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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wollte lediglich eine Strategie mit mir besprechen, wie sie ihre verlorenen Schokoriegel zurückgewinnen konnte.
    »Wenn ich in Zukunft die Kreuzdame habe, kratze ich mich an der Nase«, sagte sie auf dem Weg zum Telefon. »Wenn ich gute Karten habe, räuspere ich mich. Habe ich den Fuchs, reibe ich meine Wange – siehst du, so. Und wenn ich das Karlchen Müller zum Schluss noch habe, dann beiße ich mir auf die Unterlippe, hast du verstanden?«
    »Ja.« Ich flüchtete mich in die Telefonzelle. Rebeccas Versuche, das Spiel mit List und Tücke herumzureißen, kannte ich. Es würde ein einziges Nasenreiben, Kratzen und Räuspern geben, dazu jede Menge Grimassen, die kein Mensch verstehen konnte. Und hinterher Streitereien ohne Ende: »Ich hab’ mich doch ganz deutlich an der Nase gekratzt! Warum hast du trotzdem Pik gespielt?«
    Ich hatte Glück, bei Angela war nur der Anrufbeantworter dran, mit einem bemerkenswert originellen Text.
    »Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Angela Jugenheimer. Ich bin leider momentan nicht zu Hause und kann daher den Anruf nicht persönlich entgegennehmen. Wenn Sie mir aber eine Nachricht hinterlassen wollen, würde ich mich sehr freuen. Sprechen Sie bitte Ihren Namen, Datum, Uhrzeit und Ihre Telefonnummer sowie den Grund Ihres Anrufes aufs Band. Ich rufe Sie dann baldmöglichst zurück. Sprechen Sie nach dem langen Signalton.«
    »Angela, hat dir noch niemand gesagt, dass die Würze in der Kürze liegt?«, sagte ich, als ich endlich sprechen konnte. »Hier ist Judith. Ganz liebe Grüße von deinem Mucki, und ich soll dir ausrichten, dass du bitte noch zwei Stangen Gauloises Blonde mitbringst. Stefan raucht hier mindestens zwei Schachteln am Tag! Er sagt, die Frau, die ihm das Rauchen abgewöhnt, muss erst noch geboren werden. Ja, das war es auch schon. Ach ja, die Uhrzeit noch: Es ist genau zweiundzwanzig Uhr und sieben Minuten, und wir gehen jetzt alle zusammen in die Disco.«
    Zufrieden legte ich auf. Wenn ich Angela wäre, würde ich spätestens jetzt mein Fleischmesser für Stefan wetzen.
    »Und noch was«, sagte Rebecca, als wir uns auf den Rückweg machten. »Wenn du Pik spielen sollst, lege ich die Handfläche auf den Tisch, wenn du Kreuz spielen sollst, den Handrücken, kapiert? Das wäre doch gelacht, wenn wir die Lila Pausen nicht wieder zurückbekämen!«
    »So spät noch ganz allein im Dunkeln unterwegs?« Vor uns auf dem Steg waren zwei Männer stehengeblieben. Ihre Zähne blitzten im Licht der Straßenlaterne. Sie hatten die Arme vor der Brust verschränkt und sahen schwer nach Ärger aus.
    »Na, ihr zwei Hübschen«, sagte der eine. Der andere grinste bloß. Er trug ein Käppi mit der Aufschrift: Michael Schumacher olé!
    »Olé«, sagte ich höflich und wollte weitergehen. Aber der mit dem Käppi stellte sich mir in den Weg.
    »Wohin denn so eilig?«, fragte der andere. Er trug eine weiße Segeljacke mit roten Längsstreifen und erinnerte stark an eine Mittenfahrwassertonne. »Wir hätten Lust auf ein bisschen Damengesellschaft. Wir laden euch ein, da drüben liegt unser Boot. Ihr könnt die ganze Nacht bleiben.«
    »Du kannst ja Bescheid sagen, wenn du der letzte Mann auf Erden bist«, antwortete Rebecca schlagfertig.
    »Ey, jetzt habt euch doch nicht so«, sagte der zweite Typ mit dem Michael-Schumacher-Käppi.
    »Sieh mal einer an, es kann reden«, sagte ich.
    »Es kann auch noch mehr«, sagte der mit dem Käppi und packte Rebecca um die Taille.
    Das brachte die ›Mittenfahrwassertonne‹ auf die Idee, den Arm um meine Schulter zu legen.
    »Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt«, deklamierte er. »Ist von Schiller. Aus der Glocke.«
    »Ich geb’ dir gleich eins auf die Glocke«, fauchte Rebecca und versuchte vergebens, sich aus dem Griff des Kerls mit dem Käppi zu befreien. Ich beobachtete ihr hilfloses Gezappel und verzog verächtlich die Lippen. Das hatte sie nun davon, dass sie niemals in diese Selbstverteidigungskurse für Frauen gegangen war, die ich ihr so ans Herz gelegt hatte. Dort lernte man als Erstes, was man in so einem Fall zu tun hatte: den Ellbogen in den Magen rammen, rumms, umdrehen, die Arme vor den Körper bringen und, zack, vorwärts die gespreizten Finger in die Augen stechen – nicht irritieren lassen von dem unangenehmen Geräusch und dem unappetitlichen Anblick, den ein auslaufender Augapfel verursacht – konzentriert weitermachen, zong, Tritt gegens Schienbein, und zum krönenden Abschluss, wusch, das Knie in die

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