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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bist jetzt ein Vasall des Königs. Und du musst begreifen, dass nur das für dich zählen darf. Er speist dich, er kleidet dich, er sorgt für deine Erziehung. Als Gegenleistung verlangt er dafür einzig Loyalität. Später wirst du ihm dienen. Es sind auch allein jene Bedingungen, unter denen ich dich als meinen Lehrling annehme. Dass du des Königs Gefolgsmann bist und ihm treu ergeben. Denn stünde es anders mit dir, wäre es zu gefährlich, dich in meiner speziellen Kunst zu unterweisen.« Er
verstummte, und für einen langen Augenblick schauten wir uns einfach nur an. »Bist du damit einverstanden?«, fragte er, und es war nicht nur eine Frage, sondern die Besiegelung eines Vertrags.
    »Ich bin einverstanden«, antwortete ich und weil ich merkte, dass er darauf wartete, fügte ich hinzu: »Mein Wort darauf.«
    »Gut.« Er sagte es mit Nachdruck. »Nun zu anderen Dingen. Hast du mich je zuvor gesehen?«
    »Nein.« Flüchtig kam mir der Gedanke, wie merkwürdig das war. Zwar hielten sich in der Burg häufig Gäste auf, aber dieser Mann wohnte offenbar schon lange hier, ohne dass er mir je begegnet wäre. Dabei kannte ich so gut wie alle Bewohner der Burg vom Sehen, wenn nicht sogar mit Namen.
    »Weißt du, wer ich bin, mein Junge? Oder weshalb du hier bist?«
    Beide Fragen beantwortete ich mit einem Kopfschütteln. »Schön, auch sonst weiß das niemand, also gib acht, dass es dabei bleibt. Merke dir - du sprichst zu niemandem über das, was wir hier tun, und auch nicht über irgendetwas von dem, was du hier lernst. Hast du mich verstanden?«
    Mein Nicken musste ihn zufriedengestellt haben, denn er lehnte sich entspannt zurück. Seine Hände umfassten die spitzen Knie unter dem wollenen Gewand. »Gut, gut. Du nennst mich Chade. Und wie nenne ich dich?« Er wartete, doch als er meinen ratlosen Gesichtsausdruck bemerkte, sprach er weiter. »Junge. Das wird genügen für die Zeit, die wir zusammen sind. Das wäre geklärt. Ich bin Chade, und sieh in mir nur einen weiteren Lehrer, den Listenreich dir bestimmt hat. Er brauchte eine Weile, um sich meiner Existenz zu entsinnen, und dann musste er sich erst überwinden, an mich heranzutreten. Und ich
brauchte noch länger, um mich zu entschließen, dich zu unterrichten. Aber das alles ist nun geklärt. Und was das Fach betrifft, in dem ich dich unterrichten werde - nun.«
    Er stand auf, ging zum Kamin und starrte mit schief gelegtem Kopf in die Flammen. Dann griff er nach dem Schürhaken und stocherte in den glühenden Scheiten, bis das Feuer wieder hell aufloderte. »Es geht mehr oder weniger um Mord. Um das Töten von Menschen. Um die feine Kunst des politischen Meuchelmords. Manchmal sind dem dennoch andere Maßnahmen vorzuziehen, Menschen gefügig zu machen: Oft genügt die Blendung Ihres Augenlichts oder die Zerstörung Ihres Gehörs. Oder auch Methoden, bestimmte Gliedmaßen zu brechen oder ganz zu lähmen, den Körper als Ganzes zu schwächen oder gar völlig zu entkräften. Auch vorzeitige Senilität oder Wahnsinn lassen sich so herbeiführen - aber genug. Das war mein Gewerbe. Und das wird dein Gewerbe sein, wenn du willst. Nur sollst du von Anfang an eines deutlich erfahren, nämlich dass ich dir beibringen werde, wie man Menschen tötet. Für den König. Nicht auf die angeberische Art, die Hod dich lehrt, nicht auf dem Schlachtfeld, wo andere es sehen und dich anfeuern. Nein. Ich werde dich in den wahrlich unschönen, heimtückischen und zuvorkommenden Methoden des Tötens unterrichten. Entweder findest du Geschmack daran oder nicht, darauf habe ich keinen Einfluss. Aber ich werde dafür sorgen, dass du die Mittel und Wege kennst. Und ich werde noch etwas anderes sicherstellen, denn das gehört zu der Abmachung, die ich mit König Listenreich getroffen habe. Dass du im Gegensatz zu mir, als ich in deinem Alter war, erfährst, welches Handwerk du erlernst. Also: Ich werde dich zum Meuchelmörder ausbilden. Ist dir das recht, Junge?«

    Erneut nickte ich ihm zu, völlig unsicher darüber, was ich ihm sonst hätte antworten sollen.
    Er betrachtete mich aus schmalen Augen. »Du kannst sprechen, nicht wahr? Oder bist du nicht nur ein Bastard, sondern auch stumm?«
    Ich schluckte. »Nein, Herr. Ich kann sprechen.«
    »Ausgezeichnet, dann tu’s auch. Erzähl mir, was du von alldem hältst. Davon, wer ich bin, und von dem Vorschlag, den ich dir gemacht habe.«
    Trotz der Aufforderung zur Rede schwieg ich weiter. Ich starrte auf das pockennarbige Gesicht, die papierne

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