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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wurde es ein wunderbarer Tag. Die Sonne schien, ein frischer Wind wehte, und wir beeilten uns mit dem Frühstück, um das schöne Wetter möglichst ausgiebig zu nutzen. Als wir startklar waren, legte man auf unserem Bruderschiff gerade die orangeroten Schwimmwesten an. Diesmal hielt Ursel das Ganze mit der Videokamera fest.
    »Was habt ihr vor?«, rief Stefan.
    »Wir üben heute An- und Ablegen unter Motor«, erklärte Hannes. Er war als Einziger ohne Schwimmweste. »Auf Wunsch der Mannschaft.«
    »Bei dem herrlichen Wetter wollt ihr im Hafen bleiben?«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Heinrich. »Wir denken, zuerst muss man das Schiff unter Motor beherrschen, dann erst kann man mit dem eigentlichen Segeln beginnen.«
    »Richtig!«, rief Ursel. »So, Papi, du bist im Bild, sag mal was!«
    »Heute üben wir Hafenmanöver unter Motor«, sagte Heinrich in die Kamera. »Besonders unser Dirk hier hat noch viel Übung nötig. Nicht wahr, Dirk?«
    »Du bist im Bild, Dirk, sag was!«
    »Mein Reißverschluss klemmt«, sagte Dirk.
    »Kann ich bei euch mitfahren?«, fragte Bernie.
    Wir hatten nichts dagegen, aber als Bernie gerade ein Bein über die Reling schwang, ließ Ursel empört die Kamera sinken. »Bernie! Wir haben abgestimmt. Du musst dich der Demokratie unterordnen. Du willst doch kein Kameradenschwein sein, oder?«
    »Doch«, sagte Bernie.
    »Aber du kannst mich nicht allein hier lassen«, sagte Dirk und sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
    Bernie nahm das Bein wieder zurück. »Tja dann«, sagte er niedergeschlagen.
    »Vielleicht ein andermal«, sagte Stefan zu ihm.
    Während wir langsam aus der Box herausfuhren, warf ich einen letzten Blick auf unser Bruderschiff.
    »Warum tragen die wohl ihre Schwimmwesten?«
    Jack lachte. »Ist doch klar: Damit man sie schon von weitem erkennen kann.«
    Ich durfte als Erste das Ruder übernehmen. Rebecca, Jack und Stefan setzten noch in der Fahrrinne die Segel, ich brüllte lediglich die entsprechenden Kommandos.
    »Alle Segel klar zum Setzen! Setzt die Segel!«
    Das Wasser leuchtete mit dem Himmel um die Wette, und kaum dass der Motor aus war und das Boot nur noch vom Wind getrieben durch die Wellen pflügte, war mir wieder nach Singen zumute.
    Diesmal fand ich sogar den passenden Text: »Ja, wir sind Piraten und fahren zu Meere, wir fürchten nicht Tod und den Teufel dazu. Wir lachen der Feinde und aller Gefahren, am Grunde des Meeres erst finden wir Ruh’. Heio, heio!«
    »Mann über Bord«, rief Stefan, als ich für die nächste Strophe Luft holte.
    »Wer ist es?«, fragte ich. Soweit ich erkennen konnte, waren noch alle da.
    »Ich habe einen Fender über Bord geworfen«, erklärte Stefan. »Aber wenn der Ruf ›Mann über Bord‹ ertönt, sollte man nicht erst fragen, wer es ist!«
    »Ach so!«, sagte ich. Auf dem Rheinauhafen hätte ich jetzt in den Leerlauf schalten müssen, aber der Motor war ja bereits aus. Ich sah mich nach dem Fender um und erspähte ihn weit hinter uns auf den Wellen tanzend.
    »Tja«, sagte ich. »Weg ist er.«
    »Von wegen«, widersprach Stefan. »Wir holen den jetzt wieder.«
    Das war gar nicht so einfach, wie es aussah. Man musste zunächst mehrere Schiffslängen Abstand zwischen das Boot und den abtrünnigen Fender bringen, dann eine Wende fahren und wieder auf den Fender zuhalten. Wenn man ihn fast erreicht hatte, mussten die Segel losgeworfen werden. Dadurch stoppte das Schiff seine Fahrt, und der Fender konnte mit einem langen Hakenstock an Bord genommen werden. Noch schwerer, als alle diese Dinge zum richtigen Zeitpunkt zu tun, waren die Befehle, die man zum richtigen Zeitpunkt ausrufen musste. Aber wir übten das so oft, bis wir die Kommandos sozusagen im Schlaf herunterbeten konnten. Am frühen Nachmittag konnte jeder von uns einwandfreie Boje-über-Bord-Manöver fahren, wir brüllten uns die Kommandos nur so um die Ohren.
    »Gut«, gab sich Stefan zufrieden. »So müsst ihr’s in der Prüfung machen, genau so!«
    Als wir am späten Nachmittag zurück in den Hafen tuckerten, waren wir zwar müde, aber glücklich. Jack hatte Sonnenbrand auf der Nase, Rebecca blaue Flecken am Schienbein und ich blutige Blasen an den Handinnenseiten vom vielen Schotenziehen und -kurbeln. Unser Anlegemanöver klappte wie am Schnürchen, wir waren ein gut eingespieltes Team.
    Die True Love war noch nicht wieder in der Box. Wir sahen sie aber in einiger Entfernung durch den Hafen motoren, gut erkennbar an den orangeroten Schwimmwesten der

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