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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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waren mit einer schwarzen Samtschleife im Nacken zusammengehalten. Sie trug eine knitterfreie, blütenweiße Bluse, die in einer dunkelblauen Bundfaltenhose steckte und von einem breiten Ledergürtel in der Taille zusammengezogen war. Auf ihren dunkelblauen Collegeschuhen klebte kein Stäubchen, selbst die randlose, zarte Brille sah aus wie frisch geputzt.
    »Guten Abend, Frau Hoffmann«, sagte ich. »Mein Name ist Raabe, und ich bin autorisierte Herbalife-Beraterin.«
    »Ja und?«, fragte Saskia. Für so eine zarte, blonde Erscheinung hatte sie eine erstaunlich tiefe Stimme. »Ich habe keinesfalls vor, eine Diät zu machen!«
    Das hatte sie wahrlich auch nicht nötig. Im Gegenteil, vier bis fünf Kilo mehr hätten ihr gut gestanden. Ich erlaubte mir ein Lachen, dass eher wie ein Hüsteln klang.
    »Liebe Frau Hoffmann, ich käme nicht im Traum auf den Gedanken, Ihnen eine Diät mit unseren hervorragenden Produkten nahezulegen. Jeder muss wissen, ob er mit den Unzulänglichkeiten seiner Figur leben kann oder nicht, das gehört zu unserer Philosophie. Niemand kann abnehmen, der es nicht von innen heraus wünscht!«
    Saskia schnappte hörbar nach Luft. Aber sie hatte sich gut unter Kontrolle. »Hören Sie, ich erwarte Besuch, also wenn …«
    Ich lachte wieder und stellte Billes glänzendes Köfferchen neben mich. »Ich will es auch ganz kurz machen, ich komme auf Empfehlung Ihres Freundes Burghart Schmidt.«
    An dieser Stelle machte ich eine bedeutungsvolle Pause.
    »Buuurghaaaart?«, fragte Saskia gedehnt.
    »Genau der. Er meint, ich solle Ihnen auf ganz ungezwungene, unverkrampfte Weise Ihre Problemzonen näherbringen und Sie darauf aufmerksam machen, wie man ihnen im wahrsten Sinne des Wortes wirkungsvoll zu Leibe rückt. Herbalife bietet Ihnen eine gesunde Alternative, ein Vollnahrungsmittel, das sogar die Astronauten im Weltraum zu sich nehmen …«
    »Problemzonen?«, unterbrach mich Saskia. »Hat er wirklich ›Problemzonen‹ gesagt?«
    »Sehen Sie, natürlich kommt es hierbei auf die subjektive Betrachtungsweise an. Möglicherweise sind die von Herrn Schmidt so störend empfundenen Zonen in Ihren Augen unproblematisch. In diesem Fall wäre ich die Letzte, die Sie zu einer Diät überreden wollte. Sie sind nicht die einzige Person, die sich mit Pölsterchen an den falschen Stellen wohlfühlt! Und nur darauf kommt es an, sag’ ich immer.«
    Saskia war sprachlos. Jetzt holte ich zum letzten großen Vernichtungsschlag aus.
    »Aber es wäre eben einer Überlegung wert, ob man nicht dem Partner zuliebe einmal etwas kritischer in den Spiegel schauen möchte …«
    »Ich trage Kleidergröße vierunddreißig!«, brach es aus Saskia heraus.
    »Für diesen Gürtel musste ich mir extra zwei neue Löcher stanzen lassen.« Sie zeigte auf ihre Wespentaille.
    »Nun ja!« Wieder ließ ich das überlegene Lachen hören und musterte Saskia noch einmal eingehend von Kopf bis Fuß. »Sie sind also – wenn ich das jetzt mal so frei heraus sagen darf – auch ziemlich klein! Da fällt doch gleich jedes Gramm auf unvorteilhafte Weise ins Auge, wenn auch in Ihrem Fall nicht unbedingt an der Taille. Und ich muss Herrn Schmidt zustimmen, wenn er sagt, dass man den Anfängen wehren muss.«
    Saskias Pupillen verengten sich reflexartig. Jetzt war sie gleich so weit. Blitzschnell riss ich unsere gepanschte Soßenbinder- und Kakaopulvermischung aus dem Kosmetikköfferchen und hielt sie ihr unter die Nase.
    »Vielleicht verbleiben wir erst mal so: Ich lasse Ihnen die Packung Herbalife Schokolade hier. Herr Schmidt war so zuvorkommend, sie bereits zu bezahlen. Reizend, oder? So können Sie einfach ausprobieren, ob Ihnen unser Produkt zusagt. Ich denke, mit gezielter Gymnastik zusätzlich haben wir den überflüssigen Speckröllchen nach ein oder zwei Monaten bereits den Garaus gemacht, und Sie werden Herrn Schmidts Ansprüchen voll und ganz genügen. Nun, was meinen Sie?«
    Erwartungsvoll lächelte ich sie an. Feiner Nebel hatte sich auf ihre Brillengläser gelegt. In den Mundwinkeln war ein Spuckebläschen erschienen. Ganz klar, Saskia schäumte vor Zorn.
    »Also, das ist ja wohl das Letzte!«, brüllte sie. »Stecken Sie sich Ihr Herbalife in den Hintern, und richten Sie Burghart aus, er kann mich mal! Ich hetze ihm ja auch keinen Toupetberater auf den Hals, nur weil er Geheimratsecken hat! Er ist der größte Arsch mit Ohren, der mir je untergekommen ist! Und außerdem ist er ein kompletter Versager im Bett, sagen Sie ihm das!«
    Und

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