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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sonst das Leben kosten könnte.«
    Ein Krampf schüttelte mich. Edel warf den Kopf zurück und lachte. »Wie schade«, sagte er dann und wandte sich seufzend ab, »dass ich nicht bleiben und deinen Qualen zusehen kann. Aber ich muss eine Prinzessin trösten. Armes Ding, einem Mann versprochen, den sie jetzt schon hasst.«

    Dann war es entweder Edel, der sich entfernte, oder ich. Meine Erinnerung daran ist verschwommen. Es war, als hätte sich der Himmel aufgetan, und ich flog mitten hinein. »Offen sein«, hatte Veritas gesagt, »bedeutet einfach, sich nicht verschließen.« Dann, so glaube ich, habe ich von dem Narren geträumt. Und von dem schlafenden Veritas in seinem Bett, die Arme über dem Kopf gekreuzt, wie um seine Gedanken festzuhalten. Dann hörte ich Galens Stimme, die in einem dunklen, kalten Raum widerhallte. »Morgen ist günstiger. Wenn er jetzt seine Gabe einsetzt, nimmt er seine Umgebung kaum wahr. Unser Band ist nicht so stark, dass ich es aus der Ferne tun könnte. Ich muss ihn berühren.«
    In dieser Düsternis bekam er von irgendwoher wie von einer Maus ein misstönendes Quieken zur Antwort. »Es muss sofort sein.«
    »Sei nicht töricht«, erwiderte Galen barsch. »Sollen wir kurz vor dem Ziel durch unüberlegte Hast alles verlieren? Morgen ist früh genug. Die Sorge darum kannst du getrost mir überlassen. Du musst bei dir Ordnung schaffen. Rowd und Sevrens wissen zu viel. Und der Stallmeister ist uns schon lange ein Dorn im Fleisch.«
    »Du lässt mich in einem Blutbad zurück«, beklagte sich die quiekende Stimme.
    »Wate hindurch bis zum Thron«, lautete Galens Entgegnung.
    »Und Cob ist tot. Wer kümmert sich auf dem Rückweg um meine Pferde?«
    Galen, angewidert: »Lass meinetwegen den Stallmeister am Leben.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu, als hätte er sich besonnen: »Ich werde mich gerne selbst um ihn kümmern, sobald ihr wieder in Bocksburg seid. Aber die anderen sollten bald
erledigt werden. Vielleicht hat der Bastard auch deinen Wein vergiftet? Zu schade, dass die beiden der Versuchung nicht widerstehen konnten …«
    »Ja, schrecklich. Du musst mir einen neuen Leibdiener besorgen.«
    »Das überlassen wir deiner Gemahlin. Du solltest in dieser Stunde bei ihr sein. Sie hat soeben ihren Bruder verloren. Zeige dich angemessen entsetzt über das grauenhafte Verbrechen. Natürlich sprichst du Veritas von jeder Schuld frei, aber ohne sie zu überzeugen. Und morgen, wenn du ebenfalls einen Bruder zu beweinen hast, werden wir sehen, was aus gemeinsamem Leid erwachsen wird.«
    »Sie ist so groß wie eine Kuh und bleich wie ein Fisch.«
    »Aber mit ihren Ländern besitzt du ein Königreich, das sich verteidigen lässt. Du weißt, die Küstenprovinzen werden dich nicht unterstützen, und Farrow und Tilth stehen zwischen ihnen und den Bergen auf verlorenem Posten. Außerdem könnte sie doch auch bald im Kindbett sterben, nachdem sie dir einen Erben geboren hat.«
    »FitzChivalric Weitseher«, sagte Veritas im Traum. König Listenreich und Chade saßen zusammen beim Würfelspiel. Philia regte sich im Schlaf. »Chivalric?«, fragte sie leise. »Bist du das?«
    »Nein«, sagte ich. »Es ist niemand. Gar niemand.«
    Sie nickte und schlief weiter.
    Als mein Blick sich wieder klärte, war es dunkel, und ich war allein. Mein Unterkiefer zitterte, Speichel war mir über das Kinn gelaufen und hatte meine Hemdbrust durchnässt. Die Taubheit im Mund schien nachzulassen. - War das ein gutes Zeichen? Wie auch immer, ob ich nun reden konnte oder nicht, man würde mir schwerlich erlauben, etwas zu meiner Verteidigung
vorzubringen. Meine Hände fühlten sich an wie abgestorben. Wenigstens taten sie nicht mehr weh. Durst quälte mich. Ob Rurisk inzwischen tot war? Er hatte erheblich mehr Wein getrunken als ich.
    Wie als Antwort auf meine Frage stieg ein an- und abschwellendes Heulen in den Himmel, das Ausdruck größten Schmerzes war und bei dem sich mir das Herz zusammenzog. Nosys Herr war tot.
    Meine Sinne flogen zu ihm und umhüllten ihn mit der Macht. Ich weiß, ich weiß - und wir ertrugen gemeinsam den Schmerz darüber, das einer, den er so geliebt hatte, dorthin ging, wo er ihn nicht mehr erreichen konnte. Das Gefühl der Einsamkeit vereinte uns.
    Junge? Ich empfand ein schwaches, aber wirkliches Zeichen. Ich sah, wie die Tür von einer Pfote und einer Hundenase angestoßen wurde und sich langsam einen Spaltbreit öffnete. Nosy kam zu mir hergetrabt, und durch ihn erfuhr ich, wie

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