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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie einen ungehinderten Ausblick auf das Podium hatten. Es herrschte keine Atmosphäre der Trauer, deshalb nahm ich an, dass man die Nachricht von Rurisks Tod noch nicht bekanntgegeben hatte. Als wir endlich in meinem Zimmer anlangten, verdüsterte sich Jonquis Gesicht.

    »Das ist nicht mein Werk! Ich habe mir nur ein Nachthemd genommen, damit Ruta Witterung aufnehmen konnte.«
    Mit »das« meinte sie das Chaos in dem Raum. Man hatte ihn gründlich, allerdings nicht eben diskret durchsucht. Jonqui machte sich sofort daran, Ordnung zu schaffen, und nach kurzem Zögern half auch Burrich ihr dabei. Ich setzte mich und versuchte, aus der Situation klug zu werden. Nosy rollte sich in einer Ecke zusammen, und ohne mir dabei etwas zu denken, spürte ich nach ihm, um ihn zu trösten. Sofort schaute Burrich zu mir her, dann auf den tieftraurigen Hund. Er wandte den Blick ab. Als Jonqui ging, um Waschwasser für mich zu holen und etwas zu essen, fragte ich Burrich: »Habt ihr eine kleine Holzschatulle gefunden? Mit eingeschnitzten Eicheln?«
    Er schüttelte den Kopf. Also hatten sie meinen Giftkasten gestohlen, und ich war der Möglichkeit beraubt, zu meinem Schutz weder einen Dolch zu vergiften oder auch nur ein Pulver zu mischen, um es einem Angreifer ins Gesicht zu werfen. Burrich konnte nicht immer in meiner Nähe sein, und ich war nicht in der körperlichen Verfassung, mich einfach zur Wehr zu setzen oder wegzulaufen. Und nun war mein Handwerkszeug verschwunden. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ich es nicht brauchen würde. Ich vermutete, dass Rowd sich hier zu schaffen gemacht hatte, und fragte mich, ob das wohl sein letzter Handlangerdienst gewesen war. Jonqui brachte Wasser und eine kalte Mahlzeit und entschuldigte sich dann. Burrich und ich wuschen uns in derselben Schüssel, und mit etwas Hilfe brachte ich es fertig, in saubere Kleidung zu schlüpfen, wenn diese auch bei weitem nicht Mistress Hurtigs Ansprüchen an ein Festgewand entsprach. Burrich biss in einen Apfel. Bei dem bloßen Gedanken an Essen drehte sich mir der
Magen um, aber ich trank das frische Brunnenwasser, das mit auf dem Tablett stand. Das Schlucken erforderte eine bewusste Anstrengung, und das Wasser schwappte wie ein Fremdkörper in meinem Magen herum, aber ich hoffte, dass es mir danach besser gehen würde.
    Und ich fühlte die Sekunden verstreichen und fragte mich, für welchen genauen Zeitpunkt Galen seinen Schlag plante.
    Die Tür ging auf. Ich erwartete die Rückkehr Jonquis, doch es war August, der wie auf einer Woge der Geringschätzung ins Zimmer hereinkam. Er hielt sich nicht länger mit Begrüßungen auf, sondern kam sofort zur Sache, um sich möglichst schnell seines Auftrags zu entledigen und von unserer Gegenwart befreit zu sein. »Ich komme nicht aus freien Stücken hierher. Ich komme im Auftrag des Thronfolgers, Prinz Veritas, um euch seine Botschaft zu übermitteln. Dies sind seine Worte. Er ist zutiefst betroffen über …«
    »Du hast über die Gabe Verbindung zu ihm aufgenommen? Heute? Ging es ihm gut?«
    August war entrüstet über meine Frage. »Selbstverständlich geht es ihm nicht gut. Er ist zutiefst betroffen über Rurisks Tod und deinen Verrat. Er fordert dich auf, Kraft von denen um dich herum zu beziehen, die dir wohlgesinnt sind, denn du wirst sie brauchen, um ihm gegenüberzutreten.«
    »Ist das alles?«
    »Von Prinz Veritas, ja. Prinz Edel wünscht dich zu sehen, sofort, denn in wenigen Stunden beginnt die Hochzeitszeremonie, und dann muss er fertig angekleidet sein. Dein feiges Gift, unzweifelhaft für Edel bestimmt, hat Sevrens und Rowd getötet, so dass unser Prinz sich nun mit einem unerfahrenen Leibdiener behelfen muss. Das Ankleiden wird mehr Zeit in Anspruch
nehmen, lass ihn also nicht warten. Er ist im Dampfbad, um sich zu erholen. Dort magst du ihn aufsuchen.«
    »Wie furchtbar für ihn. Ein unerfahrener Leibdiener«, bemerkte Burrich ätzend.
    August blähte sich auf wie eine Kröte. »Wie kannst du darüber spotten. Hast du nicht Cob durch diesen Schurken verloren? Wie bringst du es nur über dich, ihm hier auch noch beizustehen?«
    »Würde deine Unwissenheit dich nicht so sehr schützen, August, könnte ich mich versucht fühlen, dir den Schleier von den Augen zu reißen.« Burrich stand auf. Er sah gefährlich aus.
    »Auch du wirst dich verantworten müssen«, warnte August, indem er zurückwich. »Dir Burrich soll ich sagen, Kronprinz Veritas wüsste Bescheid über deinen Versuch,

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