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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dem Geschlecht der Weitseher durch das Schwert oder den Strang hingerichtet werden darf. Er wollte nicht zugeben, dass du königliches Blut in den Adern hast, doch es erhob sich lauter Protest, als er es leugnete. Jetzt schwört er, dass er beweisen kann, dass du mit der alten Macht im Bunde bist bist, und der Galgen ist die Strafe für jeden Besessenen, der von der unreinen Magie Gebrauch macht.«
    »Lady Philia! Ihr müsst jetzt gehen, wirklich, oder ich bin derjenige, der hängt!« Der Wächter war zu rück, offenbar mit Chester, denn ich hörte gleich meh rere Schritte, die sich mei ner Zelle näherten. Philia ließ meine Hand los.
    »Ich werde für dich tun, was ich kann«, flüsterte sie. Sie war bemüht
gewesen, sich nichts von ih rer Angst um mich an merken zu lassen, aber bei diesen Worten geriet ihre Stimme ins Stocken.
    Dann war sie fort und schimpfte wie ein Rohrspatz, während Chester - oder wer auch im mer - sie zum Ausgang eskortierte. Ich bückte mich schwerfällig, um meine Äpfel aufzuheben. Sie waren nicht groß und runzlig von der Winterlagerung, aber ich fand sie köstlich. Ich aß sogar die Stängel mit. Leider halfen sie nicht, meinen Durst zu stillen. Eine Weile saß ich auf meiner Bank, hatte den Kopf in die Hände gestützt und zwang mich, wach zu bleiben. Ich wusste, ich sollte über die Situation nachdenken, aber es fiel mir entsetzlich schwer. Mein Ge hirn verweigerte mir den Dienst. Ich fühlte mich versucht, den festgeklebten Stoff von den Wunden an meinem Arm zu lösen, tat es aber dann doch nicht. Solange sie nicht anfingen zu eitern, war es besser, sie in Ruhe zu lassen. Ein weiterer Blutverlust hätte mich noch mehr geschwächt. Schließlich raffte ich mich auf und wankte zur Tür. »Wache!«, rief ich, aber vielleicht war es wieder nur ein Krächzen.
    Man schenkte mir keine Beachtung.
    »Ich will etwas zu essen. Und Wasser.«
    Wo bist du? Ein anderer antwortete mir.
    Wo du mich nicht erreichen kannst, mein Freund. Wie geht es dir?
    Gut. Aber ich habe dich vermisst. Du hast so tief geschlafen, dass ich glaubte, du wärst tot.
    Viel fehlte nicht, jene Nacht. Hast du sie zu den Pferden geführt?
    Ja. Und sie sind fortgeritten. Rudelherz hat ihnen gesagt, ich wäre ein Mischling, den du gezähmt hast. Sie glauben jetzt, ich bin ein Hund, der Kunststücke macht.
    Er wollte mich damit schützen, nicht dich kränken. Weshalb ist das Herz des Rudels nicht mit ihnen gegangen?
    Ich weiß es nicht. Was tun wir jetzt?
    Warten.

    »Wache!«, rief ich wieder, lauter diesmal.
    »Geh von der Tür weg.« Der Mann musste genau vor meiner Zelle stehen. Ich war so von der Unterhaltung mit Nachtauge in Anspruch genommen gewesen, dass ich ihn nicht kommen gehört hatte. Mit mir war es zurzeit wirklich nicht weit her.
    Eine kleine Klappe am Fuß der Tür ging auf, eine Kanne Wasser und ein halber Laib Brot wurden hindurchgeschoben. Dann schlug sie wieder zu.
    »Vielen Dank.«
    Keine Antwort. Ich hob die Kanne und das Brot auf und untersuchte beides. Das Wasser roch abgestanden, aber auch als ich vorsichtig einen Schluck probierte, wies nichts da rauf hin, dass es vergiftet sein könnte. Das Brot brach ich in Stücke und suchte nach Klumpen im Teig oder irgendwelchen Verfärbungen. Es war nicht frisch, aber davon abgesehen, soweit ich feststellen konnte, einwandfrei. Jemand hatte die andere Hälfte gegessen. Ich zögerte nicht länger, meine Hälfte zu verzehren, und trank das Wasser dazu. Halbwegs gesättigt streckte ich mich wieder auf meiner Steinbank aus und versuchte, die am we nigsten unbequeme Lage zu finden.
    Die Zelle war trocken, aber kalt, wie jeder ungenutzte Raum in Bocksburg während des Winters kalt war. Ich hatte eine genaue Vorstellung davon, wo ich mich befand. Der Kerker lag nicht weit entfernt von den Wein kellern. Hier konnte man sich die Lunge aus dem Hals schreien und keine Menschenseele, außer vielleicht den Wachen, hörte es. Als Junge war ich hier un ten he rumgestromert. Ich hatte nur selten eine der Zellen besetzt gefunden und noch seltener jemanden, der davor Wache hielt. Dank Bocksburgs schneller Rechtsprechung gab es kaum je mals Grund, einen Gefangenen länger als ein paar Stunden festzuhalten. Gesetzesüberschreitungen wurden gewöhnlich mit dem Tod geahndet, oder man musste
die Tat mit sei ner Hände Arbeit abbüßen. Ich nahm an, dass es unter Edels Herrschaft hier unten lebhafter zugehen würde.
    Ich versuchte zu schlafen, aber die Flucht ins Vergessen blieb mir

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