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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Burrich.«
    Sein Gesicht verzerrte sich. »Er wollte nicht damit herausrücken. Um keinen Preis. Ich schickte sogar einen Boten zu Prinz Veritas, um ihn zu bitten, er solle Galen befehlen, sein Schweigen zu brechen. Warum habe ich ihn nicht getötet?«
    »Lass gut sein.« Ich meinte es ernst. »Ich bin zurück und lebe. Ich habe seine Prüfung nicht bestanden, aber es hat mich nicht umgebracht. Und wie du gesagt hast, es gibt andere Dinge in meinem Leben.«
    Burrich bewegte sich auf seinem Lager, und man konnte sehen, dass es ihn schmerzhafte Überwindung kostete, sich zu rühren. »Das wird eine Enttäuschung für ihn sein.« Er atmete zitternd aus. »Jemand hat mir aufgelauert. Mit einem Messer. Ich weiß nicht, wer.«
    »Wie schlimm ist es?«
    »Ziemlich schlimm für jemanden in meinem Alter. Ein junger Hüpfer wie du würde sich wahrscheinlich nur einmal schütteln und weitergehen. Wenigstens hat er nur einmal zustechen können, aber dann bin ich noch gefallen und mit dem Kopf aufgeschlagen. Zwei Tage war ich bewusstlos. Und, Fitz. Dein Hund. Eine schändliche, sinnlose Tat, aber er hat deinen Hund getötet.«
    »Ich weiß.«
    »Er ist schnell gestorben«, sagte Burrich, als wäre das ein Trost.
    »Er ist tapfer gestorben«, berichtigte ich ihn. »Und wenn er nicht gewesen wäre, hätte dich das Messer mehr als einmal getroffen.«

    Burrich wurde sehr still. »Du warst dabei, habe ich Recht?« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja«, hörte ich mich selbst sagen.
    »Du warst bei dem Hund in jener Nacht, statt dich der Gabe zu öffnen?« Der Zorn verlieh seiner Stimme Kraft.
    »Burrich, es war nicht …«
    Er entzog mir seine Hand und drehte den Kopf zum Fenster. »Lass mich allein.«
    »Burrich, es lag nicht an Fäustel. Ich besitze die Gabe einfach nicht. Also lass mich machen, was ich kann, lass mich sein, was ich bin. Ich tue nichts Böses. Selbst ohne diese, wie du es nennst, alte Macht, verstehe ich mich auf den Umgang mit Tieren, schließlich bist du mein Lehrer gewesen. Wenn ich davon Gebrauch mache, kann ich …«
    »Halte dich fern von den Ställen. Und halte dich fern von mir.« Er wandte mir wieder das Gesicht zu, und erschrocken sah ich eine einzelne Träne über seine Wange rinnen. »Du meinst, du hast versagt? Nein, Fitz. Ich bin der Versager. Ich war zu weich, um dir gleich beim ersten Anzeichen das Übel aus dem Leib zu prügeln. ›Erziehe ihn so, dass er seiner Abstammung Ehre macht‹, sagte Chivalric zu mir. Sein letzter Befehl an mich. Und ich habe ihn enttäuscht. Und auch bei dir habe ich versagt. Hättest du dich nicht auf die alte Macht eingelassen, Fitz, wärst du fähig gewesen, die Gabe zu lernen. Galen hätte dich in der Gabe unterweisen können. Kein Wunder, dass er dich nach Ingot geschickt hat.« Burrich unterbrach sich, um Atem zu schöpfen. »Bastard oder nicht. Du hättest Chivalric ein würdiger Sohn sein können. Aber du hast alles weggeworfen. Wofür? Für einen Hund. Ich weiß, was ein Hund einem Menschen sein kann, aber man opfert nicht seine ganze Zukunft für einen …«

    »Nicht bloß ein Hund«, unterbrach ich ihn beinahe schroff. »Fäustel. Mein Freund. Und es war nicht nur seinetwegen. Fäustel starb bereits vor einigen Tagen, und ich wusste es. Aber ich kam zurück, weil ich dachte, dass du mich brauchst.«
    Er schwieg so lange, dass ich glaubte, er wolle nicht mehr mit mir reden. »Dummes Zeug«, meinte er schließlich. »Ich kann auf mich selbst aufpassen.« Und in barschem Ton: »Wie du sehr gut weißt. Ich habe von jeher auf mich selbst aufgepasst.«
    »Und auf mich«, stimmte ich zu. »Und auf mich hast du schon immer aufgepasst.«
    »Verdammt viel genützt hat das uns beiden.« Seine Stimme klang dumpf. »Schau dich doch an, was aus dir geworden ist, und ich habe es nicht verhindert. Jetzt bist du weiter nichts als … ach, geh weg. Geh einfach weg.« Schwerfällig drehte er sich zur Seite, und ich fühlte, wie irgendetwas in ihm erstarb.
    Ich stand langsam auf. »Am besten mache ich dir eine Spülung aus Helenablättern für dein Auge. Ich bringe sie dir heute Nachmittag.«
    »Du brauchst mir gar nichts zu bringen. Lass mich in Frieden. Geh deiner Wege und sei, was immer du sein willst. Ich bin fertig mit dir.« Er redete zur Wand. In seiner Stimme lag kein Erbarmen, für keinen von uns.
    An der Tür schaute ich noch einmal zurück. Burrich hatte sich nicht gerührt, aber sogar sein Rücken wirkte älter und schmaler.
    Das war meine Rückkehr nach

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