Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
herumlaufen konnten. Unsere Freunde auf der True Love schwitzten schrecklich in ihren Schwimmwesten. Es war praktisch windstill, und wir konnten nicht segeln. Daher beschloss Stefan, im Hafen zu bleiben und auf die Ankunft von Fred, Rosi und Bille zu warten. Wir tranken unser Anlegerbier, hingen entspannt an Deck in der Sonne herum und sahen der True Love zu, wie sie wieder einmal An- und Ablegen unter Motor übte.
Irgendwann kam Rebecca auf die Idee, das Boot für Fred und Rosi heimelig herzurichten. Damit die beiden sich auch willkommen fühlten.
Wir forderten Jack und Stefan auf, diverse gelbliche Flecken von der Bordwand zu schrubben, die unseres Erachtens auf ihre nächtlichen Pinkelaktionen zurückzuführen waren. Stefan und Jack behaupteten, es handle sich um Rostflecken und Möwenschiss.
Stefan räumte aber immerhin seine Sachen in Jacks Kabine, und Jack wurde insofern von unserem Eifer angesteckt, als er aufstand und beim Bäcker einen ganzen Apfelkuchen kaufte, als Willkommensgruß. Rebecca und ich putzten unter Deck alles sauber, wir entfernten sogar die Klopapiertüte und ersetzten sie durch eine frische. Ganz zum Schluss pflückten wir einen Strauß Gänseblümchen und stellten ihn in einem Wasserglas mitten auf den Tisch.
Als wir fertig waren und wieder in der Sonne herumlümmelten, rollten zwei Sackkarren über den Steg, auf denen die größten Seesäcke lagen, die die Welt je gesehen hatte. Hinter der einen Sackkarre lugte Fred hervor, hinter der anderen Rosi. Bille folgte in einigem Abstand mit einer bescheiden dimensionierten Reisetasche.
»Ach du Schande!«, entfuhr es Stefan.
»Sie haben sich strikt an deine Anweisungen gehalten. Jeder nur ein Gepäckstück«, sagte ich staunend. »Das müssen Sonderanfertigungen sein.«
»Und eindeutig zusammenfaltbar«, sagte Rebecca.
»Was man von Rosi leider nicht behaupten kann«, ergänzte Jack.
Wir winkten den Neuankömmlingen zu. »Hier sind wir!«
Rosi winkte vorsichtig zurück. Fred war offenbar nicht in der Lage, auch nur eine Hand von der Sackkarre zu nehmen. Sein Seesack schien tonnenschwer zu sein.
Jack stand als Erster auf, um ihnen entgegenzugehen. Wir anderen folgten.
Bille sah total fertig aus, blass, müde und schlecht gelaunt. Mir wurde vor Wiedersehensfreude ganz warm ums Herz. Ich fiel ihr um den Hals. »Wie schön, dass du endlich da bist. War es sehr schlimm? Du bist ja nass geschwitzt.«
»Das ist kein Schweiß«, sagte Bille. »Das ist – riecht man das nicht?«
Hinter ihr tauchte das Riesenvieh von Hund auf, das Rosi und Fred ihr Eigen nannten. Bernadette, eine überirdisch schöne Erscheinung mit braunen Locken bis zur Taille und einem Gesicht wie Juliette Binoche, führte es an der Leine.
»Aber hallo«, murmelte Stefan und pfiff leise durch die Zähne.
Auch Jack blieb der Mund offen stehen. »Was für ein Schuss!«
»Das muss Bernadette sein«, sagte Rebecca. »Rosis Tochter.«
Stefan und Jack gafften immer noch.
»Dat Hüppemützche aus ’em Kölner Karneval?«, fragte Jack.
Um ihnen einen kleinen Dämpfer zu verpassen, sagte ich: »Ja, und genauso hat Rosi als junges Mädchen auch mal ausgesehen.«
»Bernadette, das ist Stefan, unser Segellehrer; Stefan, das ist Bernadette«, sagte Rosi. Uns andere ließ sie der Einfachheit halber unter den Tisch fallen.
»Tag zusammen«, rief Bernadette nichtsdestotrotz in die Runde. Sie hatte ein sympathisches Lächeln, da gab’s nichts.
Fred klopfte mit der Faust auf die Decksplanken der Werwolf . »Das ist also unser Boot, ja? Nun ja, unsere Bubi auf Ibiza ist da eine ganze Nummer größer – was, Rosi?«
»Sie haben ihre Yacht nach dem Hund getauft«, flüsterte Rebecca mir fassungslos zu. »Oder umgekehrt?«
Fred hievte mit Jacks Hilfe die Seesäcke an Deck.
»Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht! Da ist meine ganze technische Ausrüstung drin«, erklärte er. »Meine Wetterstation ist per Funk mit Satellit verbunden. Die Daten werden per Computer ausgewertet, und man erhält eine Vorhersage für mehrere Tage. Die Wahrscheinlichkeit beträgt fünfundsiebzig Prozent.«
»Und das ist alles da drin?«, sagte ich. Dumme Frage – in diesem Seesack hatte eine bemannte Raumstation Platz.
»Das ist noch längst nicht alles.« Fred ließ seine Augen prüfend über das Schiff gleiten. »Wäre doch gelacht, wenn wir aus dem Kahn nicht ein schwimmendes High-Tech-Wunder machen könnten! Ihr werdet staunen!«
»Da kommt unser Bruderschiff«, sagte Rebecca und zeigte auf die True
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