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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Tagesnavigator und musste mir den Wetterbericht anhören. Also kletterte ich über Rebecca hinweg durch die perfekt verdunkelte Kabine hinaus in den Salon, gerade noch rechtzeitig, um Stefans Rückenansicht durch den Niedergang verschwinden zu sehen.
    Stefan schien es eilig zu haben, seine erste Morgenzigarette zu rauchen. Möglich war aber auch, dass er sich mit seinem Kontaktmann traf, vielleicht sogar, um ihm das ominöse Paket zu übergeben. Ich überlegte nicht lange, schlüpfte in meine Gummistiefel, zog die Segeljacke mit Mos Smith-&-Wesson in der Tasche über und folgte Stefan an Deck. Ich sah ihn bereits zügig den Steg hinaufgehen. War da nicht eine Ausbeulung im Anorak zu erkennen?
    Aha, dachte ich, das Ei fällt also ins Nest. Heute ist es schon so weit. Aber ich war ja auch noch da. Den frühen Vogel fängt die Katze, haha! Wie genau, wusste ich zwar noch nicht, aber das konnte ich ja immer noch spontan entscheiden. Ich umklammerte den Knauf meiner Pistole in der Jackentasche und folgte Stefan in einiger Entfernung durch das klare Morgenlicht.
    Im Osten war der Horizont rosigrot eingefärbt.
    »Morgenrot, schlecht Wetter droht«, sagte ich zu mir selber, und da fiel mir der Wetterbericht wieder ein, den ich eigentlich jetzt gerade hören und ins Logbuch eintragen sollte. Na, egal, das hier war auf jeden Fall wichtiger.
    Auf den meisten Booten herrschte noch Ruhe, aber hier und da stand jemand an Deck und musterte irritiert meine Aufmachung. Dabei sah ich bis auf die Schlafanzughose völlig normal aus. Und die Hose war echt niedlich: Himmelblaue Baumwolle, bedruckt mit weißen Schäfchen – da gab es überhaupt nichts zu grinsen. Ich sah auf keinen Fall komischer aus als die beiden Dackel auf der Motoryacht namens Rintintin zwei Boxen weiter. Die trugen nämlich allen Ernstes Schwimmwesten.
    Stefan verschwand in der Herrentoilette. Hinter einem Altglascontainer versteckt, wartete ich bis er wieder herauskam. Ja, da war ganz klar eine Ausbeulung in der Jacke zu erkennen. Er schwenkte gleich neben der Herrentoilette in die Herrenwaschräume ein. Unschlüssig blieb ich hinter dem Glascontainer stehen, dann schlich ich mich bis zur Tür. Was, wenn die Übergabe dort drinnen stattfand?
    »Das ist die Herrendusche, junge Frau«, sagte eine Männerstimme hinter mir. »Die Damen sind eine Tür weiter.«
    »Ach tatsächlich?« Ich versuchte ein Lachen. »Vielen Dank – ohne meine Kontaktlinsen bin ich praktisch blind.«
    »Keine Ursache«, sagte der Mann und verschwand durch die Tür. Konnte das der Kontaktmann gewesen sein?
    Ich kam auf die Idee, auf der Rückseite des Gebäudes nach einem Fenster zu suchen, durch das ich das Geschehen beobachten konnte. Tatsächlich fand ich hinter dem Haus, in einer öden Ecke mit Mülltonnen, Stapeln von Holzpaletten und aufgeweichten Pappkisten, mehrere geöffnete Luken in der Mauer, allerdings in etwa zwei Meter Höhe. Es war mir auch durch kraftvolles Auf- und Abhopsen nicht möglich, einen Blick hindurchzuwerfen, zumal ich Gummistiefel trug. Aber zum Glück stand eine bis an den Rand gefüllte Regentonne in der Nähe, und ansonsten keine Menschenseele weit und breit, die mein Tun beobachten konnte. Die Tonne umkippen, entleeren und vor die Wand rollen war eins. In den Gummistiefeln war es eine ziemlich wackelige Angelegenheit hinaufzuklettern, besonders für jemanden, der nicht schwindelfrei ist, aber ich stützte mich mit beiden Händen an den rauhen Ziegeln ab und versuchte, nicht nach unten zu schauen. Endlich stand ich aufrecht und genau in der richtigen Höhe, um durch die Oberlichter hineinsehen zu können.
    An der Rückseite der Wand genau unter mir befand sich der Münzautomat für die Duschen. Ich konnte einem fast nackten Mann auf den Scheitel schauen, als er seine Mark einwarf und in einer Duschkabine verschwand. Aus einer anderen Kabine erklang lauter Gesang.
    »Yeah, yeah! Seit ich mit Doof dusche, fühlt sich meine Haut vie-hiel za-harter an, yeah, yeah!«
    An einem der Waschbecken stand Heinrich und putzte sich im Rhythmus des Gesangs die Zähne. Glücklicherweise war er angezogen. Stefan konnte ich nirgendwo entdecken. Vielleicht fand die Übergabe in einer der Duschen statt – da konnte sie niemand beobachten, nicht einmal ich von meinem luftigen Standort.
    Der Gesang verstummte plötzlich.
    »So ein verfluchter Mist«, rief es aus der Dusche. »Schon wieder aus! Wieviel Tropfen Wasser bekommt man hier für eine Mark?«
    Ein von Kopf bis Fuß

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