Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
seinem Beispiel folgten. Auch wenn es nicht unbedingt zu seiner Beliebtheit beitrug, die Soldaten respektierten ihn. Männern imponiert es, wenn ihr Anführer sich nicht schont und selbst bereit ist, das zu tun, was er von ihnen verlangt. Und noch etwas will ich dir sagen. Dein Vater verschwendete keinen Dukaten darauf, sich wie ein Pfau auszustaffieren. Als junger Mann, vor seiner Ehe mit Prinzessin Philia, war er auf einer der Vasallenburgen zu Gast geladen. Man hatte mir einen Platz nicht allzu weit von ihm entfernt angewiesen, eine große Ehre für mich, und ich konnte einiges von seiner Unterhaltung mit der Tochter des Hauses hören, die man hoffnungsvoll neben den Thronfolger gesetzt hatte. Sie kokettierte mit dem Smaragdgeschmeide, das sie trug, und er machte ihr ein höfliches Kompliment. ›Ich dachte, Ihr mögt vielleicht keine Juwelen, weil Ihr heute Abend selbst keine tragt, Prinz‹, sagte sie, und er antwortete, dass seine Juwelen um vieles größer seien als
die ihren und heller funkelten. ›Oh, und wo habt Ihr diese kostbaren Steine verwahrt? Ich möchte sie gerne bewundern.‹ Nun, lautete seine Erwiderung, er werde sie ihr gerne zeigen, später, sobald es dunkel sei. Ich sah sie erröten, in Erwartung eines romantischen Stelldicheins. Und nach dem Mahl bat er sie, ihn auf die Zinnen zu begleiten, aber die halbe Gästeschar schloss sich ihnen an. Was er ihnen dann zeigte, waren die Lichtpunkte der Wachtürme entlang der Küste, die in der Dunkelheit strahlten wie aufgereihte Diamanten, und er sagte dem Fräulein, dieses wären seine besten und kostbarsten Juwelen und dass er ihres Vaters Abgaben dazu verwendete, ihren hellen Glanz zu erhalten. Und dann lenkte er die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf die Signalfeuer in den Türmen der Festung seines Gastgebers und sagte ihnen, wenn sie ihren Herrn ansähen, sollten sie sich diese schimmernden Lichter als Edelsteine in seinem Stirnreif denken. Es war ein wohlbedachtes Kompliment für den Herzog und die Herzogin und verfehlte nicht den Eindruck auf die anwesenden Barone. Die Outislander hatten wenig Glück mit ihren Überfällen in jenem Sommer. Das war die Art, wie Chivalric herrschte. Er glänzte durch sein eigenes Beispiel und die kluge Wahl seiner Worte, wie es jedem wirklichen Prinzen wohl anstünde zu tun.«
    »Ich bin kein wirklicher Prinz. Ich bin ein Bastard.« Es klang merkwürdig aus meinem eigenen Mund, das Wort, das ich so oft hörte und so selten aussprach.
    Burrich seufzte leise. »Mach deinem Blut Ehre, Junge, und achte nicht darauf, was andere von dir denken.«
    »Manchmal bin ich es leid, diesen schweren Weg zu gehen.«
    »Ich auch.«
    Ich grübelte eine Weile über Burrichs Worte nach, während
ich mich mit dem Striegel an Rußflockes Schulter hinunterarbeitete. Burrich, der immer noch neben dem Grauen kauerte, ergriff als Erster wieder das Wort. »Ich stelle an dich keine größeren Anforderungen als an mich selbst. Du weißt, dass es so ist.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete ich, überrascht, dass er noch einmal darauf zurück kam.
    »Ich will mir nicht vorwerfen müssen, an dir etwas versäumt zu haben.«
    Das war ein ganz neuer Gedanke für mich. Nach kurzem Nachdenken fragte ich: »Weil du glaubst, Chivalric käme vielleicht zurück, wenn er erfährt, dass aus mir ein Sohn geworden ist, auf den man stolz sein kann?«
    Die gleichmäßigen Bewegungen, mit denen Burrich Liniment in das Bein des Wallachs einmassierte, erlahmten. Er hielt plötzlich inne, und seine Stimme drang gedämpft durch die Trennwand aus Brettern: »Nein. Ich glaube, nichts und niemand könnte ihn dazu bringen, wieder an den Hof zu kommen. Und selbst wenn er zurückkäme«, Burrich sprach langsamer, »selbst wenn er zurückkäme, wäre er nicht mehr der, der er einst gewesen ist. Vor all dem, meine ich.«
    »Es ist allein meine Schuld, dass er fortgegangen ist, nicht wahr?« Die Worte der Frauen am Webstuhl hallten in meinem Kopf wieder. Wäre der Junge nicht gewesen, stünde er immer noch zur Rechten des Königs.
    Burrich schwieg lange. »Niemand ist schuld, dass er geboren wird.« Er stieß einen Seufzer aus, und die Worte schienen ihm nur schwer über die Lippen zu gehen. »Und kein Neugeborenes ist schuld an seiner Herkunft. Nein. Chivalric hat das Unheil selbst über sein Haupt gebracht, obwohl es mich schmerzt, das
zu sagen.« Ich hörte, wie seine Hände wieder das Bein des Wallachs zu massieren begannen.
    »Und über dein Haupt«, sagte ich zu

Weitere Kostenlose Bücher