Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
des Bruderschiffes an Deck zum Leinenwerfen. Beim Segeln, sagte er, käme man ziemlich oft in die Verlegenheit, eine Leine zu werfen, sei es zu einem netten Menschen, der am Ufer darauf wartet, einem an Land zu helfen, sei es zu einem Poller hinüber oder aber – und hier wurde sein Tonfall besonders ernst – zu einem im Wasser treibenden Crewmitglied. In jedem Fall müsse man weit und treffsicher werfen können, und eben das wollten er und Hannes uns jetzt beibringen. Erste Übung: das zum Palstek geknotete Leinenende über einen entfernten Poller werfen.
    Um es gleich vorwegzunehmen, Leinenwerfen war nicht gerade meine Stärke. Ich traf aber immerhin das Wasser in der Nähe des Pollers. Bei Dirk hingegen blieb die Leine immer schon an der Reling hängen. Auch Ursel machte keine gute Figur bei dieser Übung. Sie schob es auf das zunehmende Gewicht der Leine, die bei jedem Einziehen durchs Wasser schwerer wurde.
    »Das ist nichts für das schwache Geschlecht«, sagte sie, legte ihren Kopf schief und lachte neckisch.
    »Wen meint sie denn mit dem schwachen Geschlecht?« knurrte Bernie. »Sicher nicht sich selbst!«
    Rebecca strafte Ursels Worte ohnehin Lügen. Sie traf den Poller nämlich auf Anhieb, und zwar gleich zweimal hintereinander.
    »Zufall«, sagte Heinrich, der dreimal danebengeworfen hatte und nun neben dem Poller stand, um die Leine wieder loszumachen und zurückzuwerfen.
    Als Rebecca ein weiteres Mal traf, sagte er: »Kein Kunststück, bei dem Rückenwind. Ich musste gegen den Wind werfen.«
    Jack traf den Poller ebenfalls beim ersten Versuch.
    »Reiner Zufall«, sagte Heinrich.
    Jack warf erneut und traf den Poller ein zweites Mal.
    »Glückssache«, sagte Heinrich.
    Da warf Jack noch einmal und traf tatsächlich ein drittes Mal.
    »Was man nicht im Kopf hat, muss man eben in den Armen haben«, sagte Heinrich.
    Jack schien das nichts auszumachen, aber man hat ja schließlich seinen Crewstolz. Als Rebecca wieder an der Reihe war, das bleischwere, nasse Seilbündel zu werfen, hielt sie nicht, wie vorgeschrieben, das Seilende fest, damit es sich während des Fluges aufwickeln konnte – nein, sie warf das gesamte Bündel hinüber.
    Und sie traf – nicht den Poller, sondern Heinrich. Der taumelte unter der Wucht des klatschenden Seils, irrte, heftig mit den Armen rudernd, um sich und bekam in letzter Sekunde die Reling des Nachbarbootes zu fassen. Um eine Haar hätte es ihn vom Poller gefegt.
    Ursel kreischte erschreckt auf, schubste Jack beiseite und eilte von Bord, um Heinrich auf eventuelle Verletzungen zu untersuchen »Hier holt man sich ja den Tod! Erst dieses schreckliche Wetter – und jetzt das. Papi, du hättest ertrinken können.«
    »Tut mir furchtbar leid«, sagte Rebecca. »Es ist so schrecklich, wenn das Gehirn die Muskelkraft nicht mehr unter Kontrolle hat. Das war wirklich reiner Zufall.«
    »Oder Glückssache«, verbesserte ich leise.
    Am Abend kamen Dirk, Hannes und Bernie auf ein Bier zu uns auf die Werwolf , aber sie gingen früh wieder, um Ursel nicht zu verärgern. Als sie weg waren, fingen wir an, Doppelkopf zu spielen. Nach nur einer halben Stunde hatte ich fast meinen ganzen Vorrat an Lila Pausen, Fisherman’s Friend und Toffees verspielt.
    »Pech im Spiel, Glück in der Liebe«, sagte Stefan, bei dem sich die Schokoriegel nur so häuften.
    Bei diesem Anblick fiel mir sogleich Angela wieder ein – und die Tatsache, dass ich heute mit Telefonterror an der Reihe war.
    »Ich müsste mal aufs Klo«, sagte ich, und damit meinte ich selbstverständlich das mehrere hundert Meter entfernt liegende Damenklo, nicht etwa das hellhörige Bordklosett mit der Klopapierplastiktüte.
    »Ich komme mit«, erklärte Rebecca spontan, und die beiden Männer warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Sie hatten es da einfacher. Sie gingen sogar so weit, im Schutz der Dunkelheit von Deck über die Reling ins Hafenwasser zu pinkeln.
    »Ich geh’ dann mal die Natter würgen«, pflegte Stefan dann zu sagen. Einmal, als er gerade oben war, schalteten wir die volle Decksbeleuchtung ein. Stefan und seine Natter wurden in gleißendes Licht getaucht. Der Damenkegelclub, der das Boot gegenüber gechartert hatte, johlte begeistert. Stefans Flüche schreckten sogar Ursel nebenan aus der Koje.
    »Es gibt Menschen, für die ist Rücksichtnahme ein Fremdwort«, sagte sie am nächsten Morgen.
    Als Rebecca und ich nebeneinander den Steg entlangliefen, stellte sich heraus, dass sie gar nicht aufs Klo musste. Sie

Weitere Kostenlose Bücher