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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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an den Rand wagte.
    »Sehe ich recht«, äußerte der Narr beiläufig, »dass du dich mit Geschenken von ihr kaufen lässt?«
    »Warum nicht?« Ich versuchte, überlegen zu wirken.
    »Es wäre schlecht für euch beide.« Der Narr kniff Fäustel in den kleinen Schwanz, und mit einem spitzen Knurren fuhr der Welpe zu ihm herum. »Sie möchte dich beschenken. Du musst annehmen, denn es gibt keinen höflichen Weg, ihre Gaben zurückzuweisen. Aber du musst entscheiden, ob daraus eine Brücke zwischen euch entsteht oder eine Mauer.«
    »Du hörst dich schon an wie Chade!«, platzte ich heraus. Die Worte hätten aus seinem Mund stammen können. Bisher hatte ich aber noch mit niemandem über Chade gesprochen, ausgenommen mit dem König, noch war mir irgendwo in der Burg sein Name zu Ohren gekommen.
    »Schade oder nicht schade, ich weiß, wann es geraten ist, meine Zunge im Zaum zu halten. Und du solltest es auch wissen.« Der Narr stand auf und ging zur Tür. Die Klinke in der Hand, verharrte er dort einen Moment. »Sie hasste dich nur kurz nach deiner Geburt. Und es war eigentlich kein Hass auf dich, sondern blinde Eifersucht auf deine Mutter, dass nämlich diese Fremde Chivalric ein Kind schenken konnte, sie aber nicht. Doch danach wurde sie anderen Sinnes. Sie wollte nach dir schicken lassen, um dich als ihr eigenes Kind aufzuziehen. Manche mochten ihr unterstellt haben, sie wollte einfach alles besitzen, was mit Chivalric zusammenhing, aber ich glaube das nicht.«
    Ich starrte den Narren an wie gebannt.
    »Du siehst mit deinem offenen Mund aus wie ein Fisch auf dem Trockenen », bemerkte er. »Dein Vater hat sich natürlich
geweigert. Er sagte, es könnte der Eindruck entstehen, er wolle seinen Bastard offiziell anerkennen. Meiner Meinung nach war das nicht der wirkliche Grund, vielmehr hätte es für dich gefährlich sein können.« Der Narr schnippte mit den Fingern, und ein Streifen Trockenfleisch erschien in seiner Hand. Ich wusste, er hatte ihn im Ärmel gehabt, trotzdem war es mir ein Rätsel, wie er seine Kunststückchen zuwege brachte. Er warf das Fleisch dem Welpen zu, der sich begeistert darauf stürzte.
    »Du kannst ihr wehtun, wenn dir daran gelegen ist, Rache zu nehmen«, erklärte er. »Es bereitet ihr Gewissensbisse, wie einsam du in all den Jahren gewesen bist. Dazu deine Ähnlichkeit mit Chivalric - alles, was du sagst, wird für sie sein, als käme es von seinen Lippen. Sie ist wie ein fehlerhafter Diamant. Du musst sie nur an der richtigen Stelle antippen, und sie zerbricht. Ohnehin ist sie nicht recht bei Verstand. Sie wären nie in der Lage gewesen, Chivalric zu ermorden, wenn sie nicht seiner Abdankung zugestimmt hätte. Wenigstens nicht mit dieser völlig naiven Verkennung der Folgen. Auch dessen ist sie sich bewusst.«
    »Wer sind ›sie‹?«, forschte ich.
    »Ja, wer sind sie?«, äffte der Narr mich nach und war verschwunden. Als ich die Tür erreichte und hinausschaute, konnte ich ihn nirgends mehr entdecken. Ich spürte nach ihm, vermochte aber auch keine Signale zu empfangen. Fast, als wäre er entfremdet. Bei dem Gedanken lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, und ich kehrte zu Fäustel zurück, der hingebungsvoll damit beschäftigt war, das Trockenfleisch zu einem schleimigen Brei zu zerkauen, den er über mein ganzes Bett verschmierte. »Der Narr ist fort«, teilte ich ihm mit. Er wedelte beiläufig mit dem Schwanz und ließ sich ansonsten nicht weiter stören.

    Er gehörte mir, er war ein Geschenk. Nicht nur ein Stallhund, um den ich mich kümmerte, sondern mein Eigentum, von dem Burrich nichts wusste und das seiner Befehlsgewalt entzogen war. Bis auf meine Kleidung und den Kupferarmreif von Chade gab es wenig, das ich mein Eigen nennen konnte. Doch Fäustel entschädigte mich für alles andere, was ich je entbehrt hatte.
    Er war ein kräftiges, gesundes Tier. Als ich ihn hochhob, entdeckte ich eine schwache Musterung im Fell, einen weißen Fleck an seinem Kinn und einen weiteren an der linken Hinterpfote. Er verbiss sich in meinen Ärmel, schüttelte ihn wild und bemühte sich nach Kräften, ein drohendes Knurren zustande zu bringen. Ich raufte mit ihm, bis er vor Erschöpfung in einen tiefen Schlummer fiel. Dann legte ich ihn auf sein Strohpolster und begab mich widerstrebend zu meinen nachmittäglichen Lektionen und Pflichten.
    Diese erste Woche mit Philia war für Fäustel und mich eine anstrengende Zeit. Ich lernte zwar, stets durch einen Bewusstseinsstrang mit ihm

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