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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Chivalric«, meinte er geistesabwesend. »Er wäre in seinem Element. Fitz, du hörst dich an wie dein Vater. Er hätte dieses verzwickte Problem mit einem verbindlichen Lächeln hier und mit einem galanten Handkuss dort schon längst gelöst. Aber das ist nicht meine Art, und ich werde schon gar nicht versuchen ihn nachzuahmen.« Er rutschte in seinem Bett unbehaglich hin und her, als rechnete er damit, dass ich Einwände erhob. »Kelvar ist ein gestandener Mann und ein Herzog. Und er hat Pflichten, zu denen unter anderem gehört, das Seine für den Schutz unserer Küsten zu tun. Das ist eine ganz einfache Sache, und ich hatte vor, ihm das klipp und klar zu sagen. Er soll tüchtige Soldaten in
diesen Wachturm beordern und sie anständig versorgen, damit sie zufrieden sind und anständige Arbeit tun. Basta. Damit hat es sich, und ich bin keinesfalls dazu gewillt, hieraus ein großes diplomatisches Theater zu machen.«
    Ächzend rückte er sich im Bett zurecht, dann drehte er sich abrupt mit dem Gesicht zur Wand. »Mach das Licht aus, Charim.« Der treue Diener seines Herrn gehorchte dermaßen prompt, dass ich im Finstern stand und mir mühselig tastend den Weg aus dem Gemach und zu meiner Lagerstatt suchen musste. Als ich mich selbst zu Bett legte, grübelte ich darüber nach, dass Veritas offenbar unfähig war, die Situation in ihrer Vielschichtigkeit zu erkennen. Zwar stand es in seiner Macht, Kelvar zu zwingen, den Turm zu bemannen, doch er konnte ihn nicht zwingen, die Notwendigkeit dazu einzusehen oder seine Pflicht gar mit Stolz zu erfüllen. Um das zu erreichen, bedurfte es diplomatischen Geschicks und Fingerspitzengefühls. Und dachte er wirklich nicht gleichzeitig an die Instandhaltung der Verkehrswege, die Ausbesserung der Befestigungsanlagen und die Plage der Straßenräuber? Das alles musste auf eine solche Weise geregelt werden, dass zum einen Kelvars Gesicht gewahrt blieb und dass man zum anderen künftig auf eine gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit zwischen ihm und Herzog Shemshy rechnen konnte. Außerdem war es höchste Zeit, dass jemand die Mühe auf sich nahm, Lady Grazia in ihren Pflichten und Aufgaben als Herzogin zu unterweisen. So viele Probleme. Doch kaum berührte mein Kopf das Kissen, da war ich auch schon eingeschlafen.

KAPITEL 9
    FETT TUT’S
    D er Narr kam im siebzehnten Jahr von König Listenreichs Herrschaft an den Hof. Dies ist einer der wenigen Fakten, die über ihn bekannt sind. Angeblich ein Geschenk der Händler von Bingtown, kann man über seinen Ursprung nur Vermutungen anstellen. Es sind verschiedene Geschichten im Umlauf, zum Beispiel, dass der Narr ein Gefangener der Roten Korsaren war und dass die Händler ihn aus deren Klauen befreit hätten. Einer zweiten Version zufolge wurde er als Säugling auf einem Fluss treibend in einem kleinen Boot gefunden, durch einen Schirm aus Haifischhaut vor der Sonne geschützt und weich gebettet auf ein Polster aus Heidekraut und Lavendel. Besonders Letzteres kann man getrost als Produkt der Fantasie abtun. Wir wissen nichts vom Leben des Narren vor seiner Ankunft an König Listenreichs Hof.
    So gut wie fest steht, dass der Narr der menschlichen Rasse angehört, wenn auch seine Abstammung nicht ganz rein sein mag. Gerüchte, wonach er ein Spross des Anderen Volkes sei, sind mit ziemlicher Sicherheit unwahr, denn er hat keine Häute zwischen Fingern und Zehen und zeigt nicht die mindeste Angst vor Katzen. Die ungewöhnlichen äußeren Charakteristika des Narren (Pigmentmangel)
scheinen Merkmale seiner fremdartigen Herkunft zu sein und deuten auf keine individuelle Abartigkeit hin, obwohl ich mich darin durchaus irren kann.
    In der Frage des Narren ist das, was im Dunkeln liegt, beinahe signifikanter als das, was wir wissen. Über sein Alter zum Zeitpunkt seines Auftauchens in Bocksburg ist viel spekuliert worden. Aus persönlicher Erfahrung kann ich garantieren, dass der Narr viel jünger wirkte und in jeder Hinsicht jugendlicher als heute. Doch weil er nur wenige Zeichen des Alterns erkennen lässt, besteht die Möglichkeit, dass er nicht so jung war, wie er anfangs zu sein schien, sondern lediglich das Ende einer lang andauernden Kindheit erreicht hatte.
    Auch über das Geschlecht des Narren hat man viel gerätselt. Auf die unverblümte Frage einer jüngeren vorlauteren Person, als ich es nun einmal bin, antwortete der Narr, das wäre allein seine Angelegenheit. Ich stimme ihm zu.
    Was seine hellseherischen Fähigkeiten und die ärgerlich

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