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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mir entgegen, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Als er den Kopf hob und unsere Blicke sich trafen, wurde er bleich, machte kehrt und hastete dorthin zurück, woher er gekommen war. Gut für ihn. Ich spürte, wie der Zorn in mir sich zur Weißglut steigerte. Der Wind zerrte an meinem Haar und wollte mich frieren machen, aber ich ging berauscht von meinem Hass nur umso schneller. Doch er lockte mich weiter, und ich folgte ihm wie der Witterung von frischem Blut.
    Ich bog um die Ecke und fand mich am Rand des Marktplatzes wieder. Vor der Drohung des aufziehenden Wetters packten die fliegenden Händler ihre auf Decken und Matten ausgebreiteten Wa ren zusammen. Die wohlhabenden Kaufleute ver rammelten ihre Buden. Ich ging daran vorbei. Passanten wichen zur Seite und machten einen Bogen um mich, ich scherte mich nicht um ihre be fremdeten, erschrockenen Bli cke. Ich kam zum Platz des Tierhändlers und stand plötz lich mir selbst von An gesicht zu Angesicht gegenüber.
    Er war mager und hatte kalte schwarze Augen, die mich tückisch musterten. Blanker Hass schlug mir von ihm entgegen. Unsere Herzen schlugen im gleichen Takt. Ich fühlte meine Oberlippe zucken, als wollte sie sich kräuseln und mei ne armseligen Menschenzähne entblößen. Sofort beherrschte ich meine Züge und bezwang gewaltsam den Aufruhr meiner Gefühle, aber der räudige junge Wolf in dem Käfig starrte mich an und zeigte drohend sein Gebiss. Ich hasse dich. Ich hasse euch alle. Komm doch, komm näher. Ich werde dich töten. Ich werde dir die Kehle aufreißen, ich werde dein Blut trinken. Ich hasse dich.
    »Willst du etwas?«
    »Blut«, sagte ich geistesabwesend. »Ich will dein Blut.«

    »Wie?«
    Ich riss meinen Blick von dem Wolf los, um den Mann anzusehen. Eine schmierige, heruntergekommene Gestalt. Er stank, und bei El, wie er stank! Nach Schweiß und schlechtem Essen und seinen eigenen Exkrementen. Seine Kleider waren aus schlecht gegerbtem Leder, und ihr übler Geruch vermischte sich mit den Ausdünstungen seines Körpers. Er hatte kleine Frettchenaugen und grausame, schmutzige Hände und einen messingbeschlagenen Eichenknüppel am Gürtel. Ich konnte mich kaum zu rückhalten, den verhassten Knüppel zu packen und dem Mann den Schädel einzuschlagen. Er trug derbe Stiefel an den Füßen, die mit leidlose Tritte auszuteilen pflegten. Jetzt trat er dicht an mich heran, und ich krallte die Hände in meinen Umhang, damit ich ihn nicht tötete.
    »Wolf«, stieß ich hervor. Meine Stimme klang kehlig, gepresst. »Ich will den Wolf.«
    »Bist du dir si cher, Junge? Das ist ein wilder Bursche.« Er gab dem Käfig einen Stoß mit dem Fuß, und ich warf mich gegen die hölzernen Stangen und schnappte nach ihm, und es tat weh, aber das wollte ich ertragen, wenn ich nur einmal die Zähne in sein Fleisch schlagen könnte, ah, ich würde es ihm von den Knochen reißen und nie mehr loslassen.
    Nein. Geh weg. Verschwinde aus meinem Kopf. » Ich weiß, was ich will«, beschied ich den Händler barsch und verschloss mich den Gefühlen des Wolfs.
    »Weißt du das, ja?« Der Kerl versuchte seine Erfolgschancen einzuschätzen. Meine offensichtlich zu kleinen Kleider gefielen ihm nicht, ebenso wenig mein jugendliches Alter, doch ich nahm an, dass er den Wolf schon eine ganze Weile mit sich he rumschleppte. Er hatte wohl gehofft, mit dem Welpen ein gutes Geschäft zu machen; nun, da das Tier größer wurde und mehr Futter brauchte, aber nicht bekam, war er wahrscheinlich froh, überhaupt
noch etwas herauszuschlagen. »Wofür willst du ihn denn haben?«, erkundigte er sich ohne großes Interesse.
    »Für den Kampfplatz«, antwortete ich oben hin. »Es ist nicht viel an ihm dran, aber vielleicht taugt er noch für etwas Unterhaltung.«
    Der Wolf sprang plötz lich geifernd und mit ge fletschten Zähnen gegen die Gitterstäbe. Ich töte sie, ich töte sie alle, reiße ihre Kehle auf, zerfetze ihren Bauch …
    Sei still, wenn du deine Freiheit wiederhaben willst. Ich stemmte mich gedanklich gegen ihn, und das Tier sprang zu rück wie von einer Biene gestochen. Es zog sich in den hintersten Winkel seines Käfigs zurück und kauerte sich mit eingekniffenem Schwanz dort nieder.
    »Hundekämpfe, wie? Na, dafür ist er ge nau richtig.« Wieder stieß der Mann mit der Stiefelspitze gegen den Käfig, aber der Wolf reagierte nicht. »Er wird dir ei niges an Wettgewinnen einbringen. Der Bursche ist wilder als ein Viel fraß.« Damit trat er noch fester gegen den Käfig. Und der

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