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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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waren kraftlos. Unwillkürliche Muskelzuckungen quälten meinen Körper. Mein Herz schlug einmal rasend schnell, dann wieder viel zu langsam, und mein Atem ging unregelmäßig. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als stillzusitzen und in meinen Körper hineinzuhorchen, um festzustellen, welcher Schaden ihm zugefügt worden war. Aber Burrich half mir, einen Fuß vor den anderen zu setzen, während Nosy geduldig hinter uns her trottete.
    Ich war noch nicht im Dampfbad gewesen, aber Burrich. Eine stilisierte Tulpenknospe umschloss die Räumlichkeiten des Bads mit seiner brodelnd heißen Quelle. Ein Chyurda stand davor, und ich erkannte in ihm den Fackelträger der vergangenen Nacht. Wenn er mein Auftauchen merkwürdig fand, so ließ er es sich nicht anmerken. Er trat beiseite, als hätte er uns erwartet, und Burrich geleitete mich die Eingangsstufen hinauf.
    Mineralisch riechender Dampf schlug uns entgegen. Burrich ging vorsichtig, um auf den glatten Fliesen nicht auszurutschen; an einer oder zwei Steinbänken vorbei näherten wir uns der Stelle, wo der Dampf herkam. Das heiße Wasser trat aus einer zentralen Quelle zutage, die mit einer gemauerten Einfassung versehen war. Von dort wurde es in Rinnen zu anderen, kleineren Becken geleitet; die Länge der Rinne und die Tiefe des Beckens bestimmten die Temperatur. Dampfwolken und das Sprudeln der heißen Quelle erfüllten die Luft. Mir fiel schon im Freien das Atmen schwer, an diesem Ort hatte ich aber beinahe
das Gefühl zu ersticken. Allmählich gewöhnten meine Augen sich an das Halbdunkel, und ich sah Edel in einer der kleineren Wannen liegen. Bei unserem Näherkommen hob er den Blick.
    »Ah.« Es hörte sich an, als freute er sich, uns zu sehen. »August hat mir bestellt, dass Burrich dich herbringen würde. Gut, gut. Ich nehme an, du weißt, dass die Prinzessin dir den Mord an ihrem Bruder verziehen hat? Und zumindest an diesem Ort bewahrt sie dich damit vor der gerechten Strafe. Ich halte es für reine Zeitverschwendung, doch einheimische Bräuche sollte man achten. Sie sagt, sie betrachtet dich als Angehörigen ihrer Sippe, und deshalb stehst du unter ihrem Schutz. Offenbar ist sie unfähig zu begreifen, dass du keiner rechtmäßigen Verbindung entstammst und deshalb außerhalb von Familie oder Sippe stehst. Aber lassen wir das. Willst du nicht Burrich fortschicken und dich zu mir gesellen? Ein heißes Bad könnte dir guttun. Das sieht unbequem aus, wie du da stehst, du wirkst wie ein Hemd an der Wäscheleine.« Sein Tonfall war so heiter, so leutselig, als ahnte er nichts von meinem Hass.
    »Was hast du mir zu sagen, Edel?« Ich sparte mir das »Ihr«, wie es sich dem Bastard gegenüber einem Prinzen geziemte.
    »Möchtest du nicht Burrich fortschicken?«, fragte er wieder.
    »Ich bin kein Narr.«
    »Darüber könnte man streiten, aber meinetwegen. Dann werde ich ihn aus unserer Gesellschaft entfernen müssen.«
    Der Dampf und das Wasserrauschen hatten es dem Chyurda leichtgemacht, sich uns unbemerkt zu nähern. Er war größer als Burrich und hatte die Keule bereits zum Schlag erhoben, als dieser sich herumdrehte. Wäre er nicht durch mich behindert gewesen, hätte er ausweichen können. So traf die Keule mit einem grausigen, trockenen Geräusch und wie eine Axt auf Holz seinen
Schädel. Burrich fiel, wobei er mich mitriss. Ich landete mit dem Oberkörper in einem der kleineren Becken, das mit beinahe kochend heißem Wasser gefüllt war. Es gelang mir, mich von dort hinauszurollen, doch ich bemühte mich vergeblich aufzustehen. Meine Beine versagten mir den Dienst. Burrich neben mir lag bewegungslos da. Ich streckte die Hand nach ihm aus, konnte ihn aber nicht erreichen.
    Edel erhob sich aus seinem Bad und winkte dem Chyurda. »Tot?«
    Der Mann stieß Burrich mit dem Fuß an und nickte kurz.
    »Gut.« Ein Ausdruck der Befriedigung huschte über Edels Gesicht. »Schaff ihn hinter das tiefe Becken dort in der Ecke. Dann kannst du gehen.« Zu mir sagte er: »Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass vor dem Ende der Zeremonie noch jemand hereinkommt. Die guten Leute sind zu sehr damit beschäftigt, um die besten Plätze zu wetteifern. Und da hinten in der dunklen Ecke - nun, ich bezweifle, ob man ihn eher findet als dich.«
    Ich brachte keine Antwort über die Lippen. Der Chyurda bückte sich und nahm Burrich bei den Füßen. Als er ihn wegschleppte, zeichnete der schwarze Schopf seiner Haare eine wie mit dem Pinsel gezogene Blutspur auf die Fliesen. Eine

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