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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bereitete es Edel jetzt keine Mühe, an meinem Mienenspiel abzulesen, wie gründlich es ihm gelungen war, mich zu erschüttern. Ich konnte mich nicht erinnern, was ich vor ihr gesagt oder nicht gesagt hatte. Und welche
Geheimnisse hatte Kettricken über diesem dunklen Lockenköpfchen wem anvertraut? Welche Gespräche mit Ve ritas hatte der kleine Schatz belauscht, wie viele Unterhaltungen mit Philia? Die Königin und der Narr waren verschwunden, nur das wusste ich mit Sicherheit. Hatten sie Bocksburg je lebend verlassen? Edel lächelte mit grenzenloser Selbstzufriedenheit, und nur die verschlossene Tür verhinderte, dass ich mein Listenreich gegebenes Versprechen nicht brach.
    Als er ging, da lächelte er noch immer.
    Edel hatte seinen Beweis, dass ich über die alte Macht verfügte, und mit dem Mädchen aus Guthaven eine glaubwürdige Zeugin. Nun konnte er sich in Ruhe dem Vergnügen widmen, mir durch Folter das Geständnis abzuringen, dass ich König Listenreich getötet hatte.
    Ich sank zu Boden. Veritas hatte Recht behalten. Edel hatte gesiegt.

KAPITEL 31
    FOLTER
    A ber Prinzessin Eigensinn hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie auf dem Gescheckten Hengst zur Jagd reiten wollte. All ihre Hofdamen warnten sie davor, aber sie wandte sich von ihnen ab und wollte nicht hören. All ihre Edelmänner warnten sie, aber sie verspottete sie wegen ihrer Angst. Selbst der Stallmeister versuchte, sie an ihrem leichtfertigen Tun zu hindern, und sagte: »Prinzessin, der Hengst sollte mit blankem Stahl und Feuer zu Tode gebracht werden, denn Trug, der mit der alten Macht im Bunde steht, hat ihn erzogen, und nur ihm ist er dienstbar.« Aber Prinzessin Eigensinn wurde zornig und sprach: »Sind dies nicht meine Ställe und meine Pferde, und darf ich nicht nach Belieben unter ihnen wählen?« Dann verstummten alle vor ihrem Zorn, und sie befahl, dass der Gescheckte Hengst für die Jagd gesattelt werden solle.
    Sie ritten hinaus unter dem Gebell der Hundemeute und dem Flattern der bunten Wimpel. Und der Gescheckte Hengst lief schnell und trug sie weit voraus und aus der Sichtweite ihres Gefolges. Zu guter Letzt, im fernen Tal und unter den grünen Bäumen, trug er sie hierhin und dorthin, bis sie nicht mehr wusste, wo sie war, und das Geläut der Hunde nur noch als schwacher Widerhall irgendwo zwischen den Hügeln erklang. An einem Bach stieg sie ab, um von dem kühlen Wasser
zu trinken, aber o weh, als sie sich umdrehte, war der Gescheckte Hengst verschwunden, und an seiner Stelle stand plötzlich Trug, jener, der über die alte Macht gebot und der ebenso gefleckt wie sein Brudertier erschien. Dann war er bei ihr, wie der Hengst bei der Stute ist, und ehe das Jahr sich wendete, kam die Zeit, dass sie ein Kind gebar. Und als jene, die in ihrer schweren Stunde bei ihr waren, das Kindlein sahen, über und über gefleckt an Gesicht und Schultern, erhoben sie vor Angst ein großes Wehklagen. Als aber Prinzessin Eigensinn des Knaben ansichtig wurde, tat sie einen furchtbaren Schrei und hauchte vor Scham ihr Leben aus, weil sie Trugs unreine Frucht in ihrem Leib getragen hatte. So wurde der Gescheckte Prinz in Angst und Scham geboren, und Angst und Scham waren die zwei Dinge, die er mit in die Welt brachte.
     
    DIE SAGE VON DEM GESCHECKTEN PRINZEN
     
    Die Fackel, die Edel zu rückgelassen hatte, brachte den Schatten der Gitterstäbe zum Tanzen. Ich beobachtete das Schattenspiel eine Weile in dumpfer Hoffnungslosigkeit. Die Gewissheit, dass ich sterben musste, lähmte mich. Nach und nach be gann mein Verstand wieder zu arbeiten, aber er funktionierte nur zu unkontrolliert und sprunghaft. Hatte mir Chade das sagen wollen? ›Ohne ihr Pferd‹ - hatte Edel über die Pferde Bescheid gewusst? Kannte er das Ziel der Flucht? Wie war Burrich der Entdeckung entgangen? Gab es vielleicht ein Wiedersehen in der Folterkammer? Hegte Edel womöglich den Verdacht, auch Philia hätte in den Fluchtplan eingeweiht sein kön nen? Und wenn ja, würde er sich damit zufriedengeben, sie hier ihrem Schicksal zu überlassen, oder würde er sie bestrafen? Wenn sie kamen, um mich zu holen, sollte ich mich wehren?
    Nein, ich würde aufrecht und stolz mit ihnen gehen. Nein, ich würde so viele von diesen Hunden aus dem Binnenland töten, wie
ich nur konnte, mit meinen bloßen Händen. Nein, ich würde Haltung bewahren und auf eine Gelegenheit warten, um mich auf Edel zu stürzen. Ich wusste, er würde da sein, um mich sterben zu sehen. Was war mit meinem

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