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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Nicht viele wussten, dass Galen der Bastardsohn der Königin war und Edels Halbbruder. Ich bin sicher, er möchte vermeiden, dass ein Schatten auf den Namen seiner Mutter fällt oder auch auf ihn. Solche Familiengeheimnisse sollten gut gehütet werden.
    Und dann, mit einer Macht, die August auf die Knie zwang, benutzte er ihn als Tor, um vor Kettricken und ihre Gedanken hinzutreten. Ich erwarte dich, meine Thronfolgerin. Bei meinem Namen schwöre ich dir, dass ich nichts mit der Ermordung deines Bruders zu tun hatte. Ich wusste nichts davon, und ich trauere mit dir. Du sollst nicht zu mir kommen und denken, sein Blut klebte an meinen Händen. Darauf öffnete er ihr sein Herz, damit sie erkennen sollte, dass sie sich nicht einem Mörder angelobte. Selbstlos machte er sich verwundbar, schenkte Vertrauen, um Vertrauen zu gewinnen. Sie wankte, dann aber hob sie den Kopf und stand aufrecht wie eine wahre Königin. August verlor die Besinnung.

    Kettricken, der Palast von Jhaampe - all diese Bilder versanken in meinem Bewusstsein, und dann wandte sich Veritas mir zu. Genug, Fitz, jetzt ist es genug. Es ist zu viel, sonst wirst du noch sterben. Genug, lass von mir ab! Und er stieß mich zurück, zurück in meinen stummen, blinden Körper.

KAPITEL 24
    NACHLESE
    I n der großen Bibliothek zu Jhaampe hängt ein Wandteppich, von dem gesagt wird, in seinem Bild sei die Karte eines Weges durch die Berge in die Regenwildnis verborgen. In Jhaampe ist es von jeher üblich, wertvolles Wissen in Form von Rätseln und bildhaften Darstellungen zu verschlüsseln. Auf dem Wandteppich sind neben vielerlei Figuren die stämmige und muskulöse Gestalt eines schwarzhaarigen, dunklen Mannes abgebildet, der einen roten Schild trägt, und in der gegenüberliegenden Ecke ein golden schimmerndes Wesen. Dieser Kreatur ist von Motten und dem Zahn der Zeit übel mitgespielt worden, doch man kann noch erkennen, dass sie im Verhältnis zu den anderen Figuren sehr viel größer ist als ein Mensch und wahrscheinlich Flügel hat. Eine Sage Bocksburgs berichtet, König Weise wäre auf einem geheimen Pfad durch das Gebirge in das Reich der Uralten gelangt. Könnten diese Gestalten einen Uralten darstellen und womöglich König Weise selbst? Ist auf diesem Wandbehang der Weg festgehalten, der zur Heimstatt der Uralten in der Regenwildnis führt?
     
    Viel später erfuhr ich, wie man mich auf dem Fliesenboden des Badehauses liegend und an Burrichs leblosen Körper gelehnt
vorfand. Ich zitterte wie im Schüttelfrost und wollte nicht zu mir kommen. Jonqui entdeckte uns, doch wie sie darauf kam, im Dampfbad nachzusehen, werde ich mir wohl nie erklären können. Allerdings hege ich den Verdacht, dass sie für Eyod das Gleiche war wie Chade für Listenreich, vielleicht nicht gerade als Assassine, aber als jemand, der Mittel und Wege kannte, alles oder fast alles in Erfahrung zu bringen, was im Palast geschah. Wie auch immer, sie übernahm das Kommando.
    Burrich und ich wurden unbemerkt in eine Kammer außerhalb des Palastes gebracht, und ich glaube, dass eine Zeit lang niemand aus Bocksburg ahnte, wo wir waren oder ob wir überhaupt noch lebten. Sie pflegte uns eigenhändig, unterstützt von einem alten Diener.
    Ich erwachte zwei Tage nach der Hochzeit, vier weitere, bittere Tage, vielleicht die qualvollsten meines Lebens, verbrachte ich im Bett und wurde so sehr von Krämpfen und Zuckungen geschüttelt, das ich nicht mehr Herr über meinen eigenen Körper war. Meistens dämmerte ich in einem Zustand zwischen Ohnmacht und Halbschlaf dahin, was nicht gerade angenehm war, denn ich träumte entweder lebhaft von Veritas oder fühlte, dass er versuchte, mich mit der Gabe zu erreichen. Die Träume sagten mir nichts, außer dass er besorgt um mich war. Einzelne, nutzlose Bilder oder Empfindungen fing ich auf wie die Farbe der Vorhänge in seinem Gemach oder wie er beim »Sinnen« geistesabwesend den Ring um den Finger drehte. Dann rissen mich neuerliche Krämpfe aus meinen Träumen, die mich peinigten, bis ich erschöpft wieder eindöste.
    Die Phasen des Wachseins waren kaum besser, denn Burrich lag auf einer Pritsche im selben Zimmer und atmete röchelnd. Sonst gab er kaum ein Lebenszeichen von sich. Seine Züge waren
derart verschwollen und verfärbt, dass man ihn kaum wiedererkannte. Von Anfang an machte mir Jonqui, was ihn betraf, wenig Hoffnung. Sie hielt es für fraglich, dass er überlebte, oder wenn doch, dass er je wieder so sein würde wie früher.
    Aber

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