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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zeigte auf mich und redete mit jemandem in Kelvars Farben.
    »Da ist er - das ist der Fitz. He, Fitz! Sitswell hier sagt, du wirst gerufen. Veritas will dich in seinen Gemächern sehen - Leon ist krank. Flink, du versorgst Rußflocke für den Fitz.«
    Ich spürte förmlich, wie mir das Essen vor der Nase weggezogen wurde, doch ich holte tief Luft und zeigte Sitswell ein freundliches Gesicht, ganz getreu nach Burrichs Ermahnung. Leider dürften meine ganzen Bemühungen an ihn verschwendet gewesen sein, denn für den griesgrämigen Stallmeister war ich einfach nur ein weiterer halbwüchsiger Bengel, der ihm an einem hektischen Tag zwischen den Beinen herumlief. Er lieferte mich vor Veritas’ Tür ab und ließ mich dort stehen, offenbar froh, wieder zu seinen Ställen zurückkehren zu können. Ich klopfte leise, und Veritas’ Diener öffnete sofort.
    »Ah! Eda sei Dank, du bist es. Komm herein. Der Hund will nicht fressen, und der Prinz ist überzeugt, dass es ihm ernsthaft schlechtgeht. Beeil dich, Fitz.«
    Der Mann trug Veritas’ Wappen, aber ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals gesehen zu haben. Manchmal empfand ich es doch als beunruhigend, wie viele Leute mich kannten, während
ich keine Ahnung hatte, wen ich da vor mir hatte. Im angrenzenden Zimmer hörte man, wie Veritas nebenan ein Bad nahm und jemandem laute Anweisungen gab, welche Kleidung für den Abend herausgelegt werden sollte. Aber nicht um ihn sollte ich mich ja kümmern, sondern um Leon.
    Leon war Veritas’ Wolfshund. Ohne Skrupel spürte ich nach ihm, denn schließlich war Burrich weit weg. Leon hob seinen knochigen Schädel und betrachtete mich mit märtyrerischen Augen. Er lag auf Veritas’ verschwitztem Hemd neben dem kalten Kamin. Ihm war zu heiß, er langweilte sich, und falls wir nicht vorhatten, auf die Jagd zu gehen, wollte er nach Hause.
    Obwohl ich schon Bescheid wusste, tastete ich über seinen Leib, zog ihm die Lefzen hoch, um die Farbe des Zahnfleisches zu prüfen, und drückte mit der Hand fest auf seinen Bauch. Abschließend kraulte ich ihn hinter den Ohren und sagte zu dem Diener: »Ihm fehlt nichts weiter, er hat nur keinen Hunger. Am besten, man stellt ihm eine Schüssel Wasser hin und wartet ab. Wenn er fressen will, wird er es uns wissen lassen. Und man sollte das hier wegschaffen, bevor es in der Hitze verdirbt und er tatsächlich krank wird, wenn er später davon frisst.« Ich zeigte dabei auf eine Schüssel mit Resten kleingeschnittener Fleischpastete auf einem für Veritas bestimmten Tablett. Nichts davon eignete sich als Futter für einen Hund, aber ich war dermaßen hungrig, dass ich mich am liebsten selbst von den Essensresten bedient hätte. Mein Magen knurrte bei dem Anblick. »Ob man in der Küche vielleicht einen frischen Rindsknochen für ihn hätte? Im Moment würde er sich über etwas freuen, das mehr Spielzeug als Nahrung ist …«
    »Fitz, bist du das? Herein mit dir, Junge! Was ist mit meinem Leon?«

    »Ich hole den Knochen«, versicherte mir der Diener. Ich stand auf und ging zur Tür des angrenzenden Zimmers.
    Veritas erhob sich triefend vor Wasser aus seinem Bad und nahm einem zweiten Lakaien das bereitgehaltene Handtuch ab. Während er anfing, sich abzutrocknen, wiederholte er: »Was ist mit Leon?«
    Das war Veritas’ Art. Vor Monaten hatten wir das letzte Mal miteinander gesprochen, doch er nahm sich nicht einmal die Zeit für eine kurze Begrüßung. Chade meinte, das sei einer seiner Fehler, denn er verstünde es nicht, seinen Männern zu vermitteln, welche Wertschätzung er für sie hatte. Ich denke, er ging einfach davon aus, dass - falls mir irgendetwas zugestoßen wäre - man ihm davon schon Mitteilung gemacht haben würde. Es entsprach seinem unkomplizierten, herzlichen Naturell, anzunehmen, alles müsse in Ordnung sein, sonst hätte ihm schließlich jemand Bescheid gesagt.
    »Ihm fehlt nichts, Herr. Die Hitze und die Reise haben ihn angestrengt. Eine Nacht lang Ruhe an einem kühlen Platz, und er ist wieder munter, aber ich würde ihn nicht mit Pastete und Süßigkeiten füttern, nicht bei diesem Wetter.«
    »Gut.« Veritas bückte sich, um seine Beine abzutrocknen. »Du wirst schon Recht haben, Junge. Burrich sagt, du verstehst dich auf Hunde, und ich will deinen Rat nicht in den Wind schlagen. Nur kam er mir so lustlos vor, und im Allgemeinen hat er immer Appetit, aber vor allem auf alles, was auf meinem Teller liegt.« Er wirkte verlegen, als hätte man ihn dabei ertappt, wie er glucksend

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