Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
dröhnender Stimme hub er zu singen an: »For he’s a jolly good fellow, for he’s a jolly good fellow, for he’s a jolly good fe-he-low, and so say all of us!«
Um ihn nicht Lügen zu strafen, fielen wir anderen zögernd ein: »And so say all of us, and so say all of us. For he’s a jolly good fellow …«
Bernie grinste schief. Unter unserem ebenfalls schiefen Gesang ließ er unauffällig die Plastiktüte, in der vermutlich die günstigen Shorts lagen, unter den Tisch gleiten. So weit ging seine Großzügigkeit denn doch nicht.
»Wenn Angela nachkommt, ist mir der ganze Urlaub verleidet«, sagte ich auf der Heimfahrt zu Rebecca und Bille.
»Das ist kein Urlaub. Du bist da, um segeln zu lernen.«
»Egal. Wenn Angela dabei ist, ist mir auch dieser Spaß verdorben.«
»Ich bin zwar nicht in Stefan verknallt, aber Angelas Gesellschaft finde ich auch nicht gerade prickelnd«, sagte Rebecca.
Ich wurde rot. »Ich bin auch nicht in Stefan verknallt.«
»Nicht? Du erweckst aber ganz den Anschein.«
»Blödsinn«, widersprach ich, aber Bille fiel mir in den Rücken. Sie kicherte. »Sie findet ihn nur scharf, weil er mit Drogen handelt.«
»Wer? Stefan?«, amüsierte sich Rebecca. »O ja, das ist ein knallharter Bursche. Alle paar Tage eine nervöse Magenschleimhautreizung, aber ansonsten megacool.«
Jetzt lachte Bille laut los. »Alles nur Tarnung«, gackerte sie. »Frag Judith!«
Ich seufzte. »Wenn Angela mitkommt, bleibe ich zu Hause.«
»Ich finde, du gibst viel zu schnell auf«, meinte Rebecca. »Als ob du dich bei solchen Sachen auf Rosi verlassen könntest. Was immer sie ihm durch die Blume zu verstehen gegeben hat – er hat es nicht verstanden.«
»Wahrscheinlich, weil er gegen Blumen allergisch ist.« Bille wollte sich ausschütten vor Lachen.
»Meinst du nicht, wir sollten noch mal mit Stefan reden?«, fragte ich. »Oder macht das nicht den Eindruck, wir seien – ähm – irgendwie an ihm interessiert?«
»Mit Stefan reden bringt gar nichts«, erklärte Rebecca. »Wir müssen uns Angela vorknöpfen.«
»Wir könnten die Herbalife-Nummer bei ihr abziehen«, schlug Bille vor. »Sie könnte tatsächlich ein paar Pfunde weniger vertragen.«
»Wir könnten sie auch mit dem Auto überfahren …«, murmelte ich. Das wäre eine todsichere Methode, sie loszuwerden. Aber davon wollte Rebecca nichts wissen.
»Wir müssen dafür sorgen, dass Angela so richtig schön wütend auf Stefan wird«, sagte sie. »Wir beginnen ganz harmlos und steigern uns im Laufe der Zeit. Wenn wir es richtig anstellen, wird sie Fehmarn niemals betreten.«
»Und wie soll das gehen?«, erkundigte ich mich eifrig.
»Ich hätte da so eine Idee …«, sagte Rebecca.
Als wir in Rostock ankamen, regnete es. Nein, es regnete nicht, es schüttete wie aus Kübeln. Dazu blies ein starker Wind.
»Nichts gegen gestern«, sagte der Mann an der Tankstelle, wo wir nach dem Weg zum Yachthafen fragten. »Da hatten wir elf Windstärken. In Warnemünde spritzt das Wasser bis hoch an den Leuchtturm.«
»Richtiges Segelwetter eben«, bemerkte ich und senkte mein Kinn in meine niegelnagelneue Segeljacke.
»Bei dem Wetter könnt ihr aber nicht rausfahren«, sagte der Mann. »Selbst die Fähren haben den Betrieb eingestellt.«
Der sogenannte Yachthafen lag an dem breiten, offenbar geschlechtslosen Fluss mit Namen Warnow. Er bestand aus einem Steg, an welchem links und rechts jeweils drei Yachten vertäut waren, die heftig schaukelten.
Ich schaute unbehaglich auf das graue, wildbewegte Wasser.
»Es heißt die Warnow«, sagte Heinrich, der mit Ursel schon seit Stunden in der beheizten Bretterbude saß, in der das Hafenbüro sowie Duschen und Toiletten untergebracht waren.
»Der Warnow«, widersprach Jack. »Die Rostocker sagen der Warnow.«
»Heinrich hat aber extra nachgeschlagen«, sagte Ursel rechthaberisch. »Hannes, sag du doch mal, wie es richtig heißt.«
»Das kann man halten, wie man will«, erklärte Hannes salomonisch und stand auf. »Ich glaube, unsere Boote sind bezugsbereit!«
Die Boote hießen True Love und Werwolf , und wir, also Stefan, Jack, Rebecca und ich, bekamen die Werwolf zugewiesen. Der Name, versicherte der Vercharterer, sei aber auch der einzige Unterschied, die Boote seien exakt gleich ausgestattet, bis zur allerletzten Schraube.
Jedes Boot hatte drei Schlafkabinen für je zwei Personen, zwei im Heck und eine große vorne im Bug. Die große belegte Stefan, aber wenn Rosi und Fred in der nächsten Woche
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