Hose zu pinkeln.
B. verschwand ohne ein weiteres Wort.
Haben dann in Ruhe Sekt getrunken. Judith ist doch eine prima Freundin, wenn’s drauf ankommt. Eigentlich die beste.
10
In den verbleibenden Tagen vor dem Segeltörn musste ich eine weitere schockierende Entdeckung machen. Nach unserer letzten Segelstunde und der anschließenden Sitzung im Froschkönig warteten Bille und ich über eine Viertelstunde im Auto auf Rebecca. Obwohl wir zusammen aufgebrochen waren, kam und kam sie einfach nicht.
»Vielleicht ist sie mit dem Bus gefahren«, mutmaßte Bille.
»Quatsch!«, erwiderte ich und stieg noch einmal aus, um meine Schwester zu suchen. Auf den fünfzig Metern von der Kneipentür bis zum Parkplatz würde sie wohl kaum verlorengegangen sein.
Und richtig, ich fand sie unter der nächsten Laterne, und zwar heftig mit Dirk knutschend. Sie hatten es nicht mal für nötig befunden, das Techtelmechtel ein paar Meter weiter in den Schatten zu verlegen, wo niemand sie sehen konnte. Empört blieb ich vor ihnen stehen.
Niemand nahm von mir Notiz.
»Ähäm, ähäm!«, sagte ich, so vorwurfsvoll ich konnte.
Widerstrebend lösten sie sich voneinander.
»Ich komme schon«, sagte Rebecca.
»Das will ich aber nicht hoffen«, sagte ich mit einem letzten Anflug von Humor und packte sie am Ärmel. »Nicht auf offener Straße, und nicht mit Dirk!«
Über ihre Schamlosigkeit ehrlich empört, zerrte ich sie zum Auto. Auf der ganzen Heimfahrt sprach ich kein Wort mit ihr. Erst an der Haustür brach es aus mir heraus: »Das sage ich Kaspar! Du betrügst ihn!«
»Noch nicht«, entgegnete Rebecca kühl. Ich starrte sie fassungslos an, aber sie hatte offensichtlich keine Lust auf Erklärungen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen verschwand sie in ihrer Wohnung. Ich würde in den zwei Wochen unseres Ausbildungstörns höllisch auf sie aufpassen.
Dabei hatte ich schon genug damit zu tun, Stefan zu beschatten und seine kriminellen Machenschaften zu boykottieren. Nach längerem Suchen auf unserem Dachboden hatte ich Mos Spielzeugrevolver tatsächlich in einer Karnevalskiste gefunden, die täuschend echt aussehende Smith-&-Wesson-Wasserpistole, noch immer voll funktionsfähig. Ich übte lange vor dem Spiegel, das Ding in telegener Kommissarinnenmanier aus der Anoraktasche zu ziehen und so in der Hand zu halten, als sei ich im Umgang mit Pistolen bestens geübt.
»Noch eine Bewegung, und dir klemmt eine Kugel zwischen den Rippen«, zischte ich mein Spiegelbild an. »Auf diese Entfernung kann ich einer Fliege die Hühneraugen wegballern.«
Ja, das wirkte
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