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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Versprechen, das ich Listenreich gegeben hatte, keinen Spross seines Blutes zu töten? Ich fühlte mich nicht mehr daran gebunden. Oder doch? Rettung war von keiner Seite zu erwarten. Gar nicht daran denken, ob Chade etwas unternehmen konnte, ob Philia etwas auszurichten vermochte. Und sobald Edel mein Geständnis hatte, würde er mich am Leben halten, um mich öffentlich zu hängen und zu vierteilen? Aber selbstverständlich, denn weshalb sollte er sich dieser kleinen Freude entsagen? Würde Philia kommen, um mich sterben zu sehen? Ich hoffte nicht. Vielleicht gelang es Lacey, sie daran zu hindern. Ich hatte mein Leben weggeworfen und für nichts geopfert. Wenigstens Justin und Serene hatte ich getötet. War es das wert gewesen? War Kettricken geflohen, oder verbarg sie sich immer noch irgendwo innerhalb der Mauern dieser Burg? Hatte Chade mir das sagen wollen? Nein. Mein Verstand ruderte und wühlte durch den Gedankenwust wie eine Ratte in einem Regenfass. Wenn ich nur mit jemandem sprechen könnte, mit irgendjemandem. Ich zwang die in mir aufsteigende Panik nieder, wurde wieder ruhiger und vernünftiger und fand endlich einen Anhaltspunkt. Nachtauge. Er war am verabredeten Ort gewesen und hatte sie zu Burrich geführt.
    Mein Bruder? Ich spürte nach ihm.
    Ich bin hier. Ich bin immer hier.
    Erzähl mir von jener Nacht.
    Welcher Nacht?
    Die Nacht, in der du die Menschen aus der Burg zum Herzen des Rudels geführt hast.
    Ah. Ich merkte, wie er sich bemühte. Er sah die Dinge nach
Wolfsart. Getan war getan. Er plante nicht weiter voraus als bis zur nächsten Beute, erinnerte sich an so gut wie nichts, was vor einem Monat oder einem Jahr geschehen war, außer es betraf unmittelbar sein eigenes Überleben. Deshalb erinnerte er sich auch noch an den Käfig, aus dem ich ihn gerettet hatte, doch wo er vor vier Nächten gejagt hatte, das war vergessen. Desgleichen blieben nur die größeren Dinge in seinem Gedächtnis haften: ein ertragreicher Kaninchenpfad, eine Quelle, die im Winter nicht zu fror, doch Einzelheiten, zum Beispiel wie viele Kaninchen er vor drei Nächten getötet hatte, wurden als unnützer Ballast verworfen. Ich hielt den Atem an und wartete.
    Ich habe sie alle zum Herzen des Rudels gebracht. Ich wünsche, du wärst hier. Ich habe eine Stachelschweinborste in meiner Lippe. Ich kann sie mit der Pfote nicht herausbringen. Es tut weh.
    Und wie ist das passiert? Trotz meiner Lage musste ich lächeln.
    Obwohl er die Ge fahr kannte, war er nicht fä hig gewesen, dem fetten, watschelnden Geschöpf zu widerstehen.
    Das ist nicht komisch.
    Ich weiß. Er hatte Recht, es war nicht komisch. Eine Stachelschweinborste war ein scheußlicher, mit Widerhaken versehener Quälgeist, der sich im mer tie fer in die Haut bohrte und eiternde Wunden verursachte. Ausgerechnet an der Schnauze konnte die Verletzung ihn durchaus auch da ran hindern zu jagen. Ich richtete meine Gedanken auf sein Problem. Bis ich es für ihn gelöst hatte, würde er nicht in der Lage sein, an etwas anderes zu denken. Rudelherz würde dir helfen, wenn du ihn bittest. Du kannst ihm vertrauen.
    Er hat mich geschubst, als ich zu ihm sprach. Aber dann hat er zu mir gesprochen.
    Wirklich?
    Ein mühsames Ordnen von Gedanken. In jener Nacht. Als ich sie
zu ihm führte. Er sagte zu mir: Bring sie her, wo ich bin, nicht zu dem Fuchsbau.
    Denk mir den Platz, zu dem ihr gegangen seid.
    Das fiel ihm schwe rer, doch in mei nem Kopf erschien ein Bild der verlassenen und schneebedeckten Straße, Burrich saß auf dem Rücken von Rötel, Rußflocke ging da neben. Ich sah das Weibchen und den Geruchlosen, wie sie für ihn hießen. An Chade erinnerte er sich deshalb so gut, weil der ihm ei nen saftigen Fleischknochen als Geschenk zum Abschied mitgegeben hatte.
    Haben sie miteinander gesprochen?
    Mehr als genug. Ich habe sie ihrem Gejaule überlassen.
    Es war sinnlos, weiter in ihn zu dringen. Mehr Informationen konnte er mir nicht geben. Es musste genügen, dass ich nun wusste, dass unser Plan in der letzten Minute drastisch geändert worden war. Seltsam. Ich war bereit gewesen, für Kettricken mein Leben hinzugeben, aber dass sie nun auch noch mein Pferd hatte, machte mir zu schaffen. Dann fiel mir ein, dass ich wahrscheinlich nie wieder auf einem Pferd reiten würde, außer auf meinem letzten Weg zum Galgen. Wenigstens war Rußflocke mit jemandem gegangen, der mir lieb war. Und Rötel. Weshalb diese beiden Pferde? Und nur die se zwei? War es Bur rich nicht mög lich

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