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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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trug eine tiefrote Nase im Gesicht, und seine Statur war so dürr und knochig, dass seine Faust wie ein Knoten am Ende des mageren Arms hing; trotzdem warf der Schlag Molly um. Scharfkantige Muscheln zerschnitten ihre vom Wind geröteten Knie, und als sie zur Seite kroch, um dem schlecht gezielten Fußtritt auszuweichen, spürte ich förmlich den salzigen Sand in den blutigen Schnittwunden brennen.
    »Faules kleines Biest! Habe ich dir nicht befohlen, zu Hause zu bleiben und deine Arbeit zu tun? Aber du treibst dich am Strand herum und lässt den Talg hart werden. Heute Abend
wird man in der Burg frische Kerzen brauchen, und was soll ich ihnen dann verkaufen?«
    »Die drei Dutzend, die ich heute Morgen fertig gemacht habe. Zu mehr hat das bisschen Docht nicht gereicht, das noch da war.« Molly stand auf und bot ihrem Vater tapfer die Stirn, wenn ihr auch Tränen in den Augen standen. »Was sollte ich tun? Alles Holz verbrennen, damit der Talg flüssig bleibt, und wenn du mir dann endlich Dochtfaden bringst, haben wir nichts mehr, um den Kessel heiß zu machen?«
    Eine Bö trug den Geruch des Mannes heran, der schwankend vor uns stand und nach Schweiß und Bier stank, wie mir Nosy altklug zu verstehen gab. Für einen kurzen Augenblick zeichnete sich so etwas wie schlechtes Gewissen auf dem eingefallenen Gesicht des Mannes ab, aber dann gewannen Übelkeit und Kopfschmerz des halb ausgeschlafenen Rauschs bei ihm die Oberhand. Er bückte sich nach einem weißgebleichten Stück Treibholz. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden, du freches Gör! Treibt sich hier mit dem Bettlerpack herum und lässt sich von ihnen zu wer weiß was anstiften! Du hast wieder geholfen, die Räuchergestelle zu plündern, wette ich, und damit noch mehr Schande über mich gebracht. Lauf nicht weg, oder du kriegst die doppelte Tracht Prügel, wenn ich dich erwische!«
    Sie muss seiner Drohung geglaubt haben, weil sie sich duckte und schützend die Arme über den Kopf hob, dann besann sie sich anders und legte nur die Hände vor das Gesicht. Ich stand starr vor Entsetzen da, während Nosy, der meine Angst spürte, kläglich jaulte und vor meinen Füßen eine Pfütze in den Sand machte. Man hörte den Holzknüppel durch die Luft sausen. Mir stockte das Herz und mit einer erschütternden Kraftanstrengung,
die irgendwie aus meinem Bauch kam, stieß ich den Mann weg.
    Er taumelte, wie der Fassträger am Tag zuvor, aber dann griff er sich an die Brust und der Holzknüppel fiel ihm aus der Hand. Wie vom Blitz getroffen stürzte er in den Sand, verkrampfte sich in Zuckungen und rührte sich dann nicht mehr.
    Molly öffnete zaghaft ihre zugekniffenen Augen, immer noch in Erwartung des ersten Schlages. Sie sah ihren Vater regungslos daliegen, sprang verstört auf und lief zu ihm hin. »Papa, Papa, was ist mit dir? Bitte, du darfst nicht sterben, es tut mir leid, dass ich so ungezogen gewesen bin. Du darfst nicht sterben, ich will auch artig sein. Ich schwöre, ich werde artig sein.« Ohne auf ihre blutigen Schrammen zu achten, kniete sie neben ihm nieder, hob seinen Kopf und bemühte sich vergeblich, ihn aufzurichten.
    »Er hätte dich sonst umgebracht«, erklärte ich, um die Situation zu erklären.
    »Nein. Er schlägt mich manchmal, wenn ich ungehorsam gewesen bin, aber er würde mich nie umbringen. Und wenn er nüchtern ist, weint er und bittet mich, lieb zu sein und ihn nicht zornig zu machen. Ich sollte besser aufpassen, ihn nicht zu erzürnen. Oh, Neuer, ich glaube, er ist tot.«
    Fast glaubte ich es auch, doch wenig später ächzte ihr Vater laut und schlug die Augen auf. Was immer ihn überkommen haben mochte, es schien vorüber zu sein. Benommen ließ er sich Mollys Entschuldigungen und selbst meine zögernde Hilfe gefallen. Er stützte sich auf uns, und wir führten ihn langsam über den kiesigen Strand zum Ort zurück. Nosy umtanzte uns mit aufgeregtem Gekläff.
    Die wenigen Leute, die uns sahen, schenkten uns keine Beachtung. Vermutlich war ihnen der Anblick Mollys, die ihren
Vater nach Hause brachte, nicht neu. Ich begleitete Molly bis zum Eingang einer kleinen Kerzenzieherei und musste mir anhören, wie sie gar nicht aufhören wollte, sich zu entschuldigen. Anschließend machten Nosy und ich uns auf den langen und hügeligen Rückweg zur Burg, für mich eine Gelegenheit, ungestört über die seltsamen Beweggründe der Menschen nachzudenken.
    Nachdem ich einmal den Weg ins Dorf und zu den Straßenkindern hinunter gefunden hatte, zog es

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