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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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habe ich dich geliebt.
    Mein König.
    Mein junger Assassine. Was habe ich aus dir gemacht? Wie habe ich mein eigenes Fleisch und Blut erniedrigt? Du weißt nicht, wie jung du
noch bist. Sohn des Chivalric, es ist nicht zu spät, um noch gerade in die Höhe zu wachsen. Hebe deinen Kopf. Sieh über das Gegenwärtige hinaus.
    Ich hatte mein Leben damit verbracht, das zu werden, was ich nach seinem Wunsch werden sollte. Diese Worte jetzt verwirrten mich und erfüllten mich mit Fragen, zu de ren Beantwortung keine Zeit mehr war. Ich konnte spüren, wie seine Kräfte schwanden.
    Veritas, flüsterte ich, um ihn zu erinnern.
    Er reichte hinaus, und ich gab ihm Kraft dazu. Ich fühlte die Berührung von Ve ritas’ Gegenwart und dann ein plötz liches Nachlassen der Kraft des Königs. Ich folgte ihm, wie man ei nem Ertrinkenden in tiefem Wasser hinterhertaucht. Ich griff nach seinem Bewusstsein, hielt es fest, doch es war, als versuchte man einen Schatten zu fassen. Er war in meinen Armen wie ein kleiner Junge, der sich voller Angst gegen etwas sträubte, das er nicht kannte.
    Dann war er fort.
    Wie eine zerplatzte Wasserblase.
    Ich hatte geglaubt, etwas von der Zerbrechlichkeit des Lebens zu begreifen, als ich das tote Kind in den Armen gehalten hatte. Nun wusste ich es ge nau. Hier und dann wiederum nicht hier. Selbst eine gelöschte Kerze hinterlässt einen Rauchfaden. Mein König war einfach nicht mehr.
    Trotzdem war ich nicht allein.
    Ich glaube, ein jedes Kind hat schon einmal ei nen im Wald gefundenen toten Vogel umgedreht und war entsetzt und voller Ekel über das Gewimmel der Maden an der Unterseite. Auf einem sterbenden Hund sitzen die meisten Flöhe und werden die Zecken am fettesten. Nun erhoben sich Justin und Serene und versuchten wie Blutegel, die von einem unergiebigen Wirt ablassen, sich an mir festzusaugen. Dies also war der Grund für ihre größere Kraft und die zunehmende Schwäche des Königs. Dies der Nebel, der seinen
Verstand trübte und seine Tage mit Mattigkeit erfüllte. Galen, ihr Meister, hatte sich Veritas als Opfer auserkoren, doch er versagte und fand selbst den Tod. Wie lange diese beiden an dem König gehaftet und seine Kraft ausgesaugt hatten, würde ich nie erfahren. Sie muss ten alles belauscht haben, was er mit der Gabe durch mich zu Veritas übermittelte. Vieles wurde mir plötzlich klar, doch es war alles zu spät. Sie ka men näher, und ich hat te keine Vorstellung davon, wie ich ihnen ausweichen sollte. Ich fühlte, wie sie sich nun an mir fest saugten, und wusste, dass sie jetzt mir mei ne ganze Kraft entziehen wollten, und da sie keinen Grund hatten, mich irgendwie zu schonen, würde ich in nerhalb weniger Minuten tot sein.
    Veritas!, rief ich, doch ich war bereits zu sehr geschwächt. Ich konnte ihn nicht mehr erreichen.
    Weg von ihm, Hunde! Ein vertrautes Knurren, und dann war Nachtauge da und stemmte sich ihnen mit der alten Macht entgegen. Ich rech nete nicht da mit, dass es ihm ge lingen würde, doch wie schon einmal stieß er die Waffe der Macht durch den Kanal, den die Gabe geöffnet hatte. Die Macht und die Gabe waren zwei verschiedene Dinge, so unähnlich wie Lesen und Singen oder Schwimmen und Reiten. Doch wenn jemand durch die Gabe mit mir verbunden war, schien er durch diese andere Magie verwundbar zu sein. Ich fühlte sie zu rückweichen, aber sie wa ren zwei, um dem Angriff zu widerstehen. Die Macht konnte sie nicht beide außer Gefecht setzen.
    Lauf! Flieh vor dem Gegner, den du nicht bezwingen kannst.
    Ein kluger Rat. Angst trieb mich zu rück in mei nen eigenen Körper, und hinter mir schlug ich die Tore meines Bewusstseins zu, damit sie mir nicht folgen konnten. Sobald es mög lich war, öffnete ich die Augen. Ich lag zu Füßen des Königs auf dem Boden und rang nach Atem, während der Narr sich laut weinend über den
Toten geworfen hatte. Die körperlosen Fühler ihrer Gabe tasteten nach mir, und ich zog mich noch tiefer in mich selbst zurück und schirmte mich verzweifelt ab, auf die Art, die Ve ritas mich ge lehrt hatte. Doch im mer noch fühlte ich ihre Gegenwart wie geisterhafte Finger, die an meinen Kleidern zupften und über meine Haut strichen. Es erfüllte mich mit unaussprechlichem Ekel.
    »Du hast ihn getötet, du hast ihn getötet! Du hast meinen König getötet, du elender Verräter!«, kreischte mir der Narr entgegen.
    Als ich mich aufrichtete, ent deckte ich zu meiner Bestürzung Wallace, der unsere Szenerie mit weit aufgerissenen Augen

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