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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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entnervt auf die Bettkante fallen. In Zukunft hieß es, noch größere Vorsicht walten zu lassen. Ich legte keinen Wert darauf, eine ähnliche Erfahrung wie der Narr zu machen, und womöglich, wenn ich das nächste Mal mein Zimmer betrat, selbst von einem Sack über den Kopf und ei ner Faust im Gesicht empfangen zu werden.
    Mein Zimmer - plötzlich erschien es mir so eng und klein, wie ein Gefängnis, in das ich jeden Tag zurückkehren musste. Ich ging hinaus und sparte mir die Mühe abzuschließen. Schlösser waren kein Schutz. Sollten sie glauben, dass ich ihre Schnüffeleien nicht fürchtete. Doch damit täuschte ich nur eine Zuversicht vor, die ich nicht hatte.
    Draußen empfing mich ein milder, klarer Spätnachmittag. Ich fasste den Beschluss, in den Ort hinunterzuwandern, der Rurisk und meinen Schiffsgefährten einen Besuch abzustatten und dann vielleicht in einem Wirtshaus ein Bier zu trinken. Zu lange war ich nicht mehr in Burgstadt gewesen, und viel zu lange hatte ich nicht mehr zugehört, was die ein fachen Leute so redeten. Es würde erfrischend sein, für eine Zeitlang den Intrigen von Bocksburg zu entfliehen.
    Am Tor stellte sich mir ein junger Wachtposten in den Weg. »Halt!«, be fahl er und fügte hinzu: »Bitte, Herr«, als er mich erkannte.
    Ich blieb stehen. »Ja?«

    Er räusperte sich, wurde rot bis zum Haaransatz und schien nicht zu wissen, wie er anfangen sollte.
    »Was gibt es denn?«, fragte ich. »Wenn Ihr bitte einen Augenblick warten wollt, Herr«, stieß der Bursche hervor, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Wachhäuschen. Einen Moment später trat die Wachhabende vom Dienst heraus. Sie musterte mich ernst. Dann sog sie die Luft durch die Nase wie in Vorbereitung auf etwas Unangenehmes und sagte kurz. »Ihr dürft die Burg nicht verlassen.«
    »Wie bitte?« Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen.
    Sie richtete sich auf und verschränkte die Hände auf dem Rücken. Mit fester Stimme wiederholte sie: »Ihr dürft die Burg nicht verlassen.«
    Eine heiße Wut stieg in mir auf. Ich konnte mich nur mühsam beherrschen. »Auf wessen Befehl?«
    Sie ließ sich nicht einschüchtern. »Ich erhalte meine Befehle vom Hauptmann der Wache, Herr. Mehr weiß ich nicht.«
    »Ich möchte mit diesem Hauptmann sprechen.«
    »Er ist nicht im Wachhäuschen, Herr.«
    »Ich verstehe.« Genaugenommen verstand ich nicht. Nicht so ganz. Ich konnte spüren, wie sich von überallher die Schlingen um mich zusammenzogen, doch weshalb ausgerechnet jetzt? Andererseits, weshalb nicht ausgerechnet jetzt? Nachdem Listenreich mehr und mehr die Fäden aus den Händen glitten, war Ve ritas mein Beschützer geworden, doch er war nicht hier vor Ort. Ich konnte mich an Kett ricken wenden, allerdings nur, wenn ich gewillt war, da mit eine offene Konfrontation zwischen ihr und Edel heraufzubeschwören. All das schoss mir durch den Kopf. Resigniert wollte ich mich abwenden, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte. Ich drehte mich wieder herum.
    Molly kam den steilen Weg von Burgstadt herauf. Der lange
Rock schlug ihr beim Laufen um die Knöchel. Sie stolperte und schien am Ende ihrer Kräfte zu sein. »Fitz!«, rief sie wieder, und es klang wie ein Hilfeschrei.
    Ich wollte zu ihr, aber die Wach habende verstellte mir den Weg. Sie fühlte sich sicht lich unwohl, aber ihre Haltung verriet Entschlossenheit. »Ich darf Euch nicht aus dem Tor las sen. Ich habe meine Befehle.«
    Liebend gerne hätte ich sie gepackt und zur Seite geschleudert, aber ich zwang mich zur Zu rückhaltung. Ein Handgemenge mit ihr würde Molly nicht helfen. »Dann unternimm du etwas, verdammt! Kannst du nicht sehen, dass die Frau in irgendwelchen Schwierigkeiten ist?«
    Sie rührte sich nicht vom Fleck. »Miles!«, rief sie, und der Junge erschien in der Tür. »Lauf und sieh nach, was dieser Frau fehlt. Beeil dich.«
    Der Junge stürmte davon. Ich musste hilflos über die Schulter der Wachhabenden hinweg sehen, wie Miles bei Molly anlangte, sie mit ei nem Arm stützte und mit der freien Hand ih ren Korb nahm. An ihn ge klammert, nach Atem ringend und den Trä nen nahe ließ Molly sich das letzte Stück zum Tor führen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor sie herangekommen war und sich in meine Arme warf. »Fitz, o Fitz!«, schluchzte sie.
    »Komm.« Ich zog sie mit mir. Ja, ich hatte das Richtige getan, das Vernünftige, trotzdem fühlte ich mich klein und erbärmlich.
    »Weshalb bist du - bist du nicht ge kommen?«, fragte Molly

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